Sänger, Maler, "kritischer Citoyen"

Austropop-Legende und Universalkünstler: Österreich trauert um Arik Brauer

25.01.2021 von SWYRL

Österreich hat eine große Künstlerpersönlichkeit verloren: Arik Brauer galt nicht nur als Mitbegründer der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus", sondern auch des Austropop. Am Sonntagabend verstarb der jüdische Universalkünstler im Alter von 92 Jahren.

Manche Menschen sind mit vielerlei Talent gesegnet, Arik Brauer gehörte zweifellos dazu. Der österreichische Universalkünstler war sowohl als Maler und Grafiker aktiv wie auch als Bühnenbildner und Sänger. Am Sonntagabend ist die geschätzte Künstlerpersönlichkeit im Alter von 92 Jahren im Kreis ihrer Familie verstorben, wie diese der österreichischen Nachrichtenagentur APA mitteilte. Brauer hat Spuren hinterlassen: Der jüdische Künstler zählte zu den Hauptvertretern der "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" - bis heute hängen seine farbenfrohen Ölbilder weltweit in Museen. Zudem gilt er als Mitbegründer des Austropop.

Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Arik Brauers Schaffen. Er sei ein Ausnahmekünstler, der mit Antisemitismus, Verfolgung und Mord während der Nazizeit auf- und zu einem "kritischen Citoyen" herangewachsen sei. Brauer habe seine Stimme für "Freiheit, Demokratie und Solidarität erhoben". Während Brauer die NS-Zeit in ärmlichen Verhältnissen überlebte und sich die letzten Kriegsmonate gar im Garten eines Verwandten verstecken musste, wurde sein Vater in der Gaskammer ermordet. Nach den Schrecken dieser Zeit ging er direkt an die Akademie der Bildenden Künste - eine Einrichtung, die er später als Professor wieder beehrte.

Arik Brauer selbst sah sich in erster Linie als Maler. Gemeinsam mit Freunden begründete er die "Wiener Schule des Phantstischen Realismus". Kommerziell war die Strömung, die Ähnlichkeiten mit dem Surrealismus aufweist, erfolgreich, allerdings wurde in manchen Kunstkreisen auch die Nase gerümpft. Noch bevor ihm mit der Malerei - nach eigenen Angaben seine Berufung - der große Durchbruch gelang, startete er als Sänger durch. In den 70er-Jahren gehörte er zu den Gründervätern des Austropop. Kritische Protestlieder im Wiener Dialekt wie "Sie hab'n a Haus baut" waren bei allen deutschsprachigen Radiosendern zu hören.

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"Was ich machen wollte, habe ich ungefähr schon gemacht"

In der Hoffnung auf eine bessere Welt hing er zeitweilig kommunistischen Ideen an. Während er sich von diesen wieder lossagte, bezeichnete er sich stets als Feminist. Arik Brauer kam viel rum in der Welt: Er stand in Wien auf der Bühne, lebte aber auch zeitweilig als Tänzer in Israel. Gemeinsam mit seiner Frau - aus der Ehe gingen drei Töchter hervor - bildete er zudem ein Gesangsduo in Paris, bis er wieder zurückkehrte.

"Ich bin in so einem Rauschzustand, dass ich mich nicht belästigen will mit zusätzlichen Drogen", erklärte Brauer, der mit Exzessen nicht viel anfangen konnte, vor seinem 90. Geburtstag. "Was ich machen wollte, habe ich ungefähr schon gemacht. Ich bin ein glücklicher Mensch", so der Universalkünstler, der abwechselnd in Österreichs Hauptstadt und einem israelischen Künstlerdorf lebte.

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