Katarina Witt - Weltstar aus der DDR - Mi. 13.03. - BR: 22.45 Uhr

"Schönheit, Unergründlichkeit und Wettkampfwillen"

10.03.2024 von SWYRL/Wilfried Geldner

Das Porträt der zweifachen Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt zeigt in Interviews und Archivaufnahmen eine Ausnahmesportlerin, die man einst als "das schönste Gesicht des Sozialismus" bezeichnet hat.

Mit zwei Olympiasiegen (Sarajewo 1984, Calgary 1988), vier Weltmeisterschaften und sechs Europameistertiteln ist die 1965 in Berlin-Staaken geborene Eiskunstläuferin Katarina Witt eine der erfolgreichsten Athletinnen in ihrer Sportart. Amerikanische Journalisten bezeichneten sie einst als das "schönste Gesicht des Sozialismus". Bis heute will die 58-Jährige ihre ostdeutsche Identität nicht verleugnen, sie steht zu ihrer Vergangenheit, zur Förderung durch die Staatsführung und strahlt zugleich Lebensfreude und westlichen Glamour aus. Sie ist noch heute ein Star im besten Sinne. "Halb wissend, halb naiv, halb nutzend" habe sie ihre Karriere in der DDR durchlebt, sagt Witt in Jobst Knigges Film (MDR) von 2020, der nun in der Reihe "DoX - Der Dokumentarfilm im BR" wiederholt wird.

Erstmals holte Katarina Witt in dem Beitrag 30 Jahre nach der Wiedervereinigung ihre Stasiakten aus dem Keller - gleich nach ihrer Entdeckung mit sieben waren die junge Sportlerin und ihre Familie in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) observiert worden.

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Schon als Kind im Visier der Stasi

In den Akten wird allerdings nur Gutes aus der Sicht der Überwacher berichtet: Zuverlässigkeit in jeder Hinsicht und keinerlei Kontakte mit "negativen Personen". Zu sehr war Katarina Witt denn auch mit ihrer Sportkarriere beschäftigt, ihrem absoluten Siegeswillen, ihrem Ehrgeiz, der sie antrieb mit der Devise "Entweder du gewinnst oder du stirbst".

Mit ihrem charmanten sächsischen Akzent erzählt sie natürlich auch von der gestrengen Jutta Müller - die im November 2023 mit 94 Jahren starb -, ihrer Trainerin von Anfang an ("Oh Gott, jetzt wird es wirklich ernst!"), die sie selbstverständlich jede Figur tausendmal laufen ließ, vom ersten Auftritt im "KA", dem kapitalistischen Ausland in Wien, und vom festgefrorenen Lächeln nach der ersten WM-Niederlage, als ihr Frau Müller lächelnd und schmerzhaft ins Knie gekniffen hatte.

Auch Witts Wirken nach dem Mauerfall wird im Film thematisiert. Etwa die 13 Jahre andauernde Tour mit der Eisshow "Holiday on Ice" ab 1990 und der Film "Carmen on Ice", der Witt einen Emmy einbrachte. Ihr Show-und Filmpartner Brian Boitano sagt in der Doku über sie: "Sie war geheimnisvoll, gerade weil sie aus dem Osten kam. Sie besaß diese Mischung aus Schönheit, Unergründlichkeit und Wettkampfwillen, die es in dieser Kombination wohl nie wieder geben wird." In den USA wurde Katarina Witt ein noch größerer Star als in ihrer Heimat, ihre Erfolgsjahre im amerikanischen Showbiz nach der sportlichen Karriere wurden hierzulande weitgehend missachtet. Mancher ungelenke Interviewsatz wurde als Äußerung einer politisch Unbelehrbaren ausgelegt.

Der Dokumentarfilm "Katarina Witt - Weltstar aus der DDR" wurde erstmals 2020 im Rahmen des Thementags "30 Jahre Deutsche Einheit" in der ARD ausgestrahlt. Das Porträt ist eine farbige Hommage, die viel Wahrheit zutage fördert, ohne nachzutreten. Die späte Witt - als Produzentin, Moderatorin, Marketing- und Charity-Unternehmerin - kommt allerdings ein wenig zu kurz.

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