Sonderlage - Ein Hamburg-Krimi: Der Angriff - Di. 14.02. - RTL: 20.15 Uhr

Die Polizei zeigt sich von ihrer stressigsten Seite

30.01.2023 von SWYRL/Eric Leimann

RTL setzt neuerdings am Dienstagabend auf eigenproduzierte Krimis. Nach zwei Folgen "Dünentod" mit Hendrik Duryn darf sich nun Henny Reents als Polizeiführerin in Ausnahmesituationen beweisen. Zum Auftakt der "Sonderlage" betitelten Reihe gilt es, eine Serie von Terrorakten im Hamburger Hafen zu stoppen.

Es ist nicht leicht, im deutschen Krimi noch Felder zu bespielen, die nicht längst zertreten oder - an anderer Stelle - bestens bestellt beim Publikum etabliert sind. Die Macher der geplanten neuen RTL-Krimireihe "Sonderlage - Ein Hamburg-Krimi" haben trotzdem noch etwas gefunden, das es so noch nicht gab.

In zunächst zwei 90-Minütern, "Der Angriff" und "Das Kind wird sterben" (Dienstag, 21.2., 20.15 Uhr) verkörpert Henny Reents die Polizeiführerin Verena Klausen, die wohl einen der stressigsten Jobs der Welt ausübt. Fachkräfte wie sie - und es gibt sie wirklich - leiten interdisziplinäre Einsatzkommandos der Polizei, wenn große Gefahrenlagen anstehen. Etwa bei Anschlägen, Amokläufen oder Entführungen. "Sonderlage"-Chefs müssen blitzschnell die richtigen Informationen sammeln, mit kühlem Kopf schwerste Entscheidungen treffen und für möglichst perfekte Kommunikation und Abläufe in einem großen Team sorgen.

Im ersten Film, "Der Angriff", geht eine Bombe an den Hamburg Landungsbrücken hoch. Es gibt Tote und Verletzte. Ein anonymer Anrufer bekennt sich zur Tat und kündigt eine weitere Explosion auf einem Schiff an. Bald geht eine Geldforderung ein - und die Drohung, dass weitere Anschläge passieren werden. Verena Klausen nimmt mit ihrem Team die Arbeit auf und versucht zunächst, mithilfe von Überwachungskameras und Handyaufnahmen von Zeugen den mutmaßlichen Täter zu finden.

Dabei sind nicht nur die Drahtzieher der Anschläge ihre Feinde, sondern auch die männlichen Kollegen der Polizeiführung und der Politik. Offenbar hat Verena keine guten Karten bei Polizeipräsident Thomas Dilling (Sven Gerhardt), dem schmierigen Innensenator Kai-Olaf Runge (Frederik Schmid) und ihrem Konkurrenten Björn Busskamp (Lasse Myhr), der nur auf einen Fehler der Kollegin wartet, um selbst die "Sonderlage" zu übernehmen.

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Diabolischer Hass auf die Kollegin

Teams für "Sonderlagen", wie sie im Drehbuch des renommierten Autors Norbert Eberlein beschrieben werden, gibt es tatsächlich in mehreren großen deutschen Städten. Ob die Arbeit der dort tätigen Einsatzleiterinnen und Einsatzleiter intern derart sabotiert wird, wie jene von Verena Klausen, ist nicht zu hoffen, denn die Aus-den-eigenen-Reihen-Gegner der von Henny Reents durchaus charismatisch gespielten Hauptfigur sind fast schon absurd misogyn und mit diabolischem Hass auf die Kollegin ausgestattet. Die Gründe hierfür werden - zumindest in den ersten beiden Filmen - nicht wirklich aufgeklärt.

Interessant ist, wie viel Zeit sich das Drehbuch auch für die Belange und Krisen der Team-Mitglieder nimmt, etwa die - nur äußerlich - hausbackene Psychologin Karen Zenner (Annette Paulmann), die junge Telefon-Verhandlerin Mely Oktay (Banafshe Hourmazdi) oder das ungleiche "Außenteam", bestehend aus der nassforschen Jung-Ermittlerin Mia Schelinski (Zoë Valks) und dem älteren Stoiker Georg Reimann (Özgür Karadeniz).

Vor allem die erste halbe Stunde des von Andreas Senn ("Unbroken") stark fotografierten Thrillers hat es in sich. Da werden die Abläufe im eindrucksvollen "Sonderlage"-Kontrollraum mit seinen riesigen Bildschirmen beinahe dokumentarisch spannend in Szene gesetzt, sodass man als Zuschauer fast schon eine Co-Ausbildung im polizeilichen Management einer solchen Mega-Krise erhält. Leider hält der Film dieses Niveau nicht über 90 Minuten durch. Spätestens dann, wenn die Gangster ein Gesicht erhalten, kippt der Krimi, der eine Woche zuvor schon beim hauseigenen Streamingdienst RTL+ abrufbar ist, ins Fahrige, sinnlos Actionlastige und Unrealistische.

Wo will sich RTL mit diesem Thriller positionieren?

Auch die Zeichnung der Teammitglieder ist nicht immer stimmig, obwohl hier hochgelobte Darstellerinnen wie Theaterstar Annette Paulmann oder die im Münchener "Polizeiruf 110: Das Licht, das die Toten sehen" gefeierte Zoë Valks die Rollen besetzen. Vielleicht hätten diese Charaktere eher "Serienzeit" gebraucht, die man in nur 90 Minuten aber eben nicht hat.

So bleibt am Ende ein gemischtes Urteil. Ob RTL mit diesem Krimi zwischen den "betulicheren" Ermittler-Formaten des Öffentlich-Rechtlichen und mitunter konzeptionell frischeren Projekten der Streamingdienste reüssieren kann, bleibt abzuwarten.

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