Drolliges Ding
Horst Lichter fand das kuriose Objekt aus der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow "Bares für Rares" im ersten Moment nur "drollig und witzig", später enttäuschend und minderwertig und schließlich tierisch überbewertet, existiert offenbar ein riesiger Sammlermarkt, auf dem vierstellige Beträge für derlei kuriose Karaffen bezahlt werden.
© ZDFDekanter in Tierform
Laut Expertin waren und sind diese Art der Objekte vor allem in England und den USA bekannt - und äußerst beliebt. "Nicht so jedoch in Deutschland", erklärte Bianca Berding. Das konnte auch Verkäufer Christian Simon aus Kürten bestätigen, förderten die eigenen Recherchen zu seinem Dekanter in Form eines Walrosses doch kaum Handfestes zutage.
© ZDFGefäß für Lebertran?
Horst Lichters erster Gedanke war, Lebertran in das Gefäß zu füllen. "Das würde zum Walross passen", so der Moderator. "Aber ich glaube, da sollte lieber Wein rein", korrigierte sich Lichter selbst - und lag goldrichtig. Auch die Expertin bestätigte: "Mit diesem Dekanter in naturalistischer Tierform kann man stilvoll Wein trinken!"
© ZDFJolly
Im englischsprachigen Raum würden die Dekanter auch "Jolly" (deutsch: lustig) genannt, berichtete Berding weiter. "Und wenn du die zweite Flasche Wein darin zum Lüften gebracht hast, fühlst du dich auch jolly", witzelte Horst Lichter und spekulierte über das Material: "Wenn das alles Gold ist, besitzt der Verkäufer ein Vermögen!"
© ZDFNur aus Messing
Doch die Karaffe war nur aus Glas und vergoldetem Messing. "Also nicht ganz so edel", erklärte die Expertin. Gefertigt wurde das Objekt wohl in den 1950er- bis 1970er-Jahren und würde auch heute noch so in England verkauft werden. Das Emblem eines Herstellers konnte die Expertin allerdings nicht ausfindig machen. Lichter wirkte enttäuscht.
© ZDFKunststoff-Zähne
"Den berühmten Goldschatz hast du da nicht gefunden", raunte Horst Lichter zum Verkäufer, der den Dekanter auf dem Dachboden seines neu gekauften Hauses entdeckt hatte. Leider waren auch die Stoßzähne des Tieres "nicht aus Elfenbein, sondern nur aus künstlichem Verbundstoff", beschrieb die Expertin weiter. Plastik also.
© ZDFExpertenschätzung: bis 800 Euro
Der Wunschpreis des Verkäufers lag deshalb auch nur bei bescheidenen 50 bis 100 Euro. Doch laut Expertin gäbe es für Tier-Dekanter einen großen Sammlermarkt - zumindest in England und den USA. "Dort erreichen diese Objekte vierstellige Summen", so Berding. Deshalb schätzte sie den Wert auf 700 bis 800 Euro.
© ZDFDafür gab's die Händlerkarte
"Nee!", stammelte ein verblüffter Horst Lichter. "Das hätte ich ernsthaft nie gedacht!" Dem Käufer gab er folgenden Tipp mit auf den Weg: "Das musst du jetzt nur noch den Händlern verklickern!"
© ZDF"Geil!"
"Die ist geil! Das ist für meine Sammlung genau das Richtige", strahlte Händler Fabian Kahl, als er die Walross-Karaffe zu Gesicht bekam. Auch die anderen Händler waren nicht minder begeistert über den außergewöhnlichen Glasdekanter.
© ZDFPlastikstifte?
Doch Wolfgang Pauritsch erkannte sofort die Plastikzähne und stichelte gegenüber dem Verkäufer: "Haben Sie die Plastikstifte selbst angebracht?" Für ihn war das Ganze ein Scherz - ganz im Gegensatz zu seinen Händlerkollegen, die munter auf das güldene Walross boten - wenngleich zunächst nur in Zehn-Euro-Schritten.
© ZDFWettkampf um Säbelzahn
Als der Verkäufer den Schätzpreis der Expertin nannte, waren die Händler regelrecht geschockt. Damit hätte keiner gerechnet - vor allem nicht Julian Schmitz-Avila. Dennoch war in ihm die Lust auf das Walross geweckt. Er lieferte sich einen Bieterwettstreit mit Fabian Kahl, den Letzter für sich entscheiden konnte: mit 800 Euro als Höchstgebot.
© ZDF800 Euro für Plastikzähne
"Du darfst nicht vergessen: Die Zähne sind echte weiße Malstifte", spottete indes Wolfgang Pauritsch am Ende über den (zu) hohen Verkaufswert. Alle anderen Händler und auch der Verkäufer fanden die Auktion und mehr noch den Preis: "überwältigend!"
© ZDFDiamantring
Ebenfalls in der Sendung: ein Diamantring aus der Zeit von 1900 bis 1910. Damals war es modern, Buchstaben in Jugendstilschrift in Schmuckstücke zu integrieren. Hier sieht man ein P. Der Wunschpreis lag bei 500 Euro, doch Expertin Wendela Horz taxierte den Ring nur auf 300 Euro. Dafür gab es keine Händlerkarte.
© ZDFOpern-Kostümzeichnungen
Für drei Opern-Kostümzeichnungen von Marion Gerretz für die Städtischen Bühnen in Köln wünschte sich die Verkäuferin gerade einmal 30 Euro. Doch Experte Detlev Kümmel ging deutlich höher: Seiner Meinung hatten die drei Blätter einen Gesamtwert von 600 bis 750 Euro. Händlerin Lisa Nüdling bezahlte nach langen Verhandlungen 530 Euro.
© ZDFVersilberter Teller
Als Geschenk zu einer Hochzeit oder Verlobung wurde dieser versilberte Teller von WMF, laut Widmung, im Jahr 1905 verschenkt. Der Wunschpreis lag bei 50 Euro, Expertin Horz erhöhte noch auf bis zu 80 Euro und Händlerin Lisa Nüdling zahlte sogar 110 Euro.
© ZDFBemalte Schattenspiel-Figur
Für seine lebensgroße, bemalte Schattenspiel-Figur aus Südostasien wünschte sich der Verkäufer 500 Euro. Experte Kümmel schätzte die Puppe aus Pergamentpapier auf die Zeit um kurz nach 1900 und auf 600 bis 700 Euro. Händler Fabian Kahl bezahlte sogar 900 Euro.
© ZDFGemälde von Karl Bögler
Das Bild von 1864 im Stil von Carl Spitzweg stammte laut Signatur von Karl Bögler und zeigte eine Stadtansicht von Basel. Der Wunschpreis lag bei 500 Euro. Laut Expertin Berding würde das Bild in der Schweiz sogar bis zu 3.300 Euro bringen, doch für den deutschen Markt taxierte sie den Wert auf 1.300 bis 1.600 Euro. Julian Schmitz-Avila zahlte 1.800 Euro.
© ZDF