"Die Gläserne Decke" / "Wir sind Frauen, wir sind stark!" - Di. 13.06. - ARTE: 21.50 Uhr

Weiblich, aber nicht hilflos

10.06.2023 von SWYRL/Elisa Eberle

Bis heute haben Frauen im Job mit unsichtbaren Widerständen bei Gehalt und Beförderung zu kämpfen. "Die Gläserne Decke" wird das Phänomen genannt, das Filmemacherin Mari Soppela fünf Jahre lang untersuchte. Ihre Doku ist nun im Rahmen des ARTE-Thementags "Außergewöhnliche Frauen: Power, Protest, Emanzipation" zu sehen.

Hilary Clinton hat sie durchbrochen, genau wie Sanna Marin oder die BBC-Journalistinnen Carrie Gracie und Samira Ahmed: Die sogenannte "Gläserne Decke", die weltweit zwischen Frauen und vielen Führungspositionen steht. 1978 wurde der Begriff erstmalig von der amerikanischen Schriftstellerin Marilyn Loden verwendet. Inzwischen stellt der "Glass-Ceiling Index" der Zeitschrift "The Economist" jedes Jahr am Weltfrauentag dar, in welchem OECD-Land Frauen die besten Chancen auf gleichberechtigte Behandlung am Arbeitsplatz haben. Fasziniert von der Statistik recherchierte die Regisseurin Mari Soppela fünf Jahre lang die Ursachen der Diskriminierung und ihre Auswirkung auf das Leben der betroffenen Frauen. So entstand der anderthalbstündige Dokumentarfilm "Die Gläserne Decke. Weiblich, erfolgreich, ausgebremst", der nun erstmals bei ARTE zu sehen ist.

Derzeit steht Deutschland auf Platz 22 von 29, hinter Österreich (Platz 13) und den USA (Platz 19), aber noch vor der Schweiz (Platz 26). Angeführt wird die Liste unverändert von Island, Schweden und Finnland, dem Heimatland der Filmautorin: Als erstes Land Europas sprach Finnland Frauen sowohl das passive als auch das aktive Wahlrecht zu und wählte 1907 die weltweit ersten weiblichen Abgeordneten. Die weltweit erste Präsidentin war Vigdís Finnbogadóttir, die 1980 in Island gewählt wurde.

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Ein schier unendlicher Kampf

Den größten Fokus setzt Mari Soppela jedoch auf Frauen, die heutzutage um Gleichberechtigung im Job kämpfen: In Großbritannien begleitet sie Rebecca beim Rechtsstreit gegen ihren früheren Arbeitgeber. Der Mobilfunkanbieter TalkTalk hatte der Frau nicht nur weniger Lohn als den männlichen Kollegen gezahlt, sondern sie zudem aus, wie sie sagt, ungerechtfertigten Gründen gekündigt.

Weitere Gesprächspartnerinnen sind die Bürgerrechtlerin Charlayne Hunter-Gault, die zu Zeiten Martin Luther Kings gegen die Rassentrennung in den USA protestierte, und Anna Cendalska, eine polnische LKW-Fahrerin, die seit einer Weile in Deutschland arbeitet. All diese Geschichten geben Hoffnung, auf eine Verbesserung der Lage, die hoffentlich früher als in den prognostizierten zwei Jahrzehnten eintreten wird. Gleichzeitig zeigen sie jedoch auch, mit welchen Problemen viele arbeitende Frauen bis heute kämpfen.

Das Friedenscamp von Greenhham

Welche Kraft der Zusammenschluss von Frauen, die für eine gemeinsame Sache kämpfen, haben kann, zeigt der Dokumentarfilm "Wir sind Frauen, wir sind stark!" um 23.15 Uhr. Filmemacherin Sonia Gonzalez trifft Frauen, die am Friedenscamp von Greenham teilnahmen. Ende der 1970-er nahmen die Spannungen zwischen Ost und West im Zuge des Kalten Krieges zu. Da Westeuropa in Reichweite sowjetischer Flugkörper war, wurde am 12. Dezember 1979 die Stationierung von nuklearen Mittelstreckenraketen in Europa bewilligt.

In der Bevölkerung entfachte die Angst vor einem Atomkrieg: "Uns wurde erstmals bewusst, dass sich die Menschheit auslöschen könnte", erinnert sich Rebecca Mordan in der Doku: "Genauso wie die heutige Jugend zu Recht große Angst vor dem Klimawandel hat, war es auch mit der Bombe." Um gegen den NATO-Doppelbeschluss zu protestieren, brachen am 27. August 1981 zunächst 36 Frauen in der walisischen Hauptstadt Cadiff zu einem zehntägigen Marsch zu der 100 Meilen entfernten britischen Militärbasis Greenham Common auf. Dort angekommen, errichteten sie ein Friedenscamp, das erst 2000 endgültig aufgelöst wurde.

Doku über Margaret Thatcher

Das Besondere daran: Im Februar 1982 beschlossen die Frauen, ihre Besetzung von Greenham Common "männerfrei" zu halten. Während einige mehrere Jahre, sommers wie winters im Camp lebten, versammelten sich zu bestimmten Anlässen bis zu 30.000 Menschen für friedliche Demonstrationen auf dem Gelände. Am Ende gelang es der Bewegung zwar nicht, die Stationierung der Cruise Missiles zu verhindern, sie war jedoch maßgeblich für den Abschluss des INF-Vertrags zwischen Michail Gorbatschows und Ronald Reagan.

Beide Dokumentationen sind im Rahmen des ARTE-Themenabends "Außergewöhnliche Frauen: Power, Protest, Emanzipation" zu sehen, der um 20.15 Uhr mit der Dokumentation "Die Thatcher-Jahre" (Regie: Guillaume Podrovnik) über das Vermächtnis der umstrittenen und als "Eiserne Lady" bekannten britischen Premierministerin Margaret Thatcher beginnt.

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