Die Rothschild-Saga: Aufstieg - Reichtum - Verfolgung - Do. 27.10. - ARTE: 20.15 Uhr

"Eine Familie, die es geschafft hat": Wie die Rothschilds aus dem Ghetto zu Macht und Reichtum kamen

23.10.2022 von SWYRL/Hans Czerny

Kaum ein Name steht so sehr für die Begriffe von Reichtum und Macht, aber auch für Neid und antisemitische Verschwörungstheorien, wie der Name Rothschild. Die jüdische Bankiersfamilie stieg einst aus dem Frankfurter Ghetto zu höchstem Wohlstand auf.

Kaum ein Name steht so sehr für Macht und Reichtum wie der Name der jüdischen Bankiers- und Industriellenfamilie Rothschild. Doch die ZDF / ARTE-Dokumentation "Die Rothschild-Saga: Aufstieg - Reichtum - Verfolgung" (Buch und Regie: Klaus Davidowicz) zieht zugleich Parallelen vom 18. bis ins 20. Jahrhundert. Antisemitismus, Hetzkampagnen und Verleumdung begleiteten stets den Erfolg. Der unermessliche Reichtum, den der 1744 geborene Frankfurter Gründervater Mayer Amschel Rothschild und dessen fünf Söhne in Europa generierten, führte zu vielfachem Neid und zu antisemitischen Parolen.

Der "Rothschild-Saga", die wieder einmal geschickt den didaktischen Off-Kommentar mit Spielszenen und allerlei Expertenmeinungen verbindet, gelingt dabei der gewagte Brückenschlag über die Jahrhunderte hinweg. Ausgehend vom Schicksal des letzten Wiener Rothschilds Louis Nathaniel, der 1938 beim "Anschluss" Österreichs von den Nazis verhaftet und ein Jahr lang im Wiener Gestapo-Gefängnis gefangen gehalten wurde, um ihm Besitz und Vermögen abzupressen, wird auf die Historie zurückgeblendet.

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Finanzgeschäfte in ganz Europa

Als die später hoch angesehene britische Floh- und Schmetterlingsforscherin Miriam Rothschild in London am BBC-Lautsprecher von der Okkupation Österreichs durch die Nazis hört, greift sie sofort zum Hörer und verlangt den gerade in London weilenden Wiener Reporter aus der Sendung persönlich zu sprechen, um Näheres über das Schicksal ihres gefangen genommenen Verwandten zu erfahren. Als Gegenleistung verlangt dieser, sich um das Schicksal Wiener jüdischer Kinder zu kümmern. So blättert sich wie nebenbei die nicht ganz unkomplizierte Kapital- und Familiengeschichte der Rothschilds auf.

Vor dem nationalsozialistischen Hintergrund werden Parallelen deutlich: So wie 1938 Louis Rothschild, musste sich dessen Vorfahre Mayer Amschel Rothschild bereits 1811 in Frankfurt die Bürgerrechte und die Befreiung aus dem Ghetto mit einer hohen Geldsumme erkaufen. Mayer Amschel hatte als Lehrling im antiken Münzhandel begonnen und stieg dann am Hof Wilhelm I. von Hessen-Kassel zum wichtigen Devisenbeschaffer auf. Fünf Söhnen übertrug er Finanzgeschäfte in ganz Europa, er schlug sich auf die Seite der Napoleon-Gegner, unterlief dessen Embargo gegen England und schmuggelte riesige Goldsummen auf den Kontinent.

Das alles würde für mehrere Dramen reichen. Dass es hier so komprimiert zusammengefasst werden kann, ist fast ein kleines Wunder. Ein ebensolches ist dann auch die leichthin angedeutete Rettung der jüdischen Kinder aus Österreich, die der historischen Wahrheit im Großen und Ganzen entspricht. Etwaigen Verschwörungsmythen hingegen tritt der Wiener Kulturwissenschaftler Klaus Davidowicz entgegen: "Sie sind eine Familie, die es geschafft hat", schleudert er Neid und Missgunst entgegen. "Weil sie Juden sind, sind sie verdächtig", so interpretiert er grassierende Verschwörungstheorien. Märchen hier, Verdammnis dort - ein schmaler Grat.

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