GOTT von Ferdinand von Schirach

Darf ein gesunder Mensch freiwillig sterben? So stimmten die ARD-Zuschauer ab

23.11.2020 von SWYRL

Ein körperlich gesunder 78-Jähriger will nicht mehr leben. Darf ihm seine Ärztin ein tödliches Medikament verabreichen? Diese Frage diskutierte der starbesetzte Ethikrat in der ARD-Adaption von Ferdinand von Schirachs "GOTT". Entscheiden sollten am Ende die Zuschauer per Abstimmung - und sie taten es mit eindeutiger Mehrheit.

Darf ein körperlich gesunder 78-Jähriger mit Hilfe seiner Ärztin freiwillig aus dem Leben scheiden? Für die Zuschauer, die am Montagabend im Ersten die Ferdinand-von-Schirach-Verfilmung "GOTT" sahen, steht fest: Ja. 70,8 Prozent des Publikums sprachen sich per Telefon- und Online-Abstimmung dafür aus, 29,2 Prozent dagegen. Zuvor hatte in der TV-Adaption des bekannten Theaterstücks ein starbesetzter Ethikrat über Für und Wider eines solchen Suizids debattiert - die Entscheidung jedoch lag in den Händen der Zuschauer.

Ging es in von Schirachs "Terror" noch darum, ob man Menschen töten darf, um eine viel größere Anzahl von ihnen zu retten, drehte sich die komplexe moralische Debatte in "GOTT" um den Sterbewunsch eines 78-Jährigen: Darf der gesunde Mann (in der TV-Adaption: Matthias Habich), der nach dem Tod seiner geliebten Frau nicht mehr leben will, von seiner Ärztin (Anna Maria Mühe) ein tödliches Medikament verlangen? Und muss sie es ihm geben? Der Fall des Sterbewilligen wurder exemplarisch vor dem Deutschen Ethikrat diskutiert. Wie das Stück spielte auch der Film komplett im Verhandlungssaal. Strittig war dabei nicht die Frage, welche Formen von Sterbehilfe für Ärzte straffrei sind, sondern ob Mediziner dem Patientenwunsch eines Lebensmüden gerecht werden müssen - egal ob jung, alt, gesund oder krank.

Drei Sachverständige traten auf und beleuchteten das Thema aus unterschiedlicher Perspektive: Ethikrat-Mitglied Dr. Keller (Ina Weisse) befragte sie und ließ Experten wie die Verfassungsrechtlerin Professor Litten (Christiane Paul), Ärztekammer-Chef Sperling (Götz Schubert) und Bischof Thiel (Ulrich Matthes) zu Wort kommen. Auch der Anwalt des sterbewilligen Herrn Gärtner, gespielt von Lars Eidinger, befragte das Experten-Dreigestirn. Am Ende wendete sich die Ethikrat-Vorsitzende (Barbara Auer) direkt an das Publikum: Soll Richard Gärtner das tödliche Präparat bekommen, um sich selbstbestimmt das Leben zu nehmen? Wie auch mehrheitlich die Zuschauer nach den meisten Aufführungen auf der Bühne, stimmten die Fernsehzuschauer für den Wunsch des Mannes.

Unterm Strich war "GOTT" ein spannendes Gedankenexperiment über unsere persönliche Ethik des Lebens und Sterbens. Dass man als Zuschauer seine Meinung während der 90 Minuten mal mehr in die eine, mal in die andere Richtung wendete - herausfordert durch von Schirachs Gedanken-Architektur - ist eine bekannte Qualität des Autors.

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