Hände schütteln
Ich komme in Frieden und nicht, um dich niederzumetzeln. Zum Beweis dieser Intention reicht man sich in vielen Regionen der Welt bis heute zur Begrüßung die rechte Hand, die also ganz offensichtlich kein Schwert umgreift. Achtung: Die linke Hand gilt in bestimmten Kulturen als "unrein", die sollte man im Sinne einer freundlichen Begegnung nicht anbieten.
© iStock/MangoStar_StudioHut lüften
Aus der gleichen Grundidee hat sich die Geste des Hut-Lüftens entwickelt: Hat der Ritter nicht vor, einen Kampf zu führen, klappt er sein Visier nach oben ...
© iStock/geniebirdCorona-Gruß
Die Corona-Pandemie hatte auch Einfluss auf verschiedene Rituale, die zur Begrüßung ausgeführt werden. Vom Schütteln fremder Hände wurde aufgrund potenzieller Infektionsgefahr allgemein abgeraten. Denn man tauscht dabei nicht nur Freundlichkeit aus, sondern häufig auch Krankheitserreger.
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Ein neues Ritual ist entstanden: Das kurzzeitige gegenseitige Berühren mit den Ellenbogen schien auch im Covid-19-Ausnahmezustand verantwortbar zu sein. Wer sich noch vorsichtiger begrüßen wollte, wählte die Variante Fußspitze gegen Fußspitze.
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Auch schwierig, wenn eine hochansteckende Atemwegserkrankung im Umlauf ist: der traditionelle Maori-Gruß, genannt "Hongi". Daher gab es auch in Neuseeland während der Pandemie die Empfehlung, vorübergehend darauf zu verzichten. Sinn dieser Geste der Ureinwohner ist tatsächlich, gegenseitig Atem auszutauschen. Dazu legt man Stirn und Nase aneinander.
© iStock/MollyNZPrinz beim Hongi
Nicht nur eng miteinander vertraute Maori begrüßen sich mit dem Hongi. Es ist immer wieder ein beliebtes Foto-Motiv, wenn prominente Persönlichkeiten ganz offiziell dem Begrüßungsritual unterzogen werden: so wie hier der britische Thronfolger Prinz Charles mit dem Musiker Horomona Horo bei einem Besuch in der neuseeländischen Stadt Auckland 2019.
© 2019 Getty Images/Victoria Jones-WPA PoolKunik
Der "Kunik" dagegen, den Inuit zur Begrüßung ausführen, bleibt den Liebsten vorbehalten: Nur wer sich wirklich nahesteht, reibt die Nase an der Wange des Gegenübers, um den Geruch einzuatmen. Mütter machen es zum Beispiel bei ihren Kindern und drücken dadurch ihre Zuneigung aus.
© iStock/IPGGutenbergUKLtdKhashm-Makh
In Dubai, im Oman oder in Katar kann es auch ein Ausdruck von Respekt unter Geschäftsmännern sein, sich gegenseitig mit den Nasenspitzen zu berühren. "Khashm-Makh" heißt das Ritual beduinischen Ursprungs.
© iStock/Diamond DogsAkkolade
In Europa, vor allem im Süden, wird sich oft Wange an Wange begrüßt, während man dabei Küsschen in die Luft schmatzt. Immer wieder wurde Altkanzlerin Angela Merkel abgelichtet, wenn sie ganz offiziell mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron die sogenannten "bises" austauschte (hier zum Jahresbeginn 2020).
© 2020 Getty Images/Adam BerryEinmal, zweimal, dreimal,...
Beim Ritual "Akkolade" gibt es je nach Region zwei bis vier Küsschen. In Frankreich werden in der Regel zwei ausgetauscht, in manchen Gegenden aber auch doppelt so viele.
© iStock/Antonio_DiazKüsschen
Dreimal werden die Seiten gewechselt und Wangen unter Schweizern, Niederländern und Belgiern zur Begrüßung aneinander gelegt. Spanier küssen sich zweimal, in Südamerika beschränkt man sich auf ein Mal. Auch dann, wenn man nicht so gut miteinander bekannt ist.
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Anstatt weiterer Küsschen gibt es in Südamerika oft noch eine feste Umarmung zur Begrüßung, genannt "Abrazo", verstärkt durch gegenseitige Klapse auf die Schultern.
© iStock/Anderson PizaOjigi
In Asien kommt man sich bei einer förmlichen Begrüßung nicht zu nahe. Noch nicht einmal die Blicke sollen sich treffen, wenn man einander Respekt erweisen möchte und sich voreinander verbeugt. In Japan zeigt der Neigungswinkel beim "Ojigi" sogar an, in welchem Verhältnis man zueinander steht: je tiefer, desto Ehrerbietung. Die Hände der Herren liegen seitlich an, die der Damen vor den Oberschenkeln.
© iStock/Picturesque JapanWai
Zur Begrüßung, zur Verabschiedung und zum Dank wird sich auch in Thailand voreinander leicht verneigt. Beim "Wai" liegen die Handinnenseiten auf Höhe der Brust aneinander.
© iStock/silatipWai
Je nachdem, wie respektvoll man sich der oder dem anderen gegenüber zeigen möchte, können beim "Wai" die Hände weiter nach oben gehalten und der Kopf weiter nach unten gebeugt werden.
© iStock/bankerwinAnjali Mudra
Ähnlich wird "Anjali Mudra" in Indien, Bangladesch und Nepal angewendet: "Namaste" bedeutet "ich verneige mich vor dir". Die Handflächen werden dabei ebenfalls vor der Brust zusammengeführt - je nach Hierarchie werden die Hände auch höher gehalten. Eine angedeutete Verbeugung vervollständigt das förmliche Begrüßungsritual.
© iStock/LiudmylaSupynskaTibetanischer Gruß
Was bei uns als Affront gilt, ist in Tibet ein überliefertes Begrüßungsritual. Der Legende nach liegt der Ursprung für diese besondere Art, sich Hallo zu sagen, im 9. Jahrhundert, als das Land von einem unangenehmen König beherrscht worden sein soll. Der hatte angeblich eine schwarze Zunge.
© iStock/BirgitKorberZunge unverdächtig
Um sich bei einer Begegnung wechselseitig vergewissern zu können, dass die oder der andere nicht eine Wiedergeburt des gefürchteten Herrschers von einst ist, zeigt man sich zur Begrüßung die Zunge. 1955 wurde dieser Mann dabei fotografiert. Zunge rosa - Glück gehabt.
© Getty Images/Three LionsShaka
Die Hand mit ausgestrecktem Daumen und kleinem Finger bei ansonsten geschlossener Faust symbolisiert angeblich eine Hängematte. Die auf Hawaii gebräuchliche Geste namens "Shaka" ist Ausdruck absoluter Lässigkeit. Dank der Surfer hat sich diese Art zu winken und "alles in Ordnung" anzudeuten über die Inselkette hinaus verbreitet.
© iStock/kieferpixPolynesischer Gruß
In Polynesien gibt es eine weitere Begrüßungs-Besonderheit zu beobachten, die allerdings nur im engeren Familien- und Freundeskreis ausgetauscht wird: Hier ergreift man die Hände des Gegenübers und fährt sich damit über das Gesicht.
© iStock/nobligeApplaus in Afrika
Geradezu mit Applaus wird man mancherorts in Afrika willkommen geheißen: In Simbabwe beispielsweise oder Mosambik wird in die Hände geklatscht. Die richtige Reaktion darauf ist aber keine Verbeugung, sondern das Erwidern des Klatschens - manchmal nur einmal, manchmal aber auch öfter.
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