Schimanski: Asyl - Fr. 30.07. - ARD: 22.25 Uhr

Und nirgendwo ein Lächeln

27.07.2021 von SWYRL/Kai-Oliver Derks

Gut fünf Jahre nach dem Tod von Götz George zeigt die ARD einen "Schimanski"-Film von 2002, der am ganz großen politischen Rad drehte.

Gut fünf Jahre ist es her. Am 19. Juni 2016 starb mit Götz George einer der bedeutendsten Schauspieler dieses Landes. Seinen "Horst Schimanski" schätzte er immer. Auch, nachdem dessen TV-"Karriere" dann doch recht unspektakulär zu Ende gegangen war (2013).

Mit dem WDR, der ihm den "Schimanski" schenkte, hatte George ein ums andere Mal einen Kampf ausgefochten. Um die Drehbücher, um die Sendeplätze. Die Bürokratie, die das moderne öffentlich-rechtliche Fernsehen mit sich brachte, war ihm zuwider. "Es gibt so viele Gremien, die mitreden, aber wer nun wirklich verantwortlich ist, ist unklar. Darunter habe ich schon gelitten. Ich will mich eben nicht mehr streiten über einen 'Schimanski'-Film."

Also war sie irgendwann vorbei, die Ära des berühmtesten Cops, den das deutsche Fernsehen je hatte. 46 Auftritte hatte er, davon 29 in regulären "Tatorten", die weiteren dann in einzelnen Fernsehfilmen, mit deren Produktion das Erste 1997 begann. "Asyl", der nun am Freitagabend wiederholt wird, entstand 2002 und wurde für einen Grimme-Preis sowie für einen Emmy Award nominiert. Es geht um Flüchtlinge aus Tschetschenien.

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24 Flüchtlinge sterben

Der Autor Horst Vocks hat einige der besten Schimanski-Bücher geschrieben. Wie schon in der Folge "Muttertag" (1998) sollte auch in "Asyl" über einen Schimanski-Fall der Krieg erklärt werden. Hunger (Julian Weigend) und Urgestein Hänschen (Chiem van Houweninge) finden auf einem Rastplatz bei Duisburg einen verlassenen Container mit 24 Leichen darin - Flüchtlinge aus Tschetschenien, die auf grausame Weise erstickt sind. Nur der 17-jährige Attila (Sebastian Urzendowsky) hat überlebt. Schimanski (Götz George) nimmt sich seiner an.

Hunger und Hänschen schlagen dem Ex-Polizisten vor, sich undercover in die Schlepperbande als Fahrer einzuschleichen, um so an die Hintermänner des lukrativen Geschäfts zu kommen. Es bedarf eines ziemlich profanen Tricks, um Schimmi zu überreden: Auf diese Weise soll er seinen Führerschein zurückbekommen, der ihm nach einer Trunkenheitsfahrt abgenommen wurde. Der junge Schimmi hätte sich so wohl kaum überzeugen lassen. Aber es liegt auch an Attila, dass sich der längst gutherzig gewordene Titelheld herausgefordert fühlt. Der Junge hat bei dem Transport seinen Vater verloren. Schimanski lässt sich also einschleusen.

Eher Drama denn Krimi

"Asyl" ist kein Kriminalfilm. Eher schon ein Drama im klassischen Sinne. Keine Figur ohne gebrochenes Herz. Nirgendwo ein humorvoller Satz oder wenigstens ein Lächeln. Regisseur Edward Berger, für ihn war es der zweite und letzte "Schimanski", inszenierte einen kühlen Konfliktfilm. Politisch, ernst, aber nicht auf plumpe Weise anklagend.

"Asyl" fordert viel vom Zuschauer. Spannend ist der Film nur selten, die Schuldigen stehen von Anfang an fest, und es dauert über eine Stunde, bis spürbar das Tempo angezogen wird. Zudem wird vieles nur bruchstückhaft erzählt. Die visuelle Wirkung - alles ist grau, schmutzig, trist - steht über den spärlichen Dialogen.

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