"ARD Dokumentarfilm: Sieben Winter in Teheran" - Mi. 14.08. - ARD: 22.50 Uhr

Die Iranerin Reyhaneh Jabbari: Eine mutige Frau bis in den Tod

12.08.2024 von SWYRL/Susanne Bald

2007 erstach eine junge Iranerin einen Mann, der sie vergewaltigen wollte, aus Notwehr. Man verurteilte sie dennoch wegen Mordes zum Tode. Sieben Jahre lang kämpfte Reyhaneh Jabbari im Gefängnis mutig und selbstbewusst für Gerechtigkeit. Der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilm erzählt ihre Geschichte.

Im September jährt sich der Tod der 22-jährigen Jina Mahsa Amini nach ihrer brutalen Festnahme und Misshandlung durch die iranische Sittenpolizei zum zweiten Mal. Die junge Kurdin war in Teheran festgenommen worden, weil angeblich ihr Kopftuch zu locker saß. Ihr Tod löste landesweit Massenproteste im Iran aus, Frauen legten ihren Hijab in der Öffentlichkeit ab, trotz Todesgefahr. Hunderte Demonstranten, darunter zahlreiche Frauen, kamen ums Leben, mehrere Tausend wurden verhaftet. Mahsa Amini wurde zu einem Symbol für Freiheit.

So wie einige Jahre zuvor auch Reyhaneh Jabbari, die am 25. Oktober 2014 in einem iranischen Gefängnis hingerichtet wurde. Der vielfach preisgekrönte deutsch-französische Dokumentarfilm "Sieben Winter in Teheran" von Steffi Niederzoll, der im Februar 2023 bei der Berlinale Premiere feierte, erzählt ihre Geschichte. In der Reihe "ARD Dokumentarfilm" feiert er nun im späten Abendprogramm TV-Premiere.

2007 hatte sich die 19-jährige Studentin Reyhaneh Jabbari, die nebenbei als Innenarchitektin arbeitete, zu einem Treffen mit einem Kunden verabredet. Dabei habe er sie angegriffen und versucht, sie zu vergewaltigen, gab Jabbari später zu Protokoll. In Notwehr erstach sie den Mann und floh. Die iranische Justiz sah das anders und nahm sie wegen Mordes fest. 2009 wurde die junge Frau in einem Schauprozess zum Tode verurteilt, ein Rechtsbeistand war ihr verwehrt worden. Indizien, die ihre Aussage unterstützten, wurden ignoriert.

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Im Kampf gegen Macht und Patriarchat

Kein Wunder: Jabbaris Angreifer stellte sich als mächtiger Mann heraus: Morteza Abdolali Sarbandi war früher beim Geheimdienst gewesen und hatte beste Kontakte. Nicht nur bei Menschenrechtsorganisationen war der Aufschrei über das Verfahren und das Todesurteil groß, auch die Vereinten Nationen zeigten sich entsetzt, es kam in der ganzen Welt zu Protesten. Zwar hätten die Hinterbliebenen des Toten Reyhaneh Jabbari nach iranischem Recht begnadigen können. Die junge Frau weigerte sich jedoch, auf deren Forderung einzugehen und den Vorwurf der versuchten Vergewaltigung zurückzunehmen.

Der Dokumentarfilm, der unter anderem mit dem Deutschen Filmpreis und dem Friedenspreis der Heinrich-Böll-Stiftung ausgezeichnet wurde, erzählt Reyhaneh Jabbaris Kampf um Gerechtigkeit während ihrer siebenjährigen Haft bis zu ihrer Hinrichtung im Oktober 2014 nach. Zugrunde liegen ihm heimlich mitgeschnittene Telefonate und Videos Jabbaris, Briefe und Tagebuchaufzeichnungen, die sie aus dem Gefängnis schmuggelte, ihre Zeugenaussagen und ihre Erklärung, dass jeder ihre Geschichte erfahren solle, sie den Tod nicht fürchte.

Das Material wurde Regisseurin Steffi Niederzoll von Jabbaris Mutter Shole Pakravan zur Verfügung gestellt. Gemeinsam veröffentlichten die beiden Frauen vor der Premiere des Films das Buch "Wie man ein Schmetterling wird - Das kurze, mutige Leben meiner Tochter Reyhaneh Jabbari".

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