Moskau 1941 - Stimmen am Abgrund - Mo. 18.10. - ARD: 23.35 Uhr

Chaotische Abwehr

16.10.2021 von SWYRL/Wilfried Geldner

Moskau - vom 1. Januar bis in den Dezember 1941. Anhand von wiederentdeckten Tagebuchnotizen und Moskauer Archivaufnahmen zeichnet diese Dokumentation die Ängste der Bevölkerung vor einem Einmarsch der Deutschen und dessen chaotische Abwehr nach.

"Ich habe heute auf einer Studentenparty gefeiert. Wir hatten viel Spaß, alle waren zuversichtlich, dass 1941 ein gutes Jahr wird." Das ist der erste Tagebucheintrag einer Moskauer Studentin vom 1. Januar 1941. Chronologisch und kommentarlos berichtet der "Dokumentarfilm im Ersten" von Artem Demenok (ARD / RBB) von der Kriegsangst der Moskauer Bevölkerung und von den folgenden zunächst chaotischen Vorbereitungen auf den Abwehrkrieg.

Wiederentdeckte Tagebücher von Schülern und Studenten, aber auch vom deutschen Botschafter in Moskau sowie von russischen Schriftstellern und Intellektuellen zeichnen ein ergreifend deutliches Bild der Lage in Moskau bei Kriegsausbruch. Noch Anfang Januar wird ein letztes Abkommen zum Hitler-Stalin-Pakt geschlossen, das in der russischen Hauptstadt trügerische Hoffnung weckt. Zugleich werden auf Wohnungssuche befindliche Einwohner Moskaus nicht von der Regierung der Stadt empfangen. Die Deutschen bombardieren inzwischen London und fallen in westlichen Ländern ein, während der deutsche Botschafter von der Schulenburg die Regierung in Moskau vergeblich zu warnen versucht.

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Mit der Dauerwelle Abschied von der Jugend

Dynamo Moskau spielt gegen Spartak, die Studentin vom Anfang nimmt an ihrem 20. Geburtstag mit ihrer ersten Dauerwelle "Abschied von der Jugend". Noch vor dem deutschen Überfall am 22. Juni auf Russland trifft eine US-Reporterin vom "Life"-Magazin mit ihrem Mann in Moskau ein, "um die Flut des Krieges in Wort und Bild festzuhalten". Die Stadt gleicht einem Ameisenhaufen, auf den Straßen bricht Chaos aus, heißt es in den Tagebuchberichten. Doch die Deutschen zögern mit dem Angriff, als Stalin im Oktober gelassen die Evakuierung Moskaus befiehlt, so als sage er: "Zeit zum Mittagessen!", wie einer der Zeitzeugen schreibt.

Dem 1962 in Wladiwostok geborenen Filmwissenschaftler und Grimme-Preisträger Artem Demenok ist mit "Stimmen am Abgrund" eine erstaunlich unpathetische Nahaufnahme vom Leben in Moskau vor dem deutschen Überfall und vom wachsenden Widerstand nach Ausbruch des Krieges gelungen. Spielfilmausschnitte der Zeit, unter anderem drastische Szenen aus Sergej Eisensteins Widerstandsepos "Alexander Newski", verdeutlichen dabei die allmähliche Eskalation der Kriegsgefahr im Jahr 1941.

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