"ARACY - Der Engel von Hamburg" - Do. 08.06. - ARTE: 20.15 Uhr

Die Fluchthelferin

03.06.2023 von SWYRL/Wilfried Geldner

Als junge Angestellte im brasilianischen Konsulat in Hamburg verhalf die Brasilianerin Aracy de Carvalho bis 1942 zahlreichen jüdischen Deutschen zur Flucht. Als Schlupfloch dienten ihr illegale Touristenvisa. ARTE erinnert an sie in einer Dokumerntation.

Aracy de Carvalho wollte keine Heldin sein und rettete doch vielen Menschen das Leben: Nach ihrer Scheidung in Sao Paolo kam die junge Brasilianerin, Tochter eines portugiesischen Vaters und einer deutschen Mutter, 1934 nach Hamburg, wo ihre Tante lebte. Trotz der bereits herrschenden Nazi-Diktatur sollte Deutschland für die alleinstehende Frau eine Zuflucht sein. Doch dann wurde sie unmittelbar mit der Naziherrschaft konfrontiert. Als Angestellte im brasilianischen Konsulat war sie mit der Ausstellung von Ausreiseanträgen und -visa beschäftigt. In geheimen Absprachen hatte Brasilien die Einbürgerung von Juden bereits im Oktober 1937 untersagt, Aracy umging das Einreiseverbot, indem sie verschwieg, dass es sich um Juden handelte. Als das ab Oktober 1938 wegen des roten "J" im Reisepass unmöglich wurde, verhalf sie mit der Ausstellung von Touristenvisa jüdischen Bürgern weiterhin zur Flucht. Diese gab sie zur notwendigen Abzeichnung an ihren Vorgesetzten weiter. Dieser, der hilfreiche Vizekonsul, Arzt und Schriftsteller João Guimarães Rosa, wurde später ihr Ehemann.

Aufhebens machte Aracy, ein eher unpolitischer Mensch, von ihren Rettungstaten nie, Dankesbriefe vernichtete sie später arglos. Erst 40 Jahre nach ihrer Ausreise aus Deutschland nach der Kriegserklärung Brasiliens am 22- August 1942 und der Schließung des Konsulats wurde sie aufgrund der Zeugenschaft von Nachkommen der Geretteten in Yad Vashem als eine "Gerechte unter den Völkern" gewürdigt. Von den Geretteten wurde sie längst zum "Engel von Hamburg" erklärt.

Die 90-minütige ARTE-Dokumentation "ARACY - Der Engel von Hamburg" von Gabriele Rose würdigt in sublimen Spielszenen und zahlreichen Familiendokumenten eine Frau, die keine Heldin sein wollte und trotzdem auf nahezu selbstverständliche Weise zahlreichen Menschen das Leben rettete. Begleitende Archivaufnahmen stellen das Wirken de Carvalhos chronologisch in den historisch wichtigen Zusammenhang.

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