12.08.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner
Jacques Offenbachs romantische Oper "Hoffmanns Erzählungen" als Premiere im Großen Festspielhaus? Regisseurin Marianne Clément verspricht ein "problematisches Frauenbild".
Nanu: Jacques Offenbachs fantastische Oper, operettennah und Singspiel-verhaftet mitsamt Wunschkonzert-Barcarole und Trinklied "Klein Zack" als Salzburg-Premiere im Großen Festspielhaus? Der Festspiele-Chef Markus Hinterhäuser sieht's als Komplementäraufführung zur gleichzeitig gegebenen Mozart-Oper "Don Giovanni", die Hoffmann selbst für die größte aller Opern hielt. Dort der Frauen-Überwältiger - hier, bei Offenbach, der Romantiker, der sich zurückzieht von der Welt und ihren Frauen und ganz für seine Dichtung lebt - notfalls auch unter viel Alkoholgenuss.
Im Kreise von Studenten versucht der Dichter E. T. A. Hoffmann in der Weinstube Lutter & Wegner seine unglücklichen Lieben zu vergessen. Es sind neben seiner derzeitig vergeblich Angebeteten deren drei: eine Puppe, in der er durch eine wundersame Brille einen Engel sieht, eine Künstlerin, die sich zu Tode singt, und eine Kurtisane, die Gefühle nur vortäuschen kann. "Drei Frauen in derselben Frau", wie er selber sagt.
Das alles ist zweifellos eine Herausforderung für die französische Regisseurin Marianne Clément, die sich zwischen dem Machismo des Romantikers und seiner Todessehnsucht, sowie zwischen Barcarolen-Seligkeit und teuflischem Drama einen Weg bahnen muss. ARTE sendet von der Zweitaufführung am 16. August, in französischer Sprache, mit deutschen und englischen Untertiteln. Die Tenorrolle des liebesdurstigen Erzählers Hoffmann singt Benjamin Bernheim, der Franzose Marc Minkowski dirigiert die Wiener Philharmoniker. Im TV moderieren Teresa Vogl (ORF) und Dorothée Haffner (ARTE).