Papa auf Wolke 7 - Fr. 30.10. - ARD: 20.15 Uhr

Wie ist die Stimmung: Stratus oder Citrus?

27.10.2020 von SWYRL/Hans Czerny

Für Klemens, den Titel-"Papa", ist es das größte Glück auf Erden: Just zum 43. Geburtstag serviert ihm die Chefin vom meteorologischen Institut die Nachricht, dass er einen Platz bei der neuen Spitzbergen-Expedition ergattert hat. Den Papa freut es. Kinder und Opa eher nicht - denn sie sollen mit!

Was für ein Glück für Klemens: Just zum 43. Geburtstag serviert ihm die Chefin vom meteorologischen Institut die Nachricht, dass er den "letzten Platz" auf der Exzelsior-Expedition nach Spitzbergen bekommen hat. Dass Klemens zumindest äußerlich nicht gerade vor Freude zerbirst, liegt daran, dass er Autist ist - ein weiterer Nachfolger des Dustin Hoffman und anders als dieser gar ein wahrer "Rain Man". Einer, der Wolken und Wetter mag und den Regen exakt zehn Minuten zuvor voraussagen kann. Die Dramaturgie des mit einem Degeto-Nachwuchspreis gekürten Freitagsmovies "Papa auf Wolke 7" will es allerdings, dass dieser Papa ein rechter Familienmensch ist (und Witwer obendrein), der seine Teenager in die Arktis zu seiner Eiswolkenbeobachtung mitnehmen will - und den Opa gleich dazu.

Während der für den Klassenschwarm emsig an Liebesliedern feilende Sohnemann (Alessandro Schuster) gar nicht so abgeneigt wäre, sieht sich die Tochter Nelli (Rieke Seja) bereits "den Eisbären zum Fraß vorgeworfen", und Opa (Peter Franke) fürchtet sich vor der Vereisung seiner Gelenke. Sollen drei Menschen nur wegen Papas neuer Stelle ihr Leben ändern?

Wie also dreht man einen Autisten - und sei es auch nur ein Film-Autist, wie ihn Oliver Mommsen mit etwas steifer Korrektheit und verlegenen Seitenblicken gibt - am besten um? Richtig, auch Papa war doch mal verliebt, im Familienalbum findet sich der Beweis. Ließe sich das nicht wiederholen? Das würde alle vor der Arktis-Expedition bewahren. Schon werden Mailings verfasst, erste Dates versprechen auch Erfolg. Dass aber Opa in seiner Haushalts- und Pflegehilfe Lani aus Vietnam (Minh-Khai Phan-Thi) ganz nebenbei längst die Richtige für Papa gefunden haben könnte, ahnen die Teenager nicht.

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"Mir geht's heute ..."

Badet der Film zur Freitags-konformen Musiksoße zunächst arg in dem, was man das pralle Leben nennt, so schwingt er sich unter der Regie von Markus Herling irgendwann zu gehobener Romantik auf. Wenn es zwischen Klemens und Opas Pflegerin um Wetter und Wolken geht, entstehen Witz und Romantik ganz ohne Peinlichkeit. Lani schneidet Gesichter, die auf verständliche Weise Gefühle wiedergeben. Wolken sind wie Stimmung, sagt sie: Man könnte doch auch einfach "Mir geht's heute Stratus" sagen, oder "Mir geht's heute Citrus".

Dass aber dann Klemens doch ganz alleine nach Spitzbergen fliegen muss, liegt zum einen daran, dass Lani schon einen anderen Mann hat und diesen auch heiraten will, aber auch daran, dass man die Liebe ja auch irgendwie teilen kann - auf Wolken lässt es sich ja nicht nur mit Trauring schweben. Leider wirkt das Drehbuch von Brix Vinzent Koethe etwas zu sehr an das Genre der Freitags-Komödien im Ersten angepasst. Viel zu selten werden neben der Plicht auch freiere Pirouetten gewagt.

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