Ruhe! Hier stirbt Lothar - Mi. 27.01. - ARD: 20.15 Uhr

Ein moderner Ebenezer Scrooge

21.01.2021 von SWYRL/Elisa Eberle

Kann eine unheilbare Krankheit die Sicht auf das eigene Leben verändern? In dem ARD-Spielfilm "Ruhe! Hier stirbt Lothar" setzt sich der gegenwärtige Träger des Iffland-Ringes, Jens Harzer, mit dieser Frage auseinander.

Was macht ein Mensch, wenn er erfährt, dass er nicht mehr lange zu leben hat? Wie reagiert er? Wen ruft er an? Wie verbringt er die wenige verbleibende Zeit? Fragen, die für die meisten Menschen bestenfalls theoretische Überlegungen bleiben, werden für Lothar Kellermann (Jens Harzer, aktueller Träger des Iffland-Ringes) zur bitteren Realität. Denn in dem Spielfilm "Ruhe! Hier stirbt Lothar" - nun erstmals im Ersten - erhält der Mann mittleren Alters eine unerbittliche Diagnose: Er leidet an Lymphdrüsenkrebs mit Hautmanifestationen. Eine Chance auf Heilung ist ausgeschlossen.

Was also tut Lothar nach der erschütternden Nachricht? Er verkauft sein Haus und seine Firma, gibt seinen geliebten Hund im Tierheim ab und spendet eben jenem sein gesamtes Vermögen. Man könnte meinen, er funktioniert einfach, doch tatsächlich steckt mehr dahinter, wie der Zuschauer in den kommenden anderthalb Stunden erfährt.

In einem Hospiz will Lothar fortan die letzten ihm verbleibenden Tage verbringen: einsam und vor allem in Ruhe! Doch daraus wird nichts, denn schon bald lernt er eine andere Hospiz-Patientin kennen: Rosa (Corinna Harfouch) leidet an Brustkrebs im Endstadium. Auch sie wird in absehbarer Zeit sterben. Widerwillig beginnt der wortkarge Lothar in ihrer Gegenwart aufzublühen: Er erzählt ihr von den Fliesen, die er einst verkauft hat. Ja, er stiehlt sogar einige aus seiner alten Firma, um sie Rosa zu schenken. Doch dann wendet sich Lothars Schicksal erneut: Die tödliche Diagnose stellt sich als falsch heraus. Er wird gesund werden und leben. Nur wo, wovon und vor allem: mit wem?

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Ein Film, der nachdenklich stimmt

Die Drehbuchautorin Ruth Toma legt Lothar als einen klassischen Antihelden an: Er ist ein notorischer Besserwisser, ein asozialer Einzelgänger, ein Griesgram - kurz gesagt: ein moderner Ebenezer Scrooge, nur ohne Weihnachten. Doch wie am Ende für Charles Dickens' alten Geizhals hegt man als Zuschauer auch für Lothar irgendwann zumindest ein Stück weit Sympathie. Immerhin hat der Einzelgänger in seinem Leben viel durchgemacht: Seine Frau hat ihn betrogen, mit seiner Tochter Mira (Elisa Plüss) hatte er in den letzten Jahren kaum zu tun. Dass er nun notgedrungen ausgerechnet bei Mira einziehen muss, kann einem - trotz aller Eigenheiten und Fehltritte - einfach nur Leid tun.

"Ruhe! Hier stirbt Lothar" (Regie: Hermine Huntgeburth) mag stellenweise etwas langatmig sein. Auch der Spannungsbogen der ruhig inszenierten Geschichte flacht hie und da etwas ab. Trotz allem handelt es sich am Ende um einen Film, der zum Nachdenken anregt, über das eigene Leben und über die Frage, wie man mit seinen Mitmenschen umgeht. Zumal die Grundidee dazu auf einer wahren Biografie beruht.

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