An diesen Filmemachern scheiden sich die Geister
Manchmal ist es nur ein sehr schmaler Grat zwischen Genie und Wahnsinn - das beweisen Filmemacher wie Alejandro Jodorowsky (Bild), Christopher Nolan und andere Regisseure, die das Publikum spalten.
© 2007 ABKCO Films, a division of ABKCO Music & Records Inc., www.abkco.com Zack Snyder
Zack Snyder, der am 1. März 55 Jahre alt wird, gilt als Hollywoods Experte für Comic-Verfilmungen. Wobei Snyder immer wieder spaltet. Etwa mit dem Historiengemetzel "300", dem nicht nur historische Ungenauigkeit vorgeworfen wurde, sondern auch die negative Darstellung der persischen Kultur. Und dann ist da noch "Batman v Superman: Dawn of Justice" - von Fans wahlweise als Kult verehrt oder als Schrott geschmäht.
© Tolga Akmen/Anadolu Agency/Getty ImagesDavid Lynch
Sein "Mulholland Drive" gilt vielen Filmkritikern als bester Film des 21. Jahrhunderts. Worum es in dem düsteren Thriller geht? Gute Frage. Denn wie so oft bei David Lynch ist die Handlung auch hier maximale Interpretationssache, der man höchstens mit tiefer Meditation auf den Grund gehen kann. Das macht auch andere Werke wie "Twin Peaks" oder "Lost Highway" so genial - oder, je nach Sichtweise, so abstrus.
© Getty Images/Antony JonesGaspar Noé
Er lässt seine Hauptdarsteller frontal in die Kamera ejakulieren ("Love" - in 3D!) und erzählt eine Liebesgeschichte, die in einem ultrabrutalen Mord gipfelt, einfach rückwärts und in schwindelnd machenden Bildern, die das Publikum zum Brechen bringen ("Irreversible"): Kaum ein Regisseur der Gegenwart weiß so gezielt zu provozieren wie der Argentinier Gaspar Noé.
© Getty Images/Pascal Le SegretainChristopher Nolan
Zum Start von Christopher Nolans "Tenet" gestand der Produktionsdesigner des Films, dass er das Drehbuch fünfmal durcharbeiten musste, bis er wusste, worum es eigentlich geht. Ähnlich hilflos dürfte sich manch Zuschauer gefühlt haben - und sich an andere komplexe (man könnte auch sagen: völlig konfuse) Nolan-Werke wie "Inception" erinnert gefühlt haben.
© Getty Images/Andreas RentzPier Paolo Pasolini
Sein Meisterwerk "Die 120 Tage von Sodom" gilt als einer der umstrittensten Filme der Geschichte: Kurz vor Veröffentlichung des Films, der allegorisch den Faschismus verarbeitet, wurde Regisseur Pier Paolo Pasolini (1922-1975) ermordet. Die Umstände seines Todes - Pasolini war überzeugter Kommunist, noch dazu schwul - wurden nie wirklich aufgeklärt.
© Evening Standard/Hulton Archive/Getty ImagesTinto Brass
Große Kunst oder billiger Schmuddelfilm? Bei Tinto Brass lag das oft im Auge des Betrachters. "Caligula" mischte eine hoch spekulative Erzählung des Lebens des römischen Imperators mit Hardcore-Szenen, Spätwerke wie "Paprika" konnte man als peinliche Altherrenfantasie sehen oder als eben etwas schlüpfrige Sittengemälde.
© Getty Images/Gareth CattermoleLeni Riefenstahl
Leni Riefenstahl (1902-2003) drehte für die Nazis die Propagandafilme über die Olympischen Spiele in Berlin (Bild) und über den Reichsparteitag in Nürnberg ("Triumph des Willens"). Dass sie eine glühende Anhängerin Hitlers war, stritt sie später dennoch immer wieder ab. Filmtechnisch betrachtet gelten ihre perfiden Werke allerdings als bahnbrechend.
© Keystone/Hulton Archive/Getty ImagesMichael Haneke
Sein Publikum schont Michael Haneke grundsätzlich nie. Der Österreicher beschäftigte sich in "Benny's Video" und "Funny Games" mit der Sinnlosigkeit des Tötens, in "Das Weiße Band" mit dem menschenverachtenden Klima im Deutschland vor Beginn des Ersten Weltkriegs und rührte mit "Liebe" die Oscar-Academy zu Tränen.
© Getty Images/Antony JonesUlrich Seidl
Vielen Österreichern gilt Ulrich Seidl als Nestbeschmutzer Wer Filme wie "Im Keller" oder "Hundstage" gesehen hat, versteht warum. Denn Seidl versteht es wie kein Zweiter, die dunklen Seiten seines Heimatlandes zu entblößen - schamlos, voyeuristisch, ehrlich. Wobei: Oftmals ist nicht klar, was in Seidl-Filmen, die meist einen dokumentarischen Anstrich haben, nun echt ist und was inszeniert.
© Getty Images/Ian GavanAlejandro Jodorowsky
Auch wenn seine Version von "Dune" nie das Licht der Welt erblicken sollte: Mit Filmen wie "El Topo" und "Der heilige Berg" prägte der Chilene Alejandro Jodorowsky das Underground-Kino wie kein anderer. Die Werke des selbsterklärten Psychomagiers sind psychedelische Trips ins Unterbewusstsein und dabei so wunderschön wie verstörend.
© Vittorio Zunino Celotto/Getty ImagesJohn Waters
Die Filme des Amerikaners John Waters sprengen regelmäßig die Grenzen des guten Geschmacks - man erinnere sich an "Pink Flamingos" von 1972, in dem Hauptdarstellerin Devine Geschlechtsverkehr mit einem Huhn hat und zum großen Finale warmen Hundekot verspeist. Später drehte Waters dann in Hollywood - "Cry-Baby" mit Johnny Depp und "Serial Mom" mit Kathleen Turner.
© Getty Images/Stefania M. D'AlessandroTerrence Malick
Nach zwei gefeierten Filmen in den 70-ern ("Badlands", "In der Glut des Südens") tauchte der US-Amerikaner Terrence Malick für viele Jahre unter, um 1998 mit dem Kriegepos "Der schmale Grat" ein fulminantes Comeback zu feiern. Seitdem dreht er wieder mit schöner Regelmäßigkeit Arthouse-Filme ("The Tree of Life", "Song to Song"), die man wahlweise meisterhaft oder aber auch nur stinklangweilig finden kann.
© Gary Miller/FilmMagicNicolas Winding Refn
Buh, hier kommt der Kinoschreck: Der Däne Nicolas Winding Refn machte sich mit seiner ultrabrutalen "Pusher"-Trilogie einen Namen und schrieb 2011 mit dem unglaublich stylishen "Driver" Filmgeschichte. Danach aber wurde es zunehmend seltsam - "Only God Forgives" und "The Neon Demon" waren zwar schön anzusehen, nach Meinung vieler Kritiker aber auch ziemlich hohl.
© Getty Images/John PhillipsLars von Trier
Lars von Trier ist so etwas wie die Mensch gewordene Definition des Wortes "enfant terrible". Der Däne sorgte nicht nur mit umstrittenen Hitler-Äußerungen für Aufsehen, sondern vor allem auch mit seinen Filmen - zuletzt mit der Gewaltorgie "The House That Jack Built", davor mit dem hochkarätig besetzten Kunstporno "Nymphomaniac" oder dem Psychohorror "Antichrist", in dem sich Charlotte Gainsbourg mit einer rostigen Schere an die Geschlechtsteile geht.
© Getty Images/Matthias NareyekM. Night Shyamalan
"The Sixth Sense" war ein Meisterwerk, keine Frage. Was M. Night Shyamalan danach drehte, ließ Publikum und Kritik hingegen nicht selten verzweifeln. Ist das Ende von "The Village - Das Dorf" nun genial oder billiger Budenzauber? Auch an "Glass" schieden sich die Geister - wie vielleicht auch an "Old", Shyamalans für dieses Jahr angekündigtem neuen Film.
© Getty Images/Pablo CuadraLarry Clark
Werke wie "Kids" und "Ken Park" machten Larry Clark zum Kultfilmer - auch, weil der US-Regisseur gezielt provozierte. Schließlich zeigte er sehr explizite Sexszenen mit Schauspielern, die Minderjährige darstellten. Seinem Thema bliebt er auch im Doku-Kurzfilm "Impaled" treu, in dem er unsichere junge Männer beim Casting für einen Hardcore-Film zeigte.
© Ernesto Ruscio/Getty ImagesOliver Stone
Oliver Stone ist der vielleicht politischste Filmemacher in Hollywood. Kein Wunder, dass er immer wieder aneckt, zuletzt vor allem mit seiner unkritischen Haltung Russland gegenüber (siehe "The Putin Interviews"). Umstritten waren auch seine Darstellung von George W. Bush in "W." und die Gewaltexzesse in "Natural Born Killers".
© Getty Images/Thomas NiedermuellerDarren Aronofsky
Darren Aronofsky mag's experimentell - und lässt so manch Zuschauer immer wieder kopfschüttelnd zurück. Schon mit seinem Erstlingswerk "Pi" über einen paranoiden Mathematiker wusste er zu verwirren - und was wollte er eigentlich mit dem Eso-Trip "The Fountain" sagen? "mother!", Aronofskys bislang letztes Werk, spaltete dann endgültig: Horror-Trash oder geniale Psychostudie?
© Dave Benett/Getty Images for CHAOSMel Gibson
Ein Bibelfilm, der spaltet, weil er zu brutal ist - das gibt es selten. Schauspieler Mel Gibson gelang dieses Kunststück mit seiner dritten Regiearbeit "Die Passion Christi", in der er die letzten Tage im Leben Jesu mit blutiger Präzision nachzeichnete. Noch grausamer war dann der Nachfolger "Apocalypto", ein Historienfilm, der die Maya als blutrünstige Barbaren darstellte.
© John Phillips/Getty Images