Vor 70 Jahren erschien der erste Micky-Maus-Comic in Deutschland

Staun! - Das Maus-Magazin feiert Geburtstag

28.08.2021 von SWYRL/Tom Ruder

Vor 70 Jahren, am 29. August 1951, erschien das "Micky Maus-Magazin" erstmals in Deutschland. Wer das Originalheft von damals in gutem Zustand sein Eigen nennt, darf sich freuen. Rund 12.000 Euro soll es mittlerweile wert sein.

Es muss an diesen zwei schwarzen Kreisen auf dem Kopf liegen, dass Micky Maus nun satte 92 Jahre alt ist und damit so alt wird wie keine andere Zeichentrickfigur. Denn die Ohren wurden - neben dem süßen Lachen - zum Markenzeichen und dürften wesentlich dazu beigetragen haben, dass in den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts aus der defizitären Klitsche des Zeichentrickfilmproduzenten Walt Disney ein weltweit operierender Unterhaltungs-Gigant werden konnte.

Generationen wurden weltweit mit dieser Maus erwachsen, die - sagen wir es ehrlich - gar nicht mal sonderlich lustig ist. Ein "Kollege" wie Donald Duck ist dem Nager da deutlich voraus. Und doch: Anfang der 50er-Jahre genoss die Maus hierzulande die deutlich größere Popularität. Demnach war sie es, die dem damals erstmals auf den Markt gekommenen Heft den schlichten Namen gab: "Micky Maus-Magazin". Vor 70 Jahren, am 29. August 1951, erschien es erstmals in Deutschland. Wer das Originalheft von damals in gutem Zustand sein Eigen nennt, darf sich freuen. Rund 12.000 Euro soll es mittlerweile wert sein, heißt es.

Mit ihm hielt eine völlig neue Verbform in Deutschland Einzug: der sogenannte Inflektiv. Streng genommen gehen diese auf den Wortstamm verkürzten Verben schon auf Wilhelm Busch zurück, aber dank Micky Maus wurden sie populär. Worte wie Seufz, Grins, Stotter oder Grübel wurden erschaffen. Sie gehen zurück auf die deutsche Übersetzerin der Comics, Erika Fuchs, die bis 1988 im Amt war. Sie starb 2005 im Alter von 98 Jahren.

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Beinahe ein Hase ...

Es fehlte nicht viel, und alle Hoffnungen von Disney hätten nicht auf den Schultern einer Maus, sondern eines Hasen geruht. "Oswald the Lucky Rabbit" war eine der ersten Figuren aus der noch jungen Firma von Walt Disney, der sich mit seinem Bruder Roy und mehreren fähigen Zeichnern (darunter Ub Iwerks) in Los Angeles zusammengetan hatte. Nach einigen Kurzfilmen konzentrierte sich die Arbeit des Teams auf jenen Oswald, der der späteren Maus frappierend ähnlich sah.

Müßig zu spekulieren, ob die Welt auch an ihm Gefallen gefunden hätte. Erste kurze Filme waren 1927 jedenfalls ein Erfolg, und Disney hätte ihn mit Sicherheit am Leben gelassen. Aber er vergaß, sich die Rechte an der Figur zu sichern. Als ein Konkurrent nicht nur Oswald, sondern auch Disneys Zeichner anheuern wollte, gab er den Hasen auf und eine neue Figur in Auftrag. Sein Chefzeichner Iwerks blieb den Nagetieren treu, behielt das Gesicht weitgehend bei, machte aber aus langen dünnen zwei runde dicke Ohren - Micky Maus war geboren.

Die Augen noch etwas größer als heute und die Konturen nicht ganz so rund, ist die Figur, die erstmals in zwei Kurzfilmen ("Plane Crazy" und "Gallopin' Gaucho") der Öffentlichkeit präsentiert wurde, doch schon unverkennbar die weltberühmte Maus. Deren eigentlicher Siegeszug hängt jedoch mit einer Erfindung zusammen, zu der Walt Disney zwar nichts beitrug, deren Vorzüge er aber vor allen anderen Zeichentrick-Produzenten für sich und seine Zwecke zu nutzen wusste: der Tonfilm.

Und dann die Ente ..

Disney war der Erste, der seine Figuren sprechen, singen, musizieren und sich nach einem bestimmten Rhythmus bewegen ließ - Ton und Film verhielten sich synchron zueinander. An die berühmt gewordene erste interne Vorführung des dritten Micky-Films, "Steamboat Willie", im Jahre 1928 erinnerte sich Walt Disney später so: "Die Reaktion unseres kleinen Publikums war eindeutig: Es war wie elektrisiert. Es war ganz instinktiv auf die Einheit von Ton und Bild äußerst ansprechbar (...) So führte man mich also in den Vorführraum, und der Film wurde noch einmal gezeigt, einschließlich der dazu gehörigen Geräusche. Es hörte sich schrecklich an, aber es war wunderbar! Und es war etwas Neues!"

Am 18. November 1928 wurde der Film zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt (im Colony Theater in New York) - und seither gilt dieses Datum als Mickys Geburtstag. Denn weltweit gerieten die Menschen angesichts der sprechenden Maus aus dem Häuschen: Sie tauchte auf Verpackungen, Armbanduhren und Spielzeug auf, entwickelte in Zeitungen und Comics ein Eigenleben und war nach nur zwei Jahren nicht allein Kindern, sondern auch Erwachsenen weltweit ein Begriff.

Mit der gewaltigen Popularität (noch einmal gesteigert durch die Einführung des Farbfilms, dessen Potenzial Walt Disney wiederum als einer der Ersten erkannte) gingen aber auch Probleme einher: In einer Zeit, als die Weltwirtschaftskrise alles lahm legte und der Faschismus seine Fühler ausstreckte, machten sich amerikanische Mütter und Väter Gedanken um den negativen Einfluss, den eine gezeichnete Maus auf ihre Kinder ausüben könnte. Denn vielen war sie inzwischen zu frech und vorlaut geworden. So gingen Disney (erhielt 1932 den Ehren-Oscar) und seine Leute dazu über, die Geschichten immer lustiger, den Helden immer klüger, das soziale Umfeld immer ausgeprägter zu gestalten. Micky hatte mit Minnie plötzlich eine Freundin, mit Pluto einen Hund, dazu kamen Nachbarn und Freunde. Und bald hatte die Maus eine Figur im Nacken, die noch populärer als sie selbst zu werden versprach: Donald Duck.

Ein Kuchen zum Geburtstag

Die Ente erschien 1934 auf der Bildfläche, war von Anfang an mit einem aufbrausenden, großspurigen Charakter und einer wunderbar-schnatternden Stimme ausgestattet. Ihre Berühmtheit kam quasi über Nacht, Micky Maus war nun nicht mehr allein auf weiter Flur. Fortan teilten sich die beiden die Lorbeeren, auch wenn Micky Teil des Firmenlogos wurde und seit über 60 Jahren den Unterhaltungs-Giganten Disney repräsentiert.

Sein schönster Auftritt überhaupt (als "Der Zauberlehrling" im Langfilm "Fantasia", der 1940 mit seiner visuellen Umsetzung von Gedichten und klassischer Musik seiner Zeit weit voraus war und dessen Einmaligkeit erst viele Jahre später angemessen gewürdigt wurde) sollte zugleich einer seiner letzten werden - zumindest im Kino. Denn die kurzen Zeichentrickfilme wurden zu teuer, fortan konzentrierte sich Walt Disney auf die langen - und hatte bekanntermaßen auch damit großen Erfolg. Für Micky Maus blieben das Fernsehen, die Freizeitparks, das Merchandising - und eben die Comics.

Immer wieder änderte sich die Erscheinungsweise seit damals, derzeit gibt es alle zwei Wochen neue Abenteuer aus dem Ehapa-Verlag. Immer wieder wurde das Heft auch inhaltlich überarbeitet. Klar: Die verkaufte Auflage sank aufgrund der digitalisierten Kinderwelt in all den Jahren deutlich und liegt derzeit bei knapp über 70.000 Exemplaren. Womit das Magazin im Vergleich mit anderen Kinder- und Jugendzeitschriften immer noch gut dasteht. Übrigens: Die Titelseite der Jubiläumsausgabe hat der Verlag komplett mausfrei gehalten. Stattdessen feiern Donald Duck und seine Neffen mit einem Kuchen den Geburtstag. Dazu erscheint eine Sonderausgabe des Magazins mit den besten Comics aus all den Jahren.

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