Amazon-Serie "Die Gabe"

Superheldinnen, anders gedacht

29.03.2023 von SWYRL/Eric Leimann

Die neunteilige Amazon-Serie "Die Gabe" entstand nach einem gefeierten feministischen Sci-Fi-Roman und beschreibt die Entwicklung einer alternativen Welt. In ihr haben Frauen aufgrund ihrer Superkräfte die Macht. Die Romanvorlage wurde als große Literatur gefeiert - unter anderem von Barack Obama.

Das neunteilige Amazon-Werk "Die Gabe" entstand nach dem gleichnamigen feministischen SciFi-Bestseller der englischen Autorin Naomi Alderman, die auch maßgeblich bei der Produktion der Serie eingebunden war. Erzählt wird - retrospektiv - von einer alternativen Realität, in der Frauen aufgrund einer plötzlich aufgetretenen "Gabe" die Macht übernehmen. So entwickelt sich weltweit ein Matriarchat. Showrunnerin Raelle Tucker ("Supernatural", "True Blood") formuliert den Plot so: "Man stelle sich eine Welt vor, in der Frauen jene Macht innehaben, die Männer eine lange Zeit hatten, doch wir Frauen am Ende viele der gleichen Fehler auf unsere Weise wiederholen."

Tatsächlich ist die den Weltenwandel auslösende "Gabe" oder "The Power", wie Roman und Serie im Original heißen, eine recht archaische Angelegenheit. Junge Frauen entdecken plötzlich die Fähigkeit, in ihren Händen elektrische Impulse zu erzeugen. Damit können sie Schabernack treiben wie zum Beispiel hier und da einen Kurzschluss erzeugen, damit in der Schule mal eine Stunde ausfällt oder ein paar Straßenzüge nachts im romantischen Dunkel versinken. Sie können sich jedoch auch physisch gegen jeden Angreifer wehren oder - bei Weiterentwicklung der Gabe - auch tödliche Blitze durch die Luft schicken.

Sieben Hauptcharakteren schaut die Serie erzählerisch ineinander verwoben über die Schulter: Margot (Toni Collette) ist die scharfzüngige Bürgermeisterin von Seattle und Mutter dreier Kinder. Ihre älteste Tochter Jen (Auliʻi Cravalho, übrigens die Sing- und Sprechstimme der Disney-Figur Vaiana) ist eine eher schüchterne Highschool-Schülerin. Sie entdeckt ebenso ihre "elektrischen" Fähigkeiten wie die junge Schwarze Allie (Halle Bush), die bei einer weißen, tief religiösen Pflegefamilie im amerikanischen Süden aufwächst.

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Von der Metoo-Rachfantasie zur komplexen Dystopie

Die aufmüpfige Roxy (Ria Zmitrowicz) lebt in London als nicht wirklich akzeptierte Tochter eines einflussreichen, aber nicht ganz "koscheren" jüdischen Geschäftsmannes. Tatiana (Zrinka Cvitešić) schließlich ist die Gattin eines osteuropäischen Staatspräsidenten der halbseidenen Art. Auch von zwei Männern wird erzählt: US-Komiker John Leguizamo spielt Rob Lopez, Arzt und Ehemann von Powerfrau Margot und Toheeb Jimoh (Fußballer Sam aus "Ted Lasso") verkörpert Tunde, einen Video-Journalisten in Lagos, Nigeria, der das Phänomen der "Gabe" erstmals mit der Kamera festhält und erforscht.

Drei etwa 50 Minuten lange Folgen von "Die Gabe" zeigt Amazon zum Serienauftakt am Freitag, 31. März. Die restlichen sechs Episoden werden dann - auch jeweils am Freitag - bis zum Finale am 12. Mai im Wochenrhythmus gesendet. Der feministische Superhelden-Stoff dürfte einer der mit großer Spannung erwarteten Serienstarts des Frühjahrs sein - weil hier ein paar Dinge zusammenkommen, die man so noch nicht gesehen hat: Ein Marvel-artiger Superheldinnen-Plot mit komplexen feministischen Untertönen sowie eine Buchvorlage, die viele renommierte Preise gewann. Nicht nur die New York Times, sondern auch der ehemalige US-Präsident Barack Obama setzten das Buch auf ihre Bestenliste des Jahres 2017.

Autorin Aldermann beginnt ihr Werk als satirisch gefärbte Metoo-Rachefantasie, die sich im zweiten Teil des Buches in eine komplexe Dystopie verwandelt. Beraten wurde sie dabei von Schriftstellerinnen-Legende Margaret Atwood ("A Handmaid's Tale"), die ihr während des Schreibens an "Die Gabe" als Mentorin zur Seite stand. Auch die Macherinnen der Amazon-Adaption bringen einen guten Leumund mit in die Show. Die britische Produktionsfirma ist für das herausragende HBO-Serienwerk "Chernobyl" verantwortlich, Regisseurin Reed Morano wurde unter anderem für einige Folgen der starken ersten "A Handmaid's Tale"-Staffel preisgekrönt. Buchatorin Naomi Alderman war zudem Teil des - rein weiblichen " Writer's Room".

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