21.11.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Zwischen Tango, Gauchos und Wasserfällen: "Das Traumschiff" reist nach Argentinien, wo die Passagiere nicht nur überwältigende Natur und Kultur erwartet, sondern wie immer jede Menge kleine Dramen. Kapitän Silbereisen offenbart diesmal seine Tattoo-Liebe und hilft bei der Jagd auf einen Hacker.
Diesen Auftakt ins Jahr konnte man nur schwer toppen: In seiner 100. Episode war "Das Traumschiff" an Neujahr nach Indonesien gestartet, um das Jubiläum gebührend zu feiern. Anschließend blieb die Crew in südostasiatischen Gefilden und schipperte im Frühjahr Richtung Phuket. Nun, im mittlerweile 102. Film der ungebrochen beliebten ZDF-Reihe, kreuzt die "Amadea" zwar weiterhin auf der Südhalbkugel - nur eben auf der anderen Seite: Diesmal führt die Reise nach Südamerika, genauer ins schöne Argentinien. Die Crew um Kapitän Max Parger alias Florian Silbereisen erwarten traumhafte Landschaften und überwältigende Wasserfälle, romantische Tango-Nächte und ausgelassene Estancia-Feste - aber selbstverständlich gibt es wie gewohnt auch jede Menge kleine und größere Dramen. Diesmal geht's nicht allein um Eifersüchteleien und Co., sondern mit einer echten BKA-Ermittlerin an Bord auch um ernste Verbrechen.
Überwachen will die verdeckt ermittelnde Cybercrime-Expertin Cora Bruns (Friederike Linke) einen Hacker, der die Software von Unternehmen knackt und diese damit erpresst. Tobias Bender (Ivo Kortlang), so der Name des eigentlich hochsympathischen und gerechtigkeitsfixierten Nerds ("ein moderner Robin Hood"), ist regelmäßig Gast an Bord - und hilft gleich zu Beginn, das anscheinend gehackte Bordsystem (dargestellt in schönster "Matrix"-Manier) wieder zum Laufen zu bringen. Kann sich die BKA-Frau ihm annähern und Beweise für seine Taten finden? Kapitän Parger und Hoteldirektorin Hanna Liebhold (Barbara Wussow) wissen natürlich von der Aktion und unterstützen die Jagd, die aus der aktuellen "Traumschiff"-Episode unter Regie von Eva Wolf tatsächlich einen Mini-Krimi macht. Allerdings natürlich einen voller Klischees - etwas anderes wäre in der vom augenzwinkernden Stereotyp lebenden Reihe wohl auch kaum angebracht.
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"Ein paar richtig gute Tätowierer"
Apropos Stereotyp: Schon bevor das Traumschiff seine Destination erreicht, wird manches Vorurteil über die Gastnation genüsslich ausgespielt. Wobei diesmal nicht nur die üblichen Bilder von Tango bis Rindfleisch herumgereicht werden, sondern auch so manches modernere Klischee über die Argentinier. Es gäbe im Land "ein paar richtig gute Tätowierer", weiß der Käpt'n, zu einem in Buenos Aires "pilgert die halbe argentinische Nationalmannschaft".
Nicht nur die Vorliebe der Albiceleste und ihrer Anhänger für Tattoos wird auf die Schippe genommen und zum Running Gag - man spricht sogar über Florian Silbereisens Tattoos, die im Boulevard nicht selten für Aufregung sorgten. Ob er diese bereue, fragt Collien Ulmen-Fernandes in ihrer Rolle als Schiffsärztin Dr. Jessica Delgado den Kapitän: "Kein einziges", stellt der klar - und natürlich verteilt da auch die öffentliche Person Silbereisen einen kleinen Seitenhieb.
Unter anderem am falschen Tattoo verrät sich ein weiterer betrügerischer junger Mann an Bord. Denn als wäre ein mutmaßlicher Schurke nicht genug, scheint auch der neue Chefkoch Leon Wagner einiges zu verheimlichen. Das erkennt vor allem Souschefin Isabell Wagner (Nele Schepe), die keine guten Erinnerungen an ihn hegt: "Man sieht sich immer zweimal im Leben. In unserem Fall hätte mir einmal gereicht", begrüßt sie ihn in einem dieser wundervoll gestelzten wie humorvoll übertriebenen Dialoge, für die diesmal das Drehbuch von Martin Wilke und Jochen S. Franken verantwortlich zeichnet.
Während der Ausbildung hat er ihr nicht nur einen aussichtsreichen Job in Singapur weggenommen, sondern zudem auch das Herz gebrochen. Auf der Reise nach Argentinien jedoch kommt Isabell der hochnäsige Schnösel ("groß, gutaussehend - aber arrogant") plötzlich liebenswert und sympathisch vor. Kein Wunder, handelt es sich doch in Wirklichkeit nicht um Leon, sondern um dessen Zwillingsbruder Lukas, in den sich die junge Frau verknallt. Aaron Karl verkörpert unterhaltsam die beiden ungleichen Brüder, die sich mit derlei Zwillingstricks immer wieder aushelfen. Jedenfalls passt eine solche Verwechslungskomödie zum "Traumschiff" natürlich wie das Rindersteak auf die argentinischen Teller.
Seekranke Alexandra Meyer-Wölden
So spielen sich die eigentlich wichtigen Dramen selbstredend nicht in kriminalistischen Gefilden, sondern in der seichten See zwischenmenschlicher Beziehungen ab. Ganz besonders gilt das für die diesmalige Haupthandlung, die mit Kai Wiesinger einen wirklich unterhaltsamen prominenten Darsteller an Bord holt. Der 58-Jährige spielt den etwas missmutigen Konrad Schneider, der in Argentinien den 30. Geburtstag seiner Tochter Lisa (Joyce Ilg) feiern will, die sich ebenso an Bord befindet. Eigentlich schön, wäre da nicht ihr neuer und um einiges älterer Freund Andreas Weingärtner (Kai Lentrodt), den der Papa selbstredend skeptisch beäugt und infrage stellt ("Trottel"). Der Schwiegervater ätzt gegen die Beziehung seiner Tochter und richtet dabei einigen Schaden an. Traumschiffiger geht es kaum - auch dank ausgezeichneter Besetzung.
Und dann wäre da ja noch seine Ex-Frau Maja Wolf (Margarita Broich), auf deren Estancia in Argentinien der runde Ehrentag des Töchterleins begangen werden soll. Auch 20 Jahre nach der Scheidung brodelt es in Konrad noch, während die ehemalige Gattin ihrem Ex-Mann und der gemeinsamen Tochter endlich ein wohl gehütetes Geheimnis verraten muss. Kann das gutgehen? Und hat der alternde Egoist nach Jahren endlich ein Einsehen in seine Fehler? Familiendrama, Cyberkrimi, Verwechslungskomödie: "Das Traumschiff" hat wie so oft von allem etwas zu bieten. Zusammen finden die unterschiedlichen Charaktere übrigens mit Hilfe eines Gaststars: Alessandra Meyer-Wölden gibt an Bord die engagierte Yogalehrerin. Wirklich entspannt schien der Dreh für das Model in Wirklichkeit jedoch nicht zu sein: Wegen schwerer Seekrankheit sei sie sogar auf medizinische Hilfe angewiesen gewesen, wie sie in einem ZDF-Interview verriet.
Und was hat die Zieldestination nun zu bieten? "Willkommen in Argentinien, dem Land von Tango, Fußball und Gauchos", raunt Kapitän Parger bei Ankunft ins Mikro. Wie beim letzten "Traumschiff"-Ausflug in das südamerikanische Land 1998 bekommt das Publikum auch diesmal die berühmten Wasserfälle von Iguazu zu sehen, dazu Rinder und Gauchos in den Weiten der Pampa, kulinarische Köstlichkeiten wie Rindfleisch und Empanadas - und natürlich jede Menge Tango-Tänze auf romantischen Plazas. Gedreht wurde an Originalschauplätzen, unter anderem in der Hauptstadt Buenos Aires im pittoresken Viertel San Telmo. Wie immer werden Klischees abgehakt und dienen als hübsche Kulisse für unterhaltsame Geschichten, während man von der sozialen Realität des Landes nicht viel mitbekommt. Dafür hat das "Traumschiff" diesmal noch ein echtes Highlight zu bieten: Das Trikot, das Lionel Messi angeblich im WM-Finale trug.
Zum Jahresabschluss begibt sich das "Traumschiff" wieder auf die Nordhalbkugel - bleibt aber auf dem amerikanischen Kontinent. Am 1. Weihnachtsfeiertag (Donnerstag, 26.12., 20.15 Uhr) geht es in die USA, genauer ins Hudson Valley. An Bord sind als Promis diesmal wieder Harald Schmidt sowie Wigald Boning.