Ziemlich russische Freunde - Fr. 27.11. - ARD: 20.15 Uhr

Das Meer steht still

24.11.2020 von SWYRL/Hans Czerny

Das "Topgrundstück im Weichbild der Landeshauptstadt" ist verkauft - Grund genug zum Feiern. Doch dann macht Viktor Galkin, Russe und Familienvater, eine Entdeckung: Unter dem Boden ist eine Weltkriegsbombe verborgen. Das Erste zeigt die charmante Culture-Clash-Komödie.

Bei Culture-Clash-Komödien zwischen Einheimischen und Einwanderern sind meist Hochzeiten zum Finale angesagt - vom "Fat Greek Wedding" bis zur "verrückten türkischen Hochzeit". Hier aber, in der ARD-Degeto-Komödie "Ziemlich russische Freunde", ist alles anders. Wenn der Notar launig kundtut: "Sie dürfen die Braut küssen!" ist erst einmal nur ein Grundstück verkauft. Mit dem "Küssen" sind die neuen Eigentümer, die (vormals) russischen Galkins gemeint, die vor Längerem nach Deutschland emigrierten und ihr dauerhaftes Glück noch immer gar nicht fassen können - bis eine Bombe hochgeht, welche die Galkins und die deutschen Weigels entzweit. Esther Gronenborn führte Regie in dieser namhaften besetzten Komödie.

Familienvater Viktor Galkin, vom Jevgenij Sitochin umwerfend gespielt, hat es sich nämlich in seinem Tatendrang nicht nehmen lassen, das "Topgrundstück im Weichbild der Landeshauptstadt" gleich mal mit der Raupe umzuschürfen und dabei eine rostige Weltkriegsbombe entdeckt. Immerhin gemeinsam graben Viktor und Bernd, sein deutsches Pendant (Oliver Mommsen), vorsichtig das Monstrum aus. Viktor, der Tüchtige, geht dann einen Schritt weiter. Soldatisch erprobt, befreit er mittels Videoanleitung eines Turbanträgers - "And always be careful!" - die Bombe vom Zünder.

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Zwischen Irina und Johannes passt kein Blatt Papier

Bis dorthin ist diese Komödie ein einziger Spaß. Nicht, weil mit Balalaika, Schostakowitsch und Tschaikowsky als Begleitmusik so prächtig auf die Pauke gehauen wird und die Vorurteile gleich auf dem Tablett serviert werden, mit Fisch und Eingelegtem samt dem in Strömen fließenden Wodka. Sondern eben auch, weil da nichts einfach mal so mit dem Zaunpfahl der Vorurteile eingerammt wird. Zudem funktioniert vor allem eine großartige Liebe auf den ersten Blick.

Zwischen Viktors Tochter Irina (Barbara Prakopenka) und Bernds Sohn Johannes (Anton von Lucke) passt fortan kein Blatt Papier mehr, da mag es zwischen den Russen und den Deutschen noch so viele kulturelle Differenzen geben. Die Geschichte (Buch: Michael Vershinin, Heino V. Kronberg) hält dank geschickter Zeitsprünge, akkurat gesetzter Witzeleien und vor allem gänzlich unschamhaft eingesetzter Telefonate zwischen den verschiedenen Generationen (vom Enkel bis zur Oma) das Tempo fast bis zum Ende durch.

Aber es fehlt eben auch nicht an einem schönen Schuss Romantik. Wirklich rührend, wenn sich im Aquarium einer Zoohandlung die Gesichter der Verliebten spiegeln, als es den von der Mama (Susanna Simon) mittels heimlicher Wodka-Entsorgung getöteten Zierfisch der russischen Familie zu ersetzen gilt. Mit solcherlei optischen Einfällen wird die so banale wie grausame Kostenfrage der Bombenentsorgung - das jüngste Vorbild in München-Freimann wird eigens zitiert - zumindest für eine Weile elegant in den Hintergrund des Geschehens gedrängt. Was aus der Bombenposse trotz letztlich fehlender Pointe eine wunderbar leichte Komödie macht, in der übrigens Wolfgang Stumph als Opa Reginald eine Nebenrolle spielt.

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