Maradona, die Legende
Er schoss das Tor des Jahrhunderts, wurde zum Fußballer des Jahrhunderts gewählt und wird von seinen Fans wie ein Heiliger verehrt: Die argentinische Legende Diego Maradona wird 60. Zum Jubeltag kann er auf große Erfolge zurückblicken - doch seine an Skandalen nicht arme Karriere war auch von Rückschlägen gezeichnet.
© 2020 Hulton Archive/Getty ImagesMaradona, der Jubilar
Einst hätten böse Zungen wohl behauptet, Maradona würde die 60 nicht erleben. All seinen Kritikern und Neidern beweist die Legende nun das Gegenteil - als lebendiger Mythos, dessen Laufbahn auch heute noch ihresgleichen sucht.
© Getty Images / 2010 FIFA World Cup Organising Committee South Africa/HandoutMaradona, das Kind aus armen Verhältnissen
Geboren wurde Diego Armando Maradona am 30. Oktober 1960 in Lanús als fünftes von acht Kindern und erster Sohn einer Arbeiterfamilie. Am südlichen Stadtrand von Buenos Aires wuchs er im Armenviertel Villa Fiorito auf. Entdeckt wurde er im Alter von neun Jahren von einem Talentscout.
© iStock / Split Second StockMaradona, der Verehrte
Im Viertel La Boca in Buenos Aires ehrt man Maradona seit Jahren als Volkshelden: Eine (zugegebendermaßen nicht gerade mit Ähnlichkeit überzeugende) Statue Maradonas blickt auf die Straßen, in denen seine Karriere Fahrt aufnahm - und später auch endete.
© iStock / venemama/venemamaMaradona, der Held von La Boca
In La Boca steht zudem eines der legendärsten Stadien der Welt: "La Bombonera", die Heimstätte des vielfachen argentinischen Meisters Boca Juniors, bei dem Diego Maradona ab 1981 zum Star heranreifte. Seine ersten Sporen hatte der er zuvor beim Verein Argentinos Juniors verdient. Wahnsinn: Mit 19 war Maradona bereits Südamerikas Jahresfußballer.
© iStock / Split Second StockMaradona, der Italiener
Verehrt - wie hier mit einem Schrein - wird Maradona auch in seiner zweiten Heimat im italienischen Neapel: Führte ihn der Wechsel nach Europa 1982 zunächst zum FC Barcelona, fand er beim SSC Neapel von 1984 bis 1991 Erfüllung - und bescherte dem Verein Meistertitel sowie 1989 den UEFA-Pokal. Die Fans danken es ihm bis heute mit Gottesvergleichen.
© Antonio Gravante/Antonio GravanteMaradona, der Heilige
Überhaupt wird Maradona wie ein Heiliger verehrt, vielen gilt er gar als Gott. In Rosario gründete sich die Iglesia Maradoniana (Kirche des Maradona), deren Anhänger den Star als "D10S" bezeichnen. "Dios" heißt Gott, 10 ist die legendäre Rückennummer Maradonas.
© 2020 Getty Images/Rodrigo ValleMaradona, der Nationalspieler
1977 spielte Maradona im Alter von 16 Jahren erstmals für die argentinische Nationalmannschaft, wurde zur WM 1978 im eigenen Land aber nicht nominiert. Erst vier Jahre später durfte er mit der "Albiceleste" eine Weltmeisterschaft bestreiten. Legendär wurde allerdings die WM 1986 in Mexiko ...
© 2016 Hulton Archive/Getty ImagesMaradona, die "Hand Gottes"
Sein "Wunder" mit der Linken machte ihn weltbekannt: 1986 bugsierte Diego Maradona bei der WM in Mexiko den Ball im Viertelfinale gegen England mit der Hand ins Tor. Angesprochen auf den Regelverstoß sagte er später seinen legendären Spruch: "Es war der Kopf Maradonas und die Hand Gottes".
© Allsport/Getty ImagesMaradona, der Reuige
Der britischen Zeitung "The Sun" erklärte Maradona 2008 während eines Interviews übrigens: "Wenn ich könnte, würde ich mich entschuldigen, zurückgehen und die Geschichte ändern."
© Denis Doyle/Getty ImagesMaradona, der Weltmeister
Kaum eine WM wurde so von einem Spieler dominiert wie jene 1986 in Mexiko von Maradona: Gegen England schoss er nicht nur das umstrittene Gottes-Tor, sondern auch das Tor des Jahrhunderts - mit einem göttlichen Dribbling von der Mittellinie. Im Finale gewann er mit Argentinien gegen Deutschland und wurde Weltmeister - zudem Spieler des Turniers.
© 2016 Hulton Archive/Getty ImagesMaradona, der Unvollendete
Die Copa America konnte Maradona übrigens nie gewinnen: 1979 schied er mit Argentinien in der Vorrunde aus, 1987 reichte es im eigenen Land nur zum vierten Rang, 1989 wurde er Dritter. Als Argentinien das Turnier 1991 und 1993 gewann, war Maradona nicht dabei - weil er verletzt war und aufgrund einer 15-monatigen Sperre.
© Getty ImagesMaradona, die tragische Figur
Die Sperre war Folge von Drogen- und Dopingvorwürfen; 1991 wurde Maradona bei einer Razzia in Neapel verhaftet. Vor Gericht wurde ihm unter anderem eine Entziehungskur auferlegt. Es sollte nur der Beginn einer ganzen Reihe von Skandalen und Exzessen sein.
© Getty Images / Simon BrutyMaradona, der Boxer
Für exzentrische Ausflüge ist Maradona immer zu haben: 1996 stieg er in Cordoba gegen den ehemaligen argentinischen Meister Falucho Laciar in den Boxring. Maradona schlug sich im wahrsten Sinne des Wortes gut: Nach drei Runden wurde der Kampf Unentschieden gewertet.
© Getty Images / Glenn Cratty / AllsportMaradona, der Rückkehrer
Bei den Boca Juniors fand Maradonas aktive Karriere schließlich ein Ende. 1995 feierte er bei seinem Herzensverein sein Comeback - aber ohne Erfolg. Einmal verschoss er fünf Elfmeter in Folge, zudem mehrten sich Dopingvorwürfe. Als ihm 1997 nach einem Spiel Kokain nachgewiesen wurde, kam er einer erneuten Sperre zuvor und beendete seine Laufbahn.
© 2020 Getty Images/Marcos BrindicciMaradona, der Abhängige
2000 begann die Leidensgeschichte des Maradona: Nach einer Überdosis Kokain erlitt Maradona einen schweren Herzinfarkt. In der Folge unterzog er sich ein halbes Jahr lang einer Entziehungskur auf Kuba. Vier Jahre später gingen die gesundheitlichen Probleme weiter, Maradona musste auf die Intensivstation und in eine Nervenklinik zur Rehabilitation.
© Getty ImagesMaradona, der Genesene
Maradonas Zustand besserte sich erst 2005 nach einer Entziehungskur. Vor allem eine Magenverkleinerung half ihm, sein chronisches Übergewicht in den Griff zu bekommen. Fortan war das Sorgenkind wieder mehr in der Öffentlichkeit zu sehen.
© 2005 Getty Images/MJ KimMaradona, der Sozialist
Bei der Kur auf Kuba ließ sich Maradona ein Che-Guevara-Tattoo stechen und schloss Freundschaft mit dem sozialistischen Staatsführer Fidel Castro. Aus seiner politischen Überzeugung machte Maradona nie einen Hehl - er unterstützte etwa linke Politiker wie Nestor Kirchner und Nicolas Maduro und protestierte gegen die US-Politik.
© 2020 Getty Images/Marcos BrindicciMaradona, der Fan
Und kaum eine Ex-Fußballlegende ist auch als Fan emotionaler als Diego Maradona: Regelmäßig verfolgte er die Spiele der argentinischen Nationalmannschaft, wie hier bei der WM 2006 gegen die Niederlande. Wut- und Freudenausbrüche inklusive.
© 2006 Getty Images/Mike HewittMaradona, der Familienmensch
Hier feiert Diego Maradona einen Sieg der Nationalelf bei der WM 2006 - gemeinsam mit seiner Familie. Apropos: Neben seinen bekannten Kindern hatte Maradona auch "überraschenden" Nachwuchs. Seinen Sohn Diego Armando jr. aus der Neapel-Zeit erkannte er erst 2016 an, 2019 bekannte er sich zu drei weiteren Kindern, aus der Zeit seiner Kur auf Kuba.
© 2006 Getty Images/Vladimir RysMaradona, der Experte
Wohl kaum einer kennt die Fußballwelt von so vielen Seiten. Kein Wunder also, dass Maradona auch als Fernsehexperte fungierte - so wie hier bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006.
© 2006 Getty Images/Clive MasonMaradona, der Trainer
Alles muss man selber machen: 2008 übernahm Diego Maradona die Rolle des argentinischen Nationaltrainers - und das ohne nennenswerte Coacherfahrung. Doch auch er beschied seinem Heimatland keine fußballerischen Erfolge: Bei der WM 2010 schied Maradona mit Argentinien im Viertelfinale gegen Deutschland aus - und wurde anschließend entlassen.
© 2008 Getty Images/Jamie McDonaldMaradona, der Sportbegeisterte
Auch für Sportarten abseits des Fußballs begeistert sich Diego Maradona regelmäßig - so wie hier bei der Rugby-WM 2015. Im Publikum erblicken konnte man die Legende auch schon bei diversen Tennis-Matches.
© 2015 Getty Images/Stu ForsterMaradona, der Partymensch
Diego Maradona, hier mit Ronaldo und Gianni Infantino bei der "FIFA Football Awards Show" 2017, weiß das Publikum regelmäßig mit seinem Sinn für Humor zu unterhalten. Ohnehin: Berüchtigt für seine wilden Partyexzesse war der argentinische Lebemann jahrelang.
© 2017 Getty Images/Michael SteeleMaradona, der Entertainer
Ausflüge ins Showbusiness liegen Diego Maradona ebenfalls nicht fern: 2005 etwa wagte er sich mit der Tanzsshow "Ballando con le stelle" ins italienische Fernsehen - und dort mit Tanzpartnerin Angela Panico aufs Parkett. In seiner eigenen argentinischen TV-Show "La Noche del 10" sprach er mit Promis aus aller Welt - darunter Pelé und Fidel Castro.
© 2005 Getty Images/Getty ImagesMaradona, der Medienliebling
Nicht nur aufgrund seiner Exzentrik stand Maradona oft im Scheinwerferlicht. Bereits ganze fünf Dokumentationen blickten in den vergangenen Jahren auf das Leben des Weltstars - zuletzt 2019 "Diego Maradona" von Asif Kapadia. Der große Regisseur Emir Kusturica widmete seinem Idol mit "Maradona by Kusturica" 2006 eine ganz persönliche Hommage.
© 2008 Getty Images/Jeff J MitchellMaradona, der Jahrhundertspieler
Ist er nun der Beste aller Zeiten? Die Internet-Abstimmung zum besten Spieler des vergangenen Jahrhunderts unter den Fans entschied Maradona jedenfalls für sich. Aufgrund seiner Drogenvergangenheit brauchte die FIFA aber einen besser vermarktbaren Kandidaten - und ließ eine Jury zusätzlich Pelé wählen. Die Herzen der Masse hat Maradona aber sicher.
© 2020 Getty Images/Marcos BrindicciMaradona, das Vorbild
In den Medien wurde "Maradona" bisweilen gar als Synonym für einen grandiosen Fußballer benutzt: Andreas Herzog galt als Alpen-Maradona, Lionel Messi wurde wie einige Vorgänger ein "neuer Maradona" und bei besonderer Leistung gar zum "Messidona". Nicht zu vergessen: Guido Buchwald, der aufgrund seiner Technik 1990 den Beinamen "Diego" erhielt.
© 2019 Getty Images/Lucas UebelMaradona, der Held des Papstes
Er ist eben doch "die Hand Gottes": Seinem Landsmann Papst Franziskus, einem großen Fußballfan, überreichte Diego Maradona bei einem interreligiösen Fußballturnier 2014 ein argentinisches Trikot mit der legendären Maradona-Nummer 10.
© 2014 Getty Images/Pier Marco TaccaHerzlichen Glückwunsch, Maradona!
Er lag am Boden und stand wieder auf, er überstand Infarkte und Misserfolge, er blieb trotz aller Drogen- und Dopingskandale der Held zigtausender Nachwuchsfußballer auf der Welt - und hat, so sagt man, seine Herkunft nie vergessen. Alles Gute, Diego Maradona!
© 2020 Getty Images/Rodrigo Valle