"Markus Lanz"

Von wegen "Geisterdebatte": Laschets Bildungsexpertin hält nichts vom Gendern

08.09.2021 von SWYRL/Christopher Schmitt

Gastgeber Markus Lanz erklärte das Gendern am Dienstag zwar zur "Geisterdebatte", doch dafür wurde wieder sehr lebhaft diskutiert. Nach Ansicht der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien (CDU) gehört das Gendersternchen nicht an deutsche Schulen.

Es mutet fast schon paradox an, dass das Thema Gendern in Talkshows oft als Nebenschauplatz abgetan wird, der von vermeintlich tiefergehenden Problematiken in der Gesellschaft nur ablenkt. Ein Standpunkt, der auch am Dienstag bei "Markus Lanz" (ZDF) wieder vertreten wurde - unter dem Strich diskutierte man dann aber dennoch mit Nachdruck über das Für und Wider des Gendersternchens. Möge die Debatte möglicherweise nicht richtungsweisend für die Zukunft des Landes sein, unbedeutend ist sie offensichtlich nicht. Unter anderem diskutierte Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien fleißig mit. Die CDU-Politikerin ist seit kurzem Teil von Armin Laschets "Zukunftsteam", zeigt sich bei der Gender-Thematik aber streng konservativ. Sie lehnt das Gendern vehement ab und verweist dabei auf die offizielle deutsche Rechtschreibung.

"Es ist doch für Kinder und die Frage, was aus diesen Kindern irgendwann einmal wird, doch total egal, ob die ein Sternchen dahin basteln oder nicht", startete Markus Lanz die selbsternannte "Geisterdebatte". Karin Prien ließ sich diese Chance nicht entgehen: "Aber was nicht egal ist, ist, ob sie eine Chance haben, ihre Sprache zu lernen." Nach Ansicht der Bildungsministerin könne man sicher in der zwölften Klasse über Gendern, Linguistik und Antidiskriminierungs-Aspekte sprechen, bei jüngeren Kinder sieht sie die Prioritäten jedoch woanders. "Die Frage ist doch: Kann ein sechsjähriges Kind tatsächlich die deutsche Sprache erlernen, wenn in einem Wort solche Sonderzeichen verwendet werden?" Die Frage blieb eine rhetorische, Prien vermittelte, dass die Antwort klar sei.

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"Es geht um die Lernbarkeit, die Lesbarkeit der Sprache"

Der Gastgeber hakte daraufhin zum Gendern nach: "Und das ist der Grund, warum sie es ablehnen?" Die CDU-Politikerin antwortete unmissverständlich: "Ja natürlich. Es geht um die Lernbarkeit, um die Lesbarkeit der Sprache." So habe sich die Kultusminister-Konferenz auf die Regeln des Rates der deutschen Rechtschreibung festgelegt. "Wenn wir irgendwann zu einem anderen Ergebnis kommen, muss das auch in der Schule gelernt werden", erklärte Prien. Kein anderes Land würde dies anders handhaben. "Wir müssen doch eine einheitliche Sprache lernen in diesem Land", unterstrich die CDU-Frau abschließend ihre Meinung.

Ex-Bundesinnenminister Gerhart Baum vertrat hingegen eine Position, welche wieder zum Begriff "Geisterdebatte" passte: Diskussionen um das Thema Gendern würden seiner Meinung nach überbordend geführt. "Ehrlich gesagt hat das Land jetzt andere Probleme", so Baum, der bereits 1954 in die FDP eintrat. "Manche Leute stehen verständnislos vor diesen Debatten", behauptete er. Als Gegner der Gleichberechtigung der Geschlechter wollte sich Baum keinesfalls verstanden wissen. Stattdessen müsse man die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf allen Lebensgebieten und durch tägliche Entscheidungen voranbringen. So sei er zum Beispiel ein "Quotenanhänger", beteuerte der FDP-Mann.

"Beim Gendern geht es ja um sprachliche Inklusion"

Mit Journalist Hasnain Kazim fand sich aber auch eine Stimme in der Runde, die Gendern nicht als Hemmschuh oder unnötig wahrnahm, sondern die Freiheit der Sprache betonte - und die Freiheit zu gendern. Nach eigener Aussage versteht der freie Autor der "Zeit" diese Debatte sehr wohl. "Bei dem Gendern geht es ja um sprachliche Inklusion", stellte Kazim noch einmal klar - ein vermeintlich offensichtlicher Punkt, der zuvor nicht einmal zur Sprache kam. "Sprache ist etwas Freies, das entwickelt sich", so der Journalist und Bestseller-Autor. Er selbst fände es zwar unmöglich, wenn an Universitäten für fehlendes Gendern Punkte in Prüfungen abgezogen würden. Umgekehrt würde er jedoch erst recht gendern, wenn Politiker und Politikerinnen es ihm verbieten würden.

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