"Voyagers" bei Amazon Prime Video

"Voyagers": Lily-Rose Depp kämpft im All ums Überleben

27.04.2021 von SWYRL/Christopher Diekhaus

Um die Menschheit zu retten, werden 30 künstlich gezeugte Mädchen und Jungen auf eine Reise zu einem neuen Planeten geschickt: Neil Burgers Science-Fiction-Thriller "Voyagers" berührt spannende moralische Fragen, erschöpft sich aber in einem überraschungsarmen Kampf ums Überleben.

Die Erde steht vor dem Kollaps, und der Mensch muss nach neuen Lebensräumen Ausschau halten, will er dem Untergang entkommen: Dieses Narrativ bedienen zahlreiche Science-Fiction-Filme der letzten Zeit. Einreihen kann sich da auch die neue Regiearbeit von Neil Burger, der auf der großen Leinwand zuletzt mit "Mein Bester & Ich", dem eher faden US-Remake des französischen Tragikomödienhits "Ziemlich beste Freunde", vertreten war.

"Voyagers" (Amazon Prime Video, ab 30. April) entführt den Zuschauer in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der die stetige globale Erwärmung sowie Krankheiten unseren Planeten in absehbarer Zeit unbewohnbar machen werden. Im Jahr 2063 gelingt bei der Suche nach einem neuen Habitat im Weltall endlich ein großer Durchbruch. Der Knackpunkt an der Sache: Die Reise zum frisch entdeckten Himmelskörper dauert 86 Jahre. Für eine Besiedlungsexpedition werden deshalb im Labor 30 Kinder herangezüchtet, die über eine ausgeprägte Intelligenz verfügen und auf Gehorsam getrimmt sind. Ihr von der Außenwelt komplett abgeschottetes Aufwachsen überwacht der Wissenschaftler Richard Alling (Colin Farrell). Weil er auf der Erde keine Bindungen hat, will er seine Zöglinge auf die Mission ohne Wiederkehr begleiten.

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Umfassende Manipulation

Zehn Jahre nach dem Start sind aus den Kindern junge Erwachsene geworden, die irgendwann mittels künstlicher Befruchtung Nachkommen zeugen sollen. Deren Töchter und Söhne wiederum fällt nach der Ankunft die Aufgabe zu, die neue Heimat zu kolonisieren. An Bord gerät der strikt durchkomponierte Ablauf jedoch aus dem Gleichgewicht, als Christopher (Tye Sheridan) Erschütterndes herausfindet: Das blaue Getränk, das die Mannschaft jeden Tag zu sich nehmen muss, macht die Crewmitglieder gefügig und erstickt unter anderem ihr sexuelles Verlangen. Die Entscheidung einiger Anwesender, fortan auf den Saft zu verzichten, lässt schon bald Aggressionen hervorbrechen.

Menschen, die einzig und allein erschaffen wurden, um den Fortbestand unserer Spezies zu sichern, die funktionieren müssen und keine Emotionen zeigen dürfen, kurzum: denen alles fehlt, was ein aufregendes, selbstbestimmtes Leben charakterisiert - das vom Regisseur verfasste Drehbuch wirft durch seine Protagonisten brisante, existenzielle Fragen auf, ist aber leider nicht bereit, diesen echte Aufmerksamkeit zu schenken. Schon die Einführung wirkt überhastet. Statt sich ein wenig mit dem abgeschotteten, höchst ungewöhnlichen Heranwachsen der 30 Mädchen und Jungen zu befassen und einigen von ihnen etwas Profil zu geben, eilt Neil Burger zum Startschuss der Reise, auf den der zehnjährige Zeitsprung folgt.

Zwischen Christopher und Richard kommt es an einer Stelle zwar zu einer Diskussion über die fehlende Freiheit der Besatzung. Der Konflikt weicht allerdings sehr schnell einem Überlebenskampf mit klar verteilten Rollen. Auf der einen Seite steht Christopher zusammen mit Bordärztin Sela (Johnny Depps Tochter Lily-Rose Depp) und weiteren Verbündeten, auf der anderen der vom ersten Auftreten an deutlich als bedrohlich markierte Zac (Fionn Whitehead) mit seinem aufgepeitschten Anhang.

William Golding lässt grüßen

Wer hier an William Goldings Roman "Herr der Fliegen" denken muss, liegt nicht verkehrt. "Voyagers" entwickelt sich zu einer Raumschiffversion des auf einer unbewohnten Insel spielenden Literaturklassikers, der die niederen menschlichen Instinkte in einer Umgebung ohne zivile Schranken erforscht. Einige Handlungselemente und Teile der Figurenkonstellation übernimmt der Film beinahe eins zu eins aus Goldings Buch.

Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Gruppen lässt die Spannung in manchen Momenten ansteigen. Dank des begrenzten Schauplatzes breitet sich phasenweise ein Gefühl der Beklemmung aus. Und sicherlich bieten die durchgestylten Bilder etwas fürs Auge. All dies kann aber nicht davon ablenken, dass der Science-Fiction-Thriller seine faszinierend abgründige Ausgangslage an ein konventionelles, mit einer platten Liebesgeschichte garniertes Jagdszenario verschenkt.

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