Das Haus der geheimnisvollen Uhren - So. 27.06. - RTL: 20.15 Uhr

Mehr Magie schadet nie

22.06.2021 von SWYRL/Jan Treber

Free-TV-Premiere für "Das Haus der geheimnisvollen Uhren": Filmemacher Eli Roth hatte sich bis 2018 vor allem als Horror- und Thriller-Regisseur einen Namen gemacht. Ist sein Ausflug in den Kinderfilmbereich gelungen?

Beim Namen Eli Roth ("Ein Mann sieht rot", 2018) denkt kaum jemand an Kinderfilme. Schließlich ist der amerikanische Regisseur bekannt für drastischen Horror à la "Cabin Fever" und "Hostel". Auch als Darsteller ist der 49-Jährige bekannt: In Quentin Tarantinos Meisterwerk "Inglourious Basterds" spielte er den "Bärenjuden" und lehrte die Nazis das Fürchten. Genau dieser Eli Roth übernahm die Regie bei einer Jugendbuchadaption. "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" (2018) - nun erstmals bei RTL im Free-TV zu sehen - basiert auf dem gleichnamigen ersten Band einer vor allem in den USA beliebten Romanreihe von John Bellairs. Mit Jack Black und Cate Blanchett hochkarätig besetzt, schickte sich Roth an, dem wohlig-gruseligen Fantasy-Abenteuer zu filmischen Weihen zu verhelfen. Ob er der richtige Mann dafür ist?

Als der zehnjährige Lewis Barnavelt (Owen Vaccaro) im Jahr 1955 beide Eltern verliert, kommt er bei seinem spinnerten Onkel Jonathan (Jack Black, "Gänsehaut") unter. Dessen nicht minder skurrile Nachbarin Mrs. Zimmermann (Cate Blanchett, "Der Herr der Ringe") achtet derweil auf das Wohlbefinden des Männerduos. Eigentlich passt der sonderbare Waisenjunge ganz gut in das Leben der sich permanent kabbelnden Freunde. Auch das titelgebende Haus scheint ihn zu mögen. Ganz recht, das Haus: Nicht nur Jonathan und Mrs. Zimmermann sind in Wahrheit gutmütige Zauberer, auch die Heimstatt des schrulligen Onkels ist von Magie beseelt. Sessel und Ritterrüstung sind lebendig, und die Motive des Glasfensters ändern sich ab und an.

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Kotzende Kürbisse und eine Heckenfigur mit Durchfall

Zudem tickt irgendwo in den Wänden eine magische Uhr, gebaut vom fiesen Hexenmeister Isaac Izard (Kyle MacLachlan, "Twin Peaks"). Der lebte vorher in dem alten Haus, starb jedoch bei einem okkulten Ritual. Jonathan und Mrs. Zimmermann haben es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Uhr zu lokalisieren, weil mit ihr das Ende (oder besser gesagt der Anfang) der Welt heraufbeschworen werden könnte. Als Lewis versehentlich den sinistren Zauberer per Blutritual wieder auferweckt, muss sich das Trio etwas einfallen lassen, um die drohende Katastrophe abzuwenden.

Für einen Kinderfilm ist Roths Werk zu gruselig, für eine Jugendbuchverfilmung zu infantil. Auch muss man Drehbuchautor Eric Kripke ("Supernatural") ankreiden, dass er das Potenzial der Figuren kaum ausschöpft. Man hätte gerne mehr über ihre Traumata erfahren, stattdessen bleibt die Charakterzeichnung funktional. Schade ist zudem, dass einige Digitaleffekte unfreiwillig komisch wirken.

Die Reduzierung von Fäkalwitzen und allzu generischen Szenen hätte dem Film gutgetan: Eine Heckenfigur mit Durchfall oder kotzende Kürbisse, die durch magische Laser zerplatzen, brauchte es nun wirklich nicht. Auf der Habenseite stehen hingegen die beiden hervorragenden erwachsenen Hauptdarsteller, die mit sichtlicher Spielfreude agieren und die besten Gags auf ihrer Seite haben. Bei dem heute 15-jährigen Shooting-Star Owen Vaccaro kann man geteilter Meinung sein: In einigen Szenen wirkt sein Spiel arg übertrieben.

Wo ist die wahre Magie?

"Das Haus der geheimnisvollen Uhren" ist ein spaßiger Kinderfilm mit ein paar netten Ideen und Gruseleien, aber insgesamt zu inspirationslos, um in Erinnerung zu bleiben. Hat man dafür wirklich Eli Roth gebraucht? Mit seinem ersten Film für ein junges Publikum gelang ihm lediglich ein Abenteuer mit angezogener Handbremse - ironischerweise verfügt der Film nur in den seltensten Momenten über wahre Magie.

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