Robin Hood - So. 25.04. - ProSieben: 20.15 Uhr

Gerechtigkeit in Nottingham

08.04.2021 von SWYRL/Christopher Diekhaus

In der Neuinterpretation der "Robin Hood"-Sage greift Taron Egerton zu Pfeil und Bogen und kämpft sich durch ein Historienspektakel ohne große Höhepunkte.

Angriff ist die beste Verteidigung. Getreu diesem Motto gehen die Macher der Robin-Hood-Neuverfilmung gleich zu Anfang ihres Historienspektakels eine Frage an, die vielen Kritikern und Zuschauern unablässig im Kopf herumschwirren dürfte: Braucht es mit Blick auf die zahlreichen existierenden Leinwanderzählungen über den ehrenhaften Banditen wirklich eine weitere Version seiner Heldenmär? Alle bisher bekannten Schilderungen seien simple Gute-Nacht-Geschichten, raunt ein Erzähler dem Betrachter in den ersten Minuten bedeutungsschwanger zu und gibt damit die Marschroute des Films, den ProSieben nun erstmals im Free-TV zeigt, unumwunden preis: "Robin Hood" (2018) will frisch und anders sein.

Ein netter Anspruch, der für sich genommen allerdings noch kein großes Filmerlebnis garantiert - wie die rund zweistündige, von Fernsehspezialist Otto Bathurst (unter anderem Folgen von "Peaky Blinders - Gangs of Birmingham") inszenierte Rächer-der-Armen-Sause beweist. Pfeil und Bogen nimmt dieses Mal der aus den "Kingsman"-Filmen bekannte Brite Taron Egerton in die Hand. Er verkörpert den Adeligen Robin von Locksley als pfiffigen Draufgänger, der sich gleich zu Beginn von seiner großen Liebe Marian (Eve Hewson) trennen muss. Pflichtbewusst folgt der junge Lord dem Ruf der Kreuzzüge.

Nach Jahren des Kämpfens kehrt der gegen einen Vorgesetzten rebellierende Robin desillusioniert in seine Heimat zurück, in der sich vieles zum Schlechten gewandelt hat. Da er für tot gehalten wurde, lebt Marian inzwischen mit einem Mann namens Will Scarlet (Jamie Dornan) zusammen. Auf Drängen des geheimnisvollen muslimischen Kriegers John (Jamie Foxx), den Robin in Syrien kennengelernt hat, beginnt er schließlich, die vorherrschende Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Vordergründig sucht er die Nähe der Elite. Versteckt unter einer Maske beraubt Robin jedoch von nun an regelmäßig den Sheriff und verteilt die Beute an die leidende und bedürftige Bevölkerung.

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Verschwörung statt packender Wutbürgergeschichte

Das von Ben Chandler und David James Kelly verfasste Drehbuch verfügt über spannende psychologische und politische Ansätze, kann sich aber nicht dazu durchringen, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Robins traumatische Kriegserfahrungen böten eigentlich die Möglichkeit, dem Protagonisten Ecken und Kanten zu verleihen - was Bathurst und die Autoren allerdings nicht zu interessieren scheint.

Eher stiefmütterlich behandelt der Film den lautstark beschworenen Konflikt zwischen den Kulturen und das Aufbegehren der besitzlosen Klasse gegen die mächtigen und korrupten Entscheidungsträger. Zweifelsohne hätte man das Ganze als packende Wutbürgergeschichte aufziehen können. Die unübersehbaren Bezüge zur Gegenwart entfalten jedoch keine große Wirkung, da sie in einen uninspirierten, in der zweiten Hälfte ärgerlich schlampig erzählten Verschwörungsplot eingebettet sind.

Vorsicht vor dem Armbrustgeschoss!

Merkwürdig profillos erscheint trotz Egertons schwungvoller Performance nicht nur der Titelheld. Auch die Nebenfiguren entwickeln keine sonderlich faszinierende Ausstrahlung. Jamie Foxx kann sich als Mentor nur selten aus seiner Stichwortgeberrolle herausbewegen. Charakterdarsteller Ben Mendelsohn darf als fieser Schurke zumeist bloß Anweisungen durch die Gegend bellen. Und Eve Hewson bekommt als Robins Herzensdame in einer kaum Funken schlagenden Romanze keine Gelegenheit für erinnerungswürdige Akzente.

Angesichts der inhaltlichen Schwächen wäre es umso wichtiger gewesen, mit einer fesselnden Inszenierung aufzutrumpfen. Regisseur Bathurst kann damit aber nur phasenweise dienen. Intensiv und involvierend ist etwa die staubige Kampfsequenz in Syrien, bei der man jeden Augenblick das Gefühl hat, selbst von einem Armbrustgeschoss getroffen zu werden. Leider lässt sich der Regisseur in Actionmomenten ein ums andere Mal zu einer Stilisierung hinreißen, die sich auf Dauer abnutzt. Am Ende wirkt der neue, von Leonardo DiCaprio produzierte "Robin Hood" auch deshalb deutlich weniger frisch und innovativ, als von den Machern beschworen.

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