"Wonder Woman 1984" bei Sky

"Wonder Woman 1984": Enttäuschende Rückkehr der Amazonenprinzessin

17.02.2021 von SWYRL/Christopher Diekhaus

In ihrem zweiten Soloabenteuer jagt die DC-Superheldin Diana Prince alias Wonder Woman einem mysteriösen Artefakt hinterher. Furiose Actioneinlagen sind auch dieses Mal garantiert. Dass der Kitschfaktor ansteigt, ist jedoch ärgerlich.

Als im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie über die Welt hereinbrach, hatte dies auch massive Auswirkungen auf die Filmindustrie. Lichtspielhäuser waren monatelang geschlossen; laufende Drehs mussten gestoppt werden; bereits fertiggestellte Großproduktionen wurden reihenweise verschoben. Während Netflix und Co. vom Herunterfahren des öffentlichen Lebens profitierten, schien die Zukunft der schon vorher angekratzten Kinobranche ungewisser denn je. Welche Strahlkraft die große Leinwand weiterhin besitzt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Fest steht allerdings, dass der Corona-Schock einige markante Umwälzungen mit sich brachte. Hollywood-Riese Warner Bros. beispielsweise entschied sich, den DC-Streifen "Wonder Woman 1984" in den USA Ende 2020 nicht nur in die Kinos zu bringen, sondern parallel auf dem hauseigenen Streamingdienst HBO Max zu veröffentlichen. Eine Strategie, die für alle im Jahr 2021 anstehenden Titel des Verleihers gelten soll.

Hierzulande stand aufgrund der durch den zweiten Lockdown geschlossenen Kinos bis vor kurzem noch in den Sternen, wann die Fortsetzung zum Blockbuster "Wonder Woman" (2017) zu sehen sein würde. Ein Deal mit dem Pay-TV-Sender Sky schafft nun allerdings überraschend Abhilfe und sorgt für ein echtes Novum: Noch bevor der Film seinen weiterhin geplanten hiesigen Kinostart erhält, können Sky-Abonnenten ab 18. Februar in den Genuss des DC-Spektakels kommen. Ob dieses aus der Krise geborene Modell irgendwann Schule machen könnte, bleibt abzuwarten.

Interessant ist "Wonder Woman 1984" freilich nicht nur wegen der ungewöhnlichen Erscheinungsumstände. Spannung und Neugier weckte auch die erfrischende Kraft des Vorgängers, der mit der Amazonenprinzessin Diana Prince (Gal Gadot) erstmals eine Frau in den Mittelpunkt eines großen Superheldenabenteuers stellte. Tauchte sie bei ihrem vorherigen Soloauftritt in die düstere Welt des Ersten Weltkriegs ein, stellt sie sich nun mehrere Dekaden später einer neuen Herausforderung.

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Einsame Gerechtigkeitskämpferin

Seit dem Verlust ihres Geliebten Steve Trevor (Chris Pine), der sich am Ende von "Wonder Woman" für die gute Sache opferte, lebt die von der sagenumwobenen Insel Themyscira stammende Diana unter den Menschen und greift immer wieder heimlich als Retterin in Notlagen ein. Mitte der 1980er-Jahre arbeitet sie als Anthropologin für die renommierte Smithsonian Institution in Washington, D.C. und vermeidet es, enge soziale Kontakte zu knüpfen.

Die Handlung kommt in Gang, als ihre neue Kollegin Barbara Minerva (Kristen Wiig), ein von allen ignoriertes Mauerblümchen mit klischeehafter Nerd-Brille, ein uraltes Artefakt untersuchen soll. Wie Barbara schon bald erkennt, kann der sogenannte Traumstein tatsächlich Wünsche wahr werden lassen, wenn man sie laut ausspricht. Ihr Verlangen, so zu sein wie die von ihr bewunderte Diana, wird schließlich Realität. Nicht nur wirkt sie auf ihre Umwelt plötzlich anziehend. Auch erhält sie zunehmend die Kräfte der Amazonenprinzessin. Diana selbst ist sprachlos, als ihre innigste Sehnsucht in Erfüllung geht. Bei einer Gala steht ihr der tote Steve auf einmal im Körper eines anderen Mannes gegenüber. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, wird aber schnell getrübt. Denn der magische Stein gerät in den Besitz des strauchelnden Ölunternehmers und TV-Promis Maxwell Lord (Pedro Pascal), der seine angeschlagene Firma wieder auf Kurs bringen will und Chaos in die Welt trägt.

Regisseurin Patty Jenkins ("Monster"), die auch "Wonder Woman" inszenierte und zudem am Drehbuch der Fortsetzung mitschrieb, haut dem Zuschauer gleich zu Anfang eine packende Actionpassage mit der noch kleinen Diana (Lilly Aspell) auf ihrer Heimatinsel um die Ohren. Nach einer weiteren schwungvollen Einlage im Jahr 1984, bei der die erwachsene Diana eine Diebesbande in einer Shoppingmall dingfest macht, ist jedoch erst mal Schluss mit großer Aufregung.

Weniger Schmalz wäre mehr

Stattdessen werden fortan die Koordinaten der Geschichte abgesteckt und innere Konflikte etabliert. Wie schon im Vorgänger blitzt dabei auch Humor auf. Zeigte sich in "Wonder Woman" Diana von der ihr unbekannten, patriarchalisch geprägten Menschenwelt irritiert, ist nun Steve der sprichwörtliche Fisch auf dem Trockenen. Da er aus einer völlig anderen Zeit kommt, sind ihm die Entwicklungen und die Mode der 80er-Jahre komplett fremd - was Jenkins und ihre Koautoren Dave Callaham und Geoff Johns für einige Lacher nutzen.

Durch Steves unverhofftes Auftauchen gerät Diana in einen emotionalen Zwiespalt, der ihrer Figur leider nicht besonders guttut. Aus der selbstbestimmten Gerechtigkeitskämpferin wird in der Fortsetzung gelegentlich fast eine schmachtende Teenagerin, die abgedroschen floskelhafte Liebesschwüre von sich geben muss. Nichts gegen etwas Romantik - der Film überschreitet aber ein ums andere Mal die Grenze zum platten Kitsch.

Auf die Stimmung drückt auch die formelhafte Zeichnung der wichtigsten Nebenfiguren. Barbara, die sich zu einem düsteren Gegenentwurf Dianas wandelt und an ihrer neuen Zerstörungskraft immer mehr Gefallen findet, könnte eine aufregende Antagonistin sein. Der Film spürt ihren Verletzungen und ihren Motiven allerdings zu wenig nach. Und Maxwell Lord mutiert in Pedro Pascals aufgedrehter Darbietung zum karikaturhaften Inbegriff des schmierigen, stets nach mehr Geld und Macht strebenden Kapitalisten. Wirklich abheben kann er sich jedoch nicht von anderen größenwahnsinnigen, den Frieden auf der Erde erschütternden Comic-Bösewichten.

Dass "Wonder Woman 1984" den Unterhaltungswert des ersten Films unterbietet, liegt nicht zuletzt an der holprig aufgebauten Handlung. Die Idee, die gefährliche Seite von Wünschen zu erforschen, hat sicher Potenzial. Wie Lords Taten ein explosives globales Durcheinander stiften, arbeitet das Drehbuch aber zu ungenau heraus. Je mehr gegen Ende die Willkür regiert, desto weniger fesselt das Geschehen. Und das, obwohl Gal Gadot in der Hauptrolle erneut eine ansteckend-dynamische Performance abliefert.

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