Geschichte im Ersten: Zeugen – Wie der Holocaust ins Fernsehen kam - Mo. 25.01. - ARD: 00.00 Uhr

Wider das Vergessen

19.01.2021 von SWYRL/Andreas Schoettl

Der Bremer Filmemacher Karl Fruchtmann hat schonungslos über den Holocaust aufgeklärt. Eine Dokumentation würdigt eines seiner wichtigsten Werke wider das Vergessen.

Der Film gilt als ein Stück deutscher Fernsehgeschichte. Im März 1981 strahlte das Erste zur besten Sendezeit den Zweiteiler "Zeugen - Aussagen zum Mord an einem Volk" aus. In der ersten umfassenden TV-Dokumentation über die Shoah, berichteten Überlebende des Holocaust über ihre Erinnerungen und Traumata. Verantwortlich für den Gegenentwurf zur viel beachteten jedoch fiktiven US-Dramaserie "Holocaust - Die Geschichte der Familie Weiss" von 1978 war der Bremer Filmemacher Karl Fruchtmann. Doch große Teile des deutschen Fernsehpublikums wollten auch 1981 noch nicht die echten Opfer und Zeugen des Holocaust sehen. 36 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs waren viele nicht bereit für besonders schmerzhafte Erinnerungen.

Fruchtmann, der selbst im KZ gesessen war, kassierte für seine schonungslose Aufklärung, die entsetzliche Interviews und Erinnerungen aneinanderreiht, sogar wüste Beschimpfungen. Das sei "Holo-Kotze" wütete beispielsweise ein Anrufer nach der Ausstrahlung. Unter anderem von dieser schändlichen Reaktion erzählen Susanne Brahms und Rainer Krause in ihrem Film über die Entstehungsgeschichte von Fruchtmanns wichtigen Film. Im Rahmen von "Geschichte im Ersten" ist er nun, 40 Jahre nach der Erstausstrahlung des Originals, zu sehen.

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Die Autoren liefern in ihrer sehenswerten, bisweilen aber verstörenden Dokumentation nicht nur weitere Hintergründe zum Schaffen Fruchtmanns. Im Juni 2003 verstorben, zeichnete sich der erfahrene Regisseur (vor allem in Diensten von Radio Bremen) immer wieder für ein hohes Engagement für die Erinnerung an die Judenvernichtung aus. Dabei schonte er weder sich noch den Zuschauer. "Zeugen - Aussagen zum Mord an einem Volk" wirkte durch seine Aneinanderreihung der schlimmsten Erinnerungen unter anderem an Auschwitz auch wie ein Monolog des Grauens. Es fragt sich, wie konnte das Kamerateam, zu dem auch die damals erst 18-jährige Tochter Fruchtmanns gehörte, die wochenlangen Interviews über Folter, Demütigung und Ermordung überhaupt verarbeiten.

Zudem rekonstruieren Brahms und Krause die Biografien einiger Zeitzeugen, die bereits im Originalfilm zu sehen und hören waren. Dafür greift die Radio-Bremen-Dokumentation auf bislang unveröffentlichte Interviews zurück und illustriert Ausschnitte aus dem Leben der Zeugen im Graphic-Novel-Stil.

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