"Get Out - Rette deine Haut" - Fr. 17.09. - 3sat: 22.25 Uhr

Eine neue Art von Horror

10.09.2021 von SWYRL/Jasmin Herzog

"Get Out - Rette deine Haut" (2017), nun als Wiederholung bei 3sat zu sehen, kombiniert subtilen Psychothrill mit bissiger Gesellschaftskritik und endet in einer bombastischen Gewaltorgie: Das sind die Zutaten für einen modernen Horrorfilm!

Chris (Daniel Kaluuya) steht wohl vor der größten Herausforderung, die ein junger Mann zu überstehen hat: Er soll die Eltern seiner Freundin Rose (Allison Williams) kennenlernen. Das allein würde schon als Stoff für einen alltäglichen Horror reichen. "Get Out" (2017) geht wesentlich weiter. Gleich zu Beginn stellt sich eine ethische Frage: Muss man erwähnen, dass der neue Freund Afroamerikaner ist? Ist dieses "Merkmal" ausschlaggebend für die Akzeptanz bei den Schwiegereltern in spe? Wenn es nach Rose geht, dann nicht. Ihr Freund Chris sieht die Sache etwas skeptischer. Schließlich ist er es beziehungsweise seine Hautfarbe, die bekanntermaßen bei gewissen Bevölkerungsschichten auf Vorurteile stößt.

"Get Out" ist kein reiner Horrorfilm oder Psychothriller, sondern bietet ebenfalls allerfeinste satirische Gesellschaftskritik, die im Erscheinungsjahr völlig zu Recht hohe Wellen schlug und im Rahmen der Oscarverleihung 2018 mit dem Preis für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde. 3sat zeigt das düstere Spektakel nun als Wiederholung zur besten Sendezeit.

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Gesellschaftskritik trifft auf Horrororgie

Jordan Peele verleiht seinem Regiedebüt bei allem Suspense und Grusel eine ordentlich komödiantische Note, die wohl aus seiner Zeit als Comedian ("Key & Peele") herrührt. "Get Out" reiht sich ein in eine neue innovative Art der Horrorfilme wie Gore Verbinskis "A Cure for Wellness". Neben leiser (oder wie hier eher lauter) Gesellschaftskritik lauert das Grauen irgendwo in der trügerischen Normalität um einen herum. Man ahnt es, man spürt es, in jeder Szene kitzelt dieses scheinbar unscheinbare Gräuel eine Gänsehaut auf die Haut des Zuschauers, bis alles am Ende in einer bombastisch gewaltvollen Horrororgie explodiert.

Zugegeben, die erste Szene von Peeles Psycho-Horror lässt bereits vermuten, dass hier kein Kinderkino gedreht wurde. Ein Schwarzer läuft nachts die Straße entlang, er wird offenbar von einem Auto verfolgt. Als der misstrauische Passant die Richtung wechselt, tut dies sein Verfolger ebenfalls. Er landet schließlich überwältigt im Kofferraum seines Peinigers. Hier keimt die erste böse Vorahnung auf ein Horrorspektakel auf, doch es dauert letzten Endes doch noch eine Weile, bis der Schrecken Form annimmt.

Zu Beginn geht es einfach nur um ein junges Paar und ein Wochenende mit den wohlhabenden Eltern, die sich nicht an der schwarzen Hautfarbe des neuen Freundes ihrer Tochter zu stören scheinen. Familienoberhaupt Dean Armitage (Bradley Whitford) betont redselig, dass er Barack Obama gerne auch ein drittes Mal zum Präsidenten gewählt hätte. Zu seinem aufgeschlossenen Auftreten passt allerdings nicht, dass seine beiden Hausangestellten Afroamerikaner sind - hier trifft Klischee auf Realität. Noch dazu verhalten sich die beiden sehr merkwürdig, irgendwie fremdgesteuert und unterwürfig. Bei Chris läuten sehr bald die Alarmglocken.

Brillante Darsteller und ein hervorragendes Drehbuch

Die zwei jungen Hauptdarsteller Daniel Kaluuya ("Sicario", "Johnny English - Jetzt erst recht!") und Allison Williams, bekannt aus der Erfolgsserie "Girls", können mühelos neben der brillanten Catherine Keener als Rose' Mutter Missy ("Being John Malkovich") bestehen. Der Cast von "Get Out" überzeugt auf ganzer Länge. Selbst kleine Nebenfiguren wie Rose' Bruder Jeremy (Caleb Landry Jones) bleiben lange im Gedächtnis. Das ist vor allem - aber nicht nur - dem hervorragenden Drehbuch zu verdanken, das ebenfalls Jordan Peeles Werk ist.

"Get Out" gelingt die Kunst, gesellschaftliche Spannungen mit Satire, Humor und doch einer gewissen Ernsthaftigkeit aufzuarbeiten und dabei außerdem noch eine verdammt gute Story zu erzählen. Dass die Geschichte in einem viel zu expliziten Blutrausch endet, ist eigentlich schade. Alleine Catherine Keener und das Klappern des Teelöffels an der Tasse hätten für genügend angsterfülltes Frösteln gesorgt.

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