Nele Kiper und Eva-Maria Reichert im Interview

"Okay, die Chemie passt!"

06.02.2021 von SWYRL/Elisa Eberle

Wenn Geschwister im selben Beruf arbeiten, führt das mitunter zu Spannungen. Das zeigt die ZDF-Serie "Kanzlei Berger" eindrücklich. Dass sich die Hauptdarstellerinnen Nele Kiper und Eva-Maria Reichert privat dennoch gut verstehen, beweisen sie im Interview.

Es ist wahrlich schwer, in Pandemiezeiten ein Schauspieler zu sein: Seit der Wiederaufnahme der Dreharbeiten bestimmen Schnelltests, Maskenpflicht und Abstand den Arbeitsalltag am Set. Und nicht nur dort: Nele Kiper und Eva-Maria Reichert spielen in der neuen ZDF-Anwaltsserie "Kanzlei Berger" (ab Mittwoch, 10. Februar, wöchentlich um 19.25 Uhr) zwei ungleiche Schwestern, die durch einen unglücklichen Zufall plötzlich zusammenarbeiten müssen. Privat getroffen haben sich die 37-jährige Kiper und ihre ein Jahr ältere Kollegin dabei zunächst über die Videotelefonie-Plattform Zoom. Wie darf man sich so ein virtuelles Casting vorstellen? Und wie läuft dann ein Dreh unter Corona-Bedingungen ab? Diese Fragen beantworten Kiper und Reichert im gemeinsamen Interview. Außerdem sprechen die in München und Köln lebenden Frauen über regionale Unterschiede und verraten, was es mit dem "kleinen Bavaricum" auf sich hat, das Kiper am Ende der Dreharbeiten feierlich überreicht bekam.

teleschau: In der Serie "Kanzlei Berger" spielen Sie zwei Schwestern, die sehr unterschiedlich sind. Wie sehr entsprechen diese Rollen Ihrem persönlichen Charakter?

Nele Kiper (lacht): Ich glaube, es steckt natürlich immer auch ein Stück von der eigenen Persönlichkeit in der Rolle. Aber ich bin viel braver und um einiges spießiger als Niki. Oder Eva, was meinst du?

Eva-Maria Reichert: Absolut! Das kann ich nur unterschreiben. Da hatte ich es ein bisschen einfacher mit meiner Caro, die mit ihrer Bodenständigkeit und Herzlichkeit schon sehr nah dran ist an meiner Persönlichkeit.

teleschau: Hätten Sie sich denn vorstellen können, die Rollen zu tauschen?

Reichert: Ja, warum nicht? Tatsächlich hatte ich anfangs auch ein Casting für die Rolle Niki. Aber finde ich die Verteilung so, wie sie jetzt ist, perfekt.

Kiper: Ich muss sagen, ich kann mir keine perfektere Caro vorstellen als Eva-Maria Reichert! Sie erfüllt einfach alles, was diese Rolle haben muss. Als ich das Buch gelesen habe, kannte ich Eva noch gar nicht. Sobald ich dann gehört habe, dass sie die Rolle spielt, habe ich sie erstmal gegoogelt. Bei einem Zoom-Casting haben wir uns zum ersten Mal gesehen, und als ich dann gehört habe, dass sie die Rolle spielt, habe ich sie erst mal gegoogelt.

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Casting in Corona-Zeiten

teleschau: Wie darf man sich so ein Zoom-Casting vorstellen?

Reichert: Also Nele ist die Technikversiertere von uns beiden. Ich glaube, sie hatte da keine schlaflosen Nächte. Ich hingegen war ziemlich nervös, weil ich Zoom zuvor noch nie ausprobiert hatte. Ich habe das dann vorab noch mal mit Freunden geübt, aber es war schon ungewohnt.

teleschau: Inwiefern?

Reichert: Wir saßen da vor unseren Laptops und haben einander zugespielt, ohne uns vorher jemals physisch begegnet zu sein.

Kiper: Es ist schon etwas komplett anderes als ein Live-Casting. Denn man darf nicht vergessen, dass man im Normalfall schnell spürt, ob man mit einem anderen Menschen eine Chemie hat oder nicht. Wenn man sich nur digital auf einem Bildschirm sieht, spürt man das nun mal nicht. Umso wichtiger war unser erstes persönliches Treffen in einem Café, bei dem wir glücklicherweise gemerkt haben: Okay, die Chemie passt, und wir ticken ziemlich ähnlich.

teleschau: Das heißt, Sie sind kein großer Fan von Zoom-Castings?

Kiper: Während des Lockdowns ging es einfach nicht anders. Natürlich hat mich das genervt, zumal man bei Videokonferenzen immer eine leichte Verzögerung im Bild hat. Das ist sehr hinderlich, denn beim Schauspiel geht es unheimlich um Timing. Wenn das Bild immer hakt, ist das noch eine Extrabelastung. Aber es war andererseits ein großes Glück, dass wir überhaupt ein Casting machen konnten! Sobald es dann wieder möglich war, bin ich nach München gereist, damit wir uns sofort kennenlernen konnten.

"Wir sind beide Arbeitstiere"

teleschau: Die Dreharbeiten dauerten mehrere Monate. Wie spricht man sich ab, wenn man über einen so langen Zeitraum zusammenarbeitet?

Reichert: Während der Dreharbeiten haben wir uns jedes Wochenende getroffen und zusammen die kommende Woche vorbereitet. Wir hatten ja sehr viele Szenen miteinander zu spielen. Und da man bei einer wöchentlichen Serie nicht so viel Zeit für die Proben und die Vorbereitung hat, wie bei einem Kinofilm, haben wir eben die Wochenenden dafür genutzt.

Kiper: Wir sind beide Arbeitstiere. Uns war beiden wichtig, dass wir wirklich wasserdicht vorbereitet sind, damit das Format am Ende richtig gut werden kann. Somit haben wir auch viel Freizeit investiert, jeden Abend miteinander telefoniert und die Szenen durchgesprochen. Selbst bei den Szenen, die wir gar nicht unbedingt gemeinsam gespielt haben, wollten wir die Meinung der anderen hören. Ich hoffe, das macht sich am Ende bezahlt.

"Wir hatten riesiges Glück"

teleschau: Und wie hat sich die Corona-Krise auf die Dreharbeiten an sich ausgewirkt?

Kiper: Es gab sehr strenge Bedingungen. Wir alle mussten uns an Hygienevorschriften halten, und wir wurden regelmäßig getestet - insgesamt haben Eva und ich in der Zeit sicher um die 50 Tests hinter uns gebracht.

Reichert: Das ist natürlich auch wichtig, da wir Schauspieler und Schauspielerinnen die einzigen waren, die keine Masken getragen haben, während die Kamera lief. Zudem haben Nele und ich uns während der Dreharbeiten aus dem sozialen Leben total zurückgezogen: Wir haben nur einander gesehen, ansonsten bis auf die Familie niemanden.

Kiper: Eigentlich hatten wir keine sozialen Kontakte in dem halben Jahr, außerhalb des Teams.

teleschau: Wie geht es Ihnen allgemein mit der momentanen Corona-Situation? Belastet Sie die beschäftigungslose Zeit?

Reichert: Auch wenn ich jetzt nicht mehr jeden Tag am Set bin, warteten nicht nur mein Kind, mein Mann und meine Steuer auf mich, sondern ich stehe auch wieder regelmäßig als Sprecherin im Studio. Ich habe also zum Glück zu tun!

Kiper: Wir sind ja beide auch Mütter und haben kleine Kinder daheim. Insofern ist es schon gut, nach dem monatelangem Dreh wieder etwas freizuhaben, um ein bisschen abzuschalten und im Alltag anzukommen. Bei mir persönlich ist es auch eine Sondersituation, da ich eigentlich in Köln lebe. Für den Dreh bin ich dann temporär zusammen mit meinem Kind nach München gezogen und bleibe bis Jahresende hier. Einfach, damit der Übergang zurück nach Hause für meinen Sohn ein bisschen einfacher ist. Insofern habe ich jetzt eigentlich ein entspanntes Familienleben, mache die Pressearbeit und hatte parallel aber auch schon ein paar Castings für 2021.

teleschau: Das heißt, Sie sind gut beschäftigt?

Kiper: Tatsächlich wird trotz erschwerter Bedingungen durch Corona einiges produziert. Es gibt aber bedauerlicherweise immens viele Kollegen, die sehr zu leiden haben unter der Krise. Wir hatten riesiges Glück, dass wir 2020 so toll arbeiten konnten.

"Nele hat großes Talent, was den bayerischen Dialekt angeht"

teleschau: Sie sagten, Sie seien übergangsweise nach München gezogen. Wie gefällt es Ihnen denn in Bayern?

Kiper: Super! Es ist schon schön!

Reichert: Nele hat großes Talent, was den bayerischen Dialekt angeht. Das sage ich nicht oft. Aber wir haben am Set auch viel geübt, stimmt's Nele?

Kiper: Oh ja! Zum Abschluss der Dreharbeiten wurde mir dann feierlich von Eva die Einbürgerungsurkunde überreicht. Ich habe das "kleine Bavaricum" bestanden (lacht).

Reichert: Ja, aber vorher musste Nele einen ganzen Tag lang Fragen über sich ergehen lassen: : Bayerische Worte oder was sagt man, wenn ... Diesen Test hat sie mit Bravour bestanden. Das Traurige ist: Du hast in der momentanen Situation mit Lockdown und Co. ja nur die Hälfte mitbekommen. Normalerweise ist unser Bayern mit den geöffneten herrlichen Biergärten und den tollen Ausflugszielen im Umland ja noch viel schöner. Aber das ist ja hoffentlich irgendwann nächstes Jahr wieder möglich.

Dialekt als Heimvorteil

teleschau: Wo sehen Sie denn die größten Unterschiede zu Ihrer eigentlichen Heimatstadt Köln?

Kiper: Natürlich ist da erst mal das Stadtbild: München ist einfach eine sehr schöne und saubere Stadt. Und so grün! Das kann Köln von sich nicht behaupten (lacht). Köln lebt einfach mehr vom Temperament der Menschen. Der Kölner oder der Rheinländer an sich ist sehr herzlich und sehr offen, Hauptsache man feiert und ist lebensfroh. Aber dass die Stadt leider sehr verbaut ist, darüber brauchen wir nicht zu reden.

teleschau: Gab es Situationen während der Dreharbeiten, in denen Frau Reichert als Bayerin Heimvorteil hatte?

Kiper: Sie hat mich einmal sehr überrascht, als sie bei einer Szene improvisierte: Da drehten wir in einem Nachtclub, und die Szene war sowieso schon lustig, weil Caro auf einmal den Türsteher kennt und ziemlich lässig rein marschiert. Eva holte dann das tiefste Bayerisch raus. Das fand ich sehr amüsant.

Reichert: Nele, das ging aber auch nicht anders! Der Kollege, der den Türsteher gespielt hat, hat so eine Vorlage geliefert, da musste ich auf Bairisch kontern.

teleschau: Das ist interessant ...

Kiper: Ja, wir haben immer versucht, hier und da etwas Lokalkolorit einfließen zu lassen. Sogar ich habe mich bemüht, einzelne Worte ansatzweise Bairisch klingen zu lassen, damit man Landsberg halt auch spürt.

Reichert: Ich erlebe das bei mir aber wirklich oft, dass ich zwar im Alltag meist Hochdeutsch spreche, aber wenn ich mit meiner Familie telefoniere oder Freunde von früher treffe, sofort ins Bayerische switche.

Geschwisterrivalitäten und Familienbande

teleschau: Zurück zur Serie: Zwischen Caro und Niki kommt es immer wieder zu Streit. Kennen Sie, Frau Reichert, solche Geschwisterrivalitäten auch aus ihrer eigenen Familie?

Reichert: Natürlich kennt man die, wenn man Geschwister hat! Das ist doch klar und vollkommen normal. Bei Caro und Niki ist das natürlich etwas zugespitzt, weil sie auch noch beide denselben Beruf ausüben und dadurch auch diesbezüglich in Konkurrenz zueinander stehen. Aber wie gesagt, auch meine Schwester und ich haben natürlich schon den ein oder anderen heftigeren Streit gehabt.

teleschau: Haben Sie ein Patentrezept, damit umzugehen?

Reichert: Nein, habe ich nicht, aber irgendwie rauft man sich als Familie am Ende doch immer wieder zusammen. So ist das bei uns in der Serie ja auch.

Kiper: Ich finde die Serie auch so herrlich aus dem Leben gegriffen. Egal, wie sehr sich die Schwestern gegenseitig auf den Zeiger gehen, am Ende bleibt trotzdem diese tiefe Verbundenheit zwischen den beiden da.

teleschau: Wie ist es denn bei Ihnen, Frau Kiper? Kennen Sie das auch?

Kiper: Ja, ich habe tatsächlich auch eine Schwester und kenne das natürlich auch. Sowohl in der Beziehung der Schwestern als auch der mit den Eltern sehe ich soviel, was mir auch privat schon begegnet ist, ob in meiner eigenen Familie oder einer anderen. Und genau dieser Wiedererkennungswert bietet in der Serie ein großes Humorpotenzial.

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