Zum Start von "Blood Red Sky"

Blutleerer Vampirschocker bei Netflix: "Blood Red Sky" startet

19.07.2021 von SWYRL/Julian Weinberger

Netflix lädt zum Horrortrip über den Wolken: Nachdem ein Flugzeug von Terroristen gekapert wird, zeigt Peri Baumeister im Vampirschocker "Blood Red Sky" Zähne.

Nadja (Peri Baumeister) wankt, sie atmet schwer und ist blass wie eine weiße Wand. Dass etwas nicht stimmt mit dieser jungen Frau, ist im Netflix-Film "Blood Red Sky" (ab 23. Juli) schon nach wenigen Minuten klar. Nach New York will sie. Dort soll ein Arzt mit besonderen Methoden ihr "böses Blut" behandeln, wie Nadjas Sohn Elias (Carl Koch) am Flughafen, kurz vor Abflug, dem Passagier Farid (Kais Setti) erklärt. Um Krebs oder eine ähnliche bekannte Krankheit handelt es sich im deutschen Schocker jedoch keineswegs ...

Regisseur Peter Thorwarth ("Der letzte Bulle") fackelt in seinem Zweistünder nicht lange. Nach einer 20-minütigen, inhaltlich recht belanglosen Ouvertüre wird deutlich: Ein normaler Flug, bei dem Wetterkapriolen das schlimmstmögliche Übel sind, erwartet die Passagiere von Transatlantic 473 beileibe nicht. Eine Gruppe von Terroristen um Anführer Berg ("Prison Break"-Star Dominic Purcell) und den durchgeknallten Sadisten Eightball (Alexander Scheer) übernimmt die Kontrolle über den Flieger.

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Vom Bluthunger getrieben

Und die Kriminellen kennen kein Pardon - was Nadja schmerzvoll erfahren muss. Weil sie entgegen der Anweisungen von ihrem Stuhl aufsteht, richtet Eightball sie kaltblütig mit fünf Schüssen hin. Tot ist Nadja aber nicht - was wäre das auch für ein Film, in dem die Hauptfigur nach einer halben Stunde die Bühne verlässt. Stattdessen kommt die junge Frau ungeachtet der Schusswunden zu sich und kämpft sich in den Frachtraum durch.

Dort lüftet Thorwarth dann auch das dunkle Geheimnis seiner Hauptfigur: Sie ist eine Vampirin. Kaum hat sie das erste unschuldige Hündchen und den ersten bösen Terroristen ausgesaugt, ist Nadja mächtiger denn je - und macht sich auf, das gekaperte Flugzeug zu befreien und vor allem ihren Sohn zu schützen.

Nach der Verwandlung in eine furchteinflößende Bestie - imposante Fangzähne, lange Fingernägel, eine Glatze und spitze Ohren inklusive - ist bis auf wenige Anflüge auch die liebende Mutter passé. Gleiches gilt für die unbeholfenen Versuche, dem B-Movieschocker mittels Rückblenden einen ernsten Unterboden und den Anstrich eines Familiendramas zu verleihen. Statt pseudophilosophischen Einschüben setzt Regisseur Peter Thorwarth nach dem ersten Filmdrittel auf wilde Verfolgungsjagden durch das beengte Flugzeug, recht explizit bebilderte Gewaltorgien und effekthascherische Beißattacken.

Starker Kinderschauspieler

Des Weiteren baut der Filmemacher den Terroristen Eightball zum irren Antagonisten auf. Zu Beginn meint man noch "Joker"-ähnliche Wesenszüge zu erkennen, doch die wirren Ideen Thorwarths, der auch das Drehbuch zu "Blood Red Sky" lieferte, unterbinden den zunächst vielversprechenden Auftritt von Alexander Scheer (zuletzt in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"). Überhaupt stimmt in "Blood Red Sky" wenig bis gar nichts - von der schwachen Storyline über die oberflächliche Figurenzeichnung bis zu den dürftigen schauspielerischen Leistungen.

Auch Hauptdarstellerin Peri Baumeister, die in Netflix' HipHop-Serie "Skylines" auf ganzer Linie überzeugte, ist in dem inhaltlich blutleeren Vampirschocker nicht recht viel mehr vergönnt, als über weite Strecken die Zähne zu fletschen oder panisch nach ihrem Sohn zu rufen. Immerhin: Nachwuchsschauspieler Carl Koch ist ein Lichtblick im Horrortrash. Ihm gehört die atmosphärisch stärkste Szene des Films, als er von seiner Mutter zurückgewiesen wird und sich pure Verzweiflung in seinem Gesicht widerspiegelt.

Unterm Strich ist "Blood Red Sky" aber eine einzige Enttäuschung und erweitert die bislang inspirationslose Reihe an deutschen Eigenproduktionen von Netflix. Nach der kitschigen Liebesschnulze "Isi & Ossi", der Möchtegern-Hommage an "The Wolf of Wall Street", "Betonrausch", und dem Rennfahrer-Mumpitz "Asphalt Burning" geht das Warten nach einem gelungenen Filmbeitrag aus Deutschland weiter.

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