Wucherpreis für überwucherte Schönheit?
Verkäufer Daniel Wruß aus Lübbecke wollte in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" ein kleines Vermögen für seine Figur. Der Erlös sollte in jenen Garten fließen, in dem er die völlig überwucherte Statue auch entdeckt hatte: beim Fällen zweier Lebensbäume. Die Geschichte fand Horst Lichter schon mal "cool", doch was sagte die Expertin zum Wucher-Wunschpreis?
© ZDFAbgebrochenes Kreuz
Laut Bianca Berding handelte es sich bei der Darstellung um die Allegorie des Glaubens, da die Frau früher ein Kreuz im Arm hielt. Diese Art von Statuen wurden, so die Expertin, ab 1836 in der Manufaktur von Ernst March in Charlottenburg hergestellt. "Diese Fabrik ist im 19. Jahrhundert zu der bedeutendsten Keramik-Manufaktur in ganz Europa geworden", offenbarte Berding.
© ZDFNur mit nötigem Kleingeld
"Die Leute, die sich eine Figur von Ernst March leisten konnten, hatten das nötige Kleingeld dafür, sich so eine Statue vor ihr Mausoleum zu stellen", unkte die Expertin begeistert weiter. Bereits in den 1860er-Jahren hätten die Statuten 200 Mark und mehr gekostet. "Und das war damals ganz böse viel Geld", wusste auch Horst Lichter.
© ZDFSeltenes Stück
Obwohl das Kreuz verloren gegangen und eine Hand abgeschlagen war, freute sich Expertin Berding über den guten Zustand. "Über die Weltkriege hinweg und durch Vandalismus zerstört sind kaum noch Figuren von Ernst March erhalten".
© ZDFGlücksfund
Das Alter der Statue lag laut Bianco Berding wohl zwischen 1863 und 1899. "In dem Jahr sind durch einen großen Brand alle Modelle Marchs zerstört worden." Dass die Figur so alt ist, hätten Horst Lichter und auch der Verkäufer nicht geglaubt. Doch noch mehr schockierte Lichter der "mächtige" Wunschpreis des Verkäufers: 4.500 bis 5.000 Euro stelle er sich vor. "Alter! Wie kommst du denn darauf?"
© ZDFWie hoch?
Der Verkäufer hatte durch Online-Recherche herausgefunden, dass ähnliche Figuren in Auktionshäusern bereit zu Preisen zwischen 10.000 und 15.000 Euro versteigert wurden. "Die waren allerdings nicht kaputt", räumte er etwas kleinlaut ein. Doch wie hoch schätzte die Expertin den Wert seiner Frauen-Statue?
© ZDFExpertenpreis: bis zu 5.000 Euro!
Da es keine Modelle mehr gebe, um weitere Güsse der Figur zu produzieren und die Werke von Ernst March so selten sind, stimmte die Expertin dem Wunschpreis des Verkäufers tatsächlich zu. Sie schätzte die Statue auf 4.700 bis 5.000 Euro. "Ihr seht mich geplättet!", war das Einzige, was Lichter noch sagen konnte, als er die Händlerkarte überreichte.
© ZDFSchwacher Start
"Wow! Tolle Figur!", strahlten die Händler, als sie die Terrakotta-Statue zu Gesicht bekamen. Wolfgang Pauritsch setzte sich sogleich zum Ziel, einen neuen Garten für die Figur zu finden und startete das Bieterverfahren - mit geradezu unverschämten 100 Euro.
© ZDFKein Interesse bei Händlern?
Bei 350 Euro angelangt, fragte Julian Schmitz-Avila (links) den Verkäufer zaghaft, was er vom Angebot halte. Daniel Wruß war immer noch total euphorisch nach der Bomben-Expertise, merkte aber langsam, dass die Händler den wahren Wert seiner Figur wohl noch nicht erkannt hatten.
© ZDFEin My sind keine 1.000 Euro
Nachdem Lisa Nüdling die Expertise erfragt hatte, bot sie 1.100 Euro und lieferte sich mit Schmitz-Avila ein Bieter-Duell in 100-Euro-Schritten. Bei 2.000 Euro fehlte laut Verkäufer "noch ein My", um sich von der Figur zu trennen - und forderte einen Preis "mit einer 3 davor". Nicht nur Händler Fabian Kahl war erstaunt: "Das is kein 'My', das sind 1.000 Euro!"
© ZDFBitte zum Abschluss kommen!
"So, jetzt endlich Finale!", versuchte Wolfgang Pauritsch, das Wettbieten zu beschleunigen. Bei 2.500 Euro stieg Lisa Nüdling jedoch aus. Und Julian Schmitz-Avila einigte sich mit dem Verkäufer nach einigem Hin und Her schließlich auf 2.700 Euro. "Jetzt muss ich mich lange zurückhalten", sah der Händler das Geld aus seinen Händen rinnen. "Ohje, ich habe einen ganz heißen Kopf."
© ZDFDruck von Julian Stanczak
Ebenfalls Objekt der Sendung: ein Druck von Op-Art-Künstler Julian Stanczak. Auf dem Trödel hatte die Verkäuferin Inge West aus Köln gerade einmal 3 Euro bezahlt. Laut Expertise war das Bild aber 800 bis 1.000 Euro wert. Händler Schmitz-Avila bezahlte die Summe schließlich - obwohl er die Schönheit des Motivs womöglich gar nicht erfassen konnte: "Das ist ein Paradebeispiel für meine Rot-Grün-Sehschwäche!"
© ZDFDupont-Schreibset
Ein Dupont-Schreibset aus den 1980er-Jahren sollte für 400 Euro einen neuen Besitzer finden, landete aber letztlich für 250 Euro bei Lisa Nüdling. "Das Set war ja auch ein Geschenk, für das ich nichts bezahlt habe", rechtfertigte der Verkäufer den Deal.
© ZDFGliederarmband
Das Gliederarmband aus 585er Gold stammte wohl aus den späten 1950er-Jahren, doch war laut Expertise wieder top-modern und wohl 1.000 Euro wert. So sahen es auch die Händler: Julian Schmitz-Avila bezahlte 1.000 Euro für das zeitlose Schmuckstück.
© ZDFDesignerleuchte von Toni Zuccheri
Eine 70er-Jahre-Leuchte des Designers Toni Zuccheri wurde von Experte Detlev Kümmel auf 400 bis 600 Euro geschätzt. Händler Wolfgang Pauritsch zahlte 300 Euro.
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