Dschungelkind - So. 10.07. - ARD: 23.35 Uhr

Albtraum und Abenteuerland

30.06.2022 von SWYRL/Jasmin Herzog

Verfilmung des Romans von Sabine Kuegler: In "Dschungelkind" schreibt sie über ihre Kindheit im Dschungel von Papua-Neuguinea. Das Erste zeigt den Film erneut.

Die Umgebung prägt ein Kind. Zu diesem Thema hat Sabine Kuegler 2005 einen Bestseller über ihre Kindheit im Urwald von Papua-Neuguinea geschrieben. "Dschungelkind" erzählt die Geschichte eines Mädchens, das sich in verschiedenen Welten zurechtzufinden versucht. Für die Rolle der Eltern in der gleichnamigen Leinwandadaption aus dem Jahr 2011, die das Erste nun erneut zeigt, wurden Nadja Uhl und Thomas Kretschmann von TV-Regisseur Roland Suso Richter ("Mogadischu", "Dresden") verpflichtet. Namen, die für Qualität im deutschen Film stehen. Doch entscheidend sind bei diesem Drama zwei andere, zum Zeitpunkt der Dreharbeiten unbekanntere Personen.

Es sind die zwei Schauspielerinnen, die die Hauptfigur Sabine darstellen. Sina Tkotsch, die durch Fernsehreihen wie "Das Traumschiff" oder die Neuauflage von "Ein Fall für Zwei" inzwischen allgemein bekannt ist, zieht als das 16-jährige Dschungelkind das Publikum in den Film. Sie verspricht nicht viel, nur dass sie eine Geschichte von der Schönheit des Lebens erzählen will. Und ihr Gesicht, ihre weiche Ausstrahlung machen einen neugierig. Wunderbarerweise wird Sina Tkotsch in der Rückblende durch Stella Kunkat ("Romy") ersetzt, die in der Tat genauso beeindruckend ist in der Rolle des jüngeren Dschungelmädchens.

Sie kommt mit ihrer Spinne Bo und ihren Geschwistern Judith (Milena Tscharntke) und Christian (Tom Hoßbach) als Achtjährige in eine fremde Welt, deren Ursprünglichkeit ihr Leben prägen wird. Ihre ältere Schwester fühlt sich fremd, doch die beiden Jüngeren erleben den Dschungel als Abenteuerspielplatz. Etwas ernster betrachtet ihre Mutter Doris (Uhl) die Situation. Der Häuptling der Fayu und sie werden wohl keine Freunde werden. Doch die Familie steht unter seiner Obhut, und Familienoberhaupt Klaus Kuegler (Kretschmann) will den Stamm erforschen.

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Ein Film, der Geduld verlangt

Für den Linguisten und erst recht für seine Frau, die Krankenschwester ist, sind die Rituale der Fayu fremd und Furcht einflößend. Die Tatsache, dass Männer Frauen besitzen, Rache als gegeben ansehen und den Tod als Allmacht, gegen die man sich nicht wehrt, beschwört Konflikte zwischen Gästen und Gastgeber.

Sehr geduldig verweilt die Kamera an den paradiesischen Orten. Aber nicht nur, um schöne Bilder zu liefern: Roland Suso Richter will die Konfrontation der Kulturen bedächtig erzählen, sehr viel erklären und Verständnis schaffen. Die Kueglers und der Stamm werden viele Jahre miteinander leben und einander akzeptieren lernen. Darüber hinaus erlebt Sabine eine Kindheit in der Natur und bekommt durch Zufall einen weiteren Bruder. Ihre Mutter pflegt Auri (Emmanuel Simeon), einen zum Sterben ausgesetzten Jungen des verfeindeten Stamms, gesund. Fortan lebt er bei ihnen und empfindet als junger Erwachsener mehr für Sabine.

"Dschungelkind" besitzt keine wirkliche Dramaturgie, besteht eher aus Episoden und hat trotz seiner geduldigen Erzählweise seine Schwächen. Während die Kinder mit großer Selbstverständlichkeit agieren, holpert es überraschenderweise bei Uhl und Kretschmann öfter. Bisweilen wirken ihre Charaktere etwas gestelzt, ja hölzern. Dem Publikum verlangt die in Malaysia gedrehte Produktion sicher Geduld ab, erzählt aber auch viel zwischen den Zeilen und schwingt sich nicht zum Richter über die Kulturen der Welt auf.

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