Gesicht der Erinnerung - Mi. 08.02. - ARD: 20.30 Uhr

Geliebter 2.0

06.02.2023 von SWYRL/Christopher Schmitt

Alles wirkt so vertraut: Christina verlor einst ihren älteren Geliebten bei einem Autounfall, 20 Jahre später verliebt sie sich in einen jungen Mann, der sie an ihn erinnert. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Männern? Das Erste zeigt das Psychodrama "Gesicht der Erinnerung".

In verschiedenen religiösen Überlieferungen spricht man von Reinkarnation: Die Seele eines Toten wandert weiter, ein Verstorbener wird wiedergeboren. Ein Thema wie geschaffen für ein mit Mystery-Elementen gespicktes Psychodrama: "Gesicht der Erinnerung", jetzt erstmals im Rahmen der Reihe "FilmMittwoch im Ersten" zu sehen, erzählt von Leidenschaft und Verlust sowie vom vermeintlichen Wiederfinden eines geliebten Menschen. Im unkonventionellen Film des erfahrenen Regisseurs Dominik Graf verschwimmen die Grenzen aus Erinnerung und Realität, aus psychischen Abgründen und Mystik.

Einst, mit 16 Jahren, fand Christina (Verena Altenberger) im deutlich älteren Jacob (Florian Stetter) die große Liebe. Ein Autounfall kostete ihn das Leben, Christina hat auch 20 Jahre später diese Lücke nicht füllen können. Eines Nachts fährt der junge Patrick (Alessandro Schuster) die psychisch labile Frau nach Hause - und schläft mit ihrer Mitbewohnerin Antje (Maria Preis). Doch Patrick hat eigentlich nur Augen für Christina und beginnt, um sie zu werben. Christina wiederum ist ebenfalls von dem jungen Mann fasziniert - insbesondere, weil seine freundliche und selbstbewusste Art sie an Jacob erinnert.

Die beiden scheinen das Glück gefunden zu haben, doch in Christinas Augen werden die beiden Männer mehr und mehr zu ein und derselben Person. So kommen auch dem zunehmend irritierten Patrick Zweifel, ob die Beziehung zu der älteren Frau eine Zukunft hat. Und dann ist da ja auch noch Antje (Maria Preis), ein Mädchen in seinem Alter, das ebenfalls Interesse zeigt.

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Künstlerisch oder verkünstelt?

"Gesicht der Erinnerung" arbeitet mit Rückblenden, die wie Traumsequenzen aus Theaterstücken anmuten sollen. Mag das zunächst noch als frische Idee durchgehen, wirkt das Stilmittel in seiner Dauerpräsenz vor allem zu Beginn anstrengend. Ohnehin versuchen Regisseur Dominik Graf und Autor Norbert Baumgarten bisweilen eher zwanghaft, dem Psychodrama einen avantgardistischen Anstrich zu verleihen. Da wird griechische Philosophie zitiert und die Symbolik der immer wieder auftauchenden Spinne beschworen. Allerdings kratzt der Film damit nur an der Oberfläche, und die mystischen Elemente sorgen zuweilen eher für Verwunderung denn für Spannung.

Seine stärksten Phasen hat der Film dann auch, wenn er sich von den verspielten Rückblicken und Visionen der Hauptfigur weitgehend löst. Dann, wenn auch Patrick auffällt, wie sehr er doch Christinas verstorbenem Freund ähnelt und wie sehr sich seine Freundin an die vage Hoffnung klammert, es gäbe eine Verbindung zwischen den Männern.

"Ganz nah dran"

Ob es Christinas Angst ist, wahnsinnig zu werden, oder Patricks Angst, dass seine Freundin in ihm kein Individuum, sondern eine Kopie sieht: Dem Film steht der psychologische Blick deutlich besser als der übernatürliche. Beispielsweise, wenn Christina vor Glück beinahe die Tränen kommen, als sich Patrick dazu durchringt, den von ihr besorgten Anzug zu tragen und so auch optisch ihrem geliebten Jacob nahekommt. "Ganz nah dran", freut sie sich.

Besonders bei diesen Gefühlsausbrüchen - sei es aus Glück oder Verzweiflung - kommt das überzeugende Spiel von Verena Altenberger zum Tragen, das besonders im Verbund mit Alessandro Schuster funktioniert. Auch der Rest des Ensembles macht seine Sache gut.

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