"Schon tausendmal berührt" - Fr. 28.01. - ARD: 20.15 Uhr

Wenn die Melkmaschine klemmt

24.01.2022 von SWYRL/Franziska Wenzlick

Im ARD-Film "Schon tausendmal berührt" kehrt eine junge Anwältin von der Münchner Großkanzlei in ihr beschauliches Heimatdorf zurück. Danach jagt ein Klischee das nächste.

"Tausendmal berührt ...", sang schon Klaus Lage. Dass die ARD - fast 40 Jahre später - ausgerechnet die kultigste Zeile seines Deutschrockklassikers für den Titel einer TV-Schmonzette zweckentfremdet, hatte der Liedermacher 1984 so wahrscheinlich jedoch kaum vorgesehen. Denn "Zoom!" hat es wahrlich nicht gemacht in Judith Westermanns Fernsehfilm "Schon tausendmal berührt", der nun im Rahmen der "Endlich Freitag im Ersten"-Reihe zu sehen ist. Obwohl sich die Produktion inhaltlich durchaus an Lages "1.000 und 1 Nacht" entlanghangelt, fehlt dem 90-Minüter ebenjener Charme, der den Rocksong einst zum Evergreen machte.

Stattdessen versucht der Film mit einer geballten Ladung Klischees zu spielen, nur, um diese letzten Endes doch zu bestätigen. Die Geschichte ist so simpel wie unoriginell: Eine junge, ehrgeizige Anwältin namens Ella (Inez Bjørg David) kehrt für die Hochzeit einer Freundin (Elena Uhlig) zurück in ihr oberbayerisches Heimatdorf, das fiktive Bad Friedlingen. Ein seltener Besuch, wie sämtliche Dorfbewohnerinnen und -bewohner nicht müde werden zu betonen. Zudem scheint es ihren Bekannten ein dringendes Anliegen zu sein, Ella mit ihrem alten Kumpel Flo (Leo Reisinger) zu verkuppeln. Gesagt, getan - noch am Abend der Hochzeit passiert, was in einer Fernsehromanze eben passieren muss: Die ohnehin schon lange ineinander verliebten Freunde landen im Bett.

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Liebe oder Karriere?

Nur wenig später reist die junge Rechtsanwältin erneut nach Bad Friedlingen. Denn - wie sollte es anders sein - um Juniorpartnerin in ihrer Großkanzlei zu werden, muss sie für das Bauprojekt einer Mandantin (Ursula Karven) ausgerechnet die Menschen in ihrer einstigen Heimat davon überzeugen, die Rechte an ihren Grundstücken aufzugeben. Ein Vorhaben, dem sich allen voran Bauernhofbesitzer Flo vehement entgegensetzt. Was er dabei jedoch noch nicht ahnt: Ella ist schwanger von ihm. Schon bald steht sie vor einer folgenschweren Entscheidung: Liebe oder Karriere?

Quo vadis, liebe ARD, möchte man bereits in den ersten Minuten dieses als Liebesgeschichte getarnten Heimatkitsches fragen. Was folgt, sind Szenen, die wohl selbst die "Rosamunde Pilcher"-Macher als zu abgeschmackt abgetan hätten. In einer davon muss die selbsternannte "Rechthaberin" dem ebenso selbsternannten "Kuhflüsterer" erst beweisen, dass sie nicht "zu fein" für ihn ist - und tut dies, indem sie ungefragt in Jeans und Hemd den Stall ausmistet. Zur Belohnung gibt's eine Spritztour auf dem Traktor, bis Flo sich verabschieden muss, weil sein Melkroboter klemmt. Keine Pointe.

Die Hauptdarstellerin überzeugt - die Handlung leider nicht

Auch sonst scheinen die Macher wenig von Subtilität zu halten. Das kann selbst das durchaus sympathische Spiel von Inez Bjørg David nicht ausgleichen. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass sich die Ex-"GNTM"-Finalistin und Bloggerin Marie Nasemann als manipulative Kanzleikollegin der Protagonistin beeindruckend gut schlägt. Und so hält Ella tiefschürfende Reden im Dirndl, sitzt schmachtend auf Heuballen und stellt gegen Endes des Films reichlich pathetisch fest: "Das ist nicht irgendein Kaff. Das ist mein Zuhause."

Viel Spaß macht es nicht, der Protagonistin auf ihrem Weg zur Lokalpatriotin zuzusehen. Ein Glück, dass Wald und Wiese immerhin eine Kulisse bieten, die dem ein oder anderen Zuschauer vielleicht tatsächlich das Landleben schmackhaft machen könnte.

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