"Musk gegen Bezos - Wettlauf ins All"

Die Menschheit als "multiplanetare Spezies"? - TV-Doku zeigt die wahnsinnigen Pläne von Musk und Bezos

18.03.2023 von SWYRL/Elisa Eberle

Es klingt wie ein Science-Fiction-Drehbuch: Noch in diesem Jahrzehnt möchte SpaceX-Gründer Elon Musk die erste bemannte Rakete zum Mars schicken. Gleichzeitig plant Amazon-Gründer Jeff Bezos eine Weltraumstadt. ZDFinfo dokumentiert die wahnwitzigen Pläne der beiden Superreichen.

Die Zahlen sind unglaublich: 75.000 Tonnen CO₂, heißt es am Ende der Doku "Musk gegen Bezos - Wettlauf ins All" (Donnerstag, 23. März, 21.30 Uhr, ZDFinfo), bläst jede Person, die an einem zehnminütigem Weltraumflug von Amazon-Gründer Jeff Bezos teilnimmt, in die Luft. Zum Vergleich: Bei einem Langstreckenflug von circa 10.000 Kilometern (was in etwa der Strecke zwischen München und Los Angeles entspricht) sind es "nur" 0,5 Tonnen CO₂ pro Fluggast. Die Zahlen sind deshalb so wichtig, weil sowohl Bezos als auch Elon Musk bei ihren Bestrebungen, den Weltraum zu bevölkern, stets mit der Rettung der Menschheit oder unseres Heimatplaneten argumentieren. Welch absurden Ausmaße der "Wettlauf der Superreichen" angenommen hat, zeigt die Dokumentation der französischen Filmemacherin Agnès Hubschman.

"Der Grundstein für die neue Raumfahrt-Ära wird Ende der 90er-Jahre gelegt", heißt es zu Beginn der rund einstündigen Doku: Im Silicon Valley kommen junge Unternehmer durch das florierende Internet schnell an viel Geld. Einer der Glückspilze ist Elon Musk. Mit Anfang 30 macht er durch den Verkauf von PayPal an eBay 180 Millionen Dollar Gewinn. Mit dem Geld will er in die Fußstapfen der NASA treten: "Sein Ziel war, Pflanzen und sogar Tiere auf den Mars zu bringen, nur um zu beweisen, dass es möglich ist", sagt Tim Fernholz, der Autor des Buches "Rocket Billionaires". Doch die Weltraumveteranen reagieren skeptisch, sie lachen den jungen Mann aus. Also beschließt Musk, die Sache selbst in die Hand zu nehmen: Am 14. März 2002 gründet er das Raumfahrtunternehmen SpaceX.

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Der Beginn der "New Space Ära"

Etwa zur selben Zeit greift auch der Amazon-Gründer Jeff Bezos nach den Sternen. Im Gegensatz zu Musk verfolgt der sieben Jahre ältere Multimilliardär seine Pläne zunächst im Geheimen: Der US-Journalist Brad Stone erinnert sich, wie er 2003 in einer Mülltonne vor einer abgelegenen Lagerhalle wühlte und dort auf die Pläne der Rakete New Shepard von Bezos' Unternehmen Blue Origin stieß. Es ist nicht die einzige filmreife Nacherzählung in der Doku. Eric Berger, Raumfahrt-Journalist beim Tech-Blog "Ars Technica", sieht darin den entscheidenden Unterschied zwischen SpaceX und Blue Origin: "Bezos baute damals Amazon zu einem globalen Imperium auf, Blue Origin war da eher ein Hobby, ein Nebenprojekt. Elon hingegen hatte die Hälfte seines PayPal-Profits investiert. Er ging aufs Ganze."

Am 24. März 2006 lässt Musk seine erste Rakete, Falcon 1, auf den Marshallinseln starten. Doch 30 Sekunden nach dem Start stürzt sie ab: "Ich war erschüttert und habe vier Wochen nicht gesprochen", erinnert sich der Chefingenieur Hans Königsmann. Erst über zwei Jahre und zwei Fehlversuche später klappt es. Die NASA schließt einen Vertrag mit SpaceX ab. Bezos ärgert sich über den Erfolg seines Gegenspielers. 2015 zieht er mit der ersten wiederverwendbaren Rakete nach. Es entbrennt ein Twitterkrieg zwischen den Kontrahenten. Die sogenannte "New Space Ära" beginnt.

Die Menschheit als "multiplanetare Spezies"

Die europäische Raumfahrtbranche wird von den Erfolgen der privaten Unternehmen überrascht. Am 30. Mai 2020 schicken die USA zum ersten Mal seit neun Jahren wieder Menschen ins All und zum ersten Mal mit einem privaten Unternehmen: SpaceX bringt die Astronauten zur internationalen Raumstation ISS. Russland verliert damit seine Monopolstellung. China hingegen betrachtet die "New Space Ära" als Chance: Bereits 2003 schickte die Volksrepublik den ersten Taikonauten ins All. 2019 landet eine chinesische Sonde auf der Rückseite des Mondes: "Das hat noch keiner geschafft", heißt es in der Doku.

Der Fokus des Films, der bereits in der Mediathek zu sehen ist, liegt allerdings klar auf den teils größenwahnsinnigen Ideen von Musk und Bezos: Es klingt verrückt, wenn Musk den Untergang der Welt hervorsagt und wenn er verkündet, dass die Menschheit eine "multiplanetare Spezies" werden müsse. Mit dem SpaceX Starship, heißt es, wolle er innerhalb von 30 Jahren eine Million Menschen zum roten Planeten fliegen. Der erste Flug soll noch in diesem Jahrzehnt starten. Er selbst will seinen Lebensabend auf dem roten Planeten verbringen.

Bezos wiederum plant, schwebende Welten für Erdlinge und die Industrie im Orbit zu erschaffen: "Es sind sehr große Strukturen, kilometerlang für jeweils mindestens eine Million Menschen mit Schwerindustrie und allem, was unserem Planeten schadet", erklärt er bei einer Präsentation 2019: "Wir verlagern alles von der Erde. Wir müssen unseren Planeten bewahren. Er ist ein Juwel und unersetzbar. Es gibt keinen Plan B."

Zukunftsvision oder verrückte Sci-Fi-Idee?

Die Bewahrung des Planeten Erde klingt zunächst einmal nach einem edlen, durchaus erstrebenswerten Ziel. Doch wäre es nicht besser, die exorbitanten Summen auf der Erde für echten Klimaschutz und umweltfreundliche Technologien zu nutzen? Zehn Minuten Schwerelosigkeit kosten die Kunden von Jeff Bezos' Blue Origin 200.000 Dollar. Pro Jahr, so erklärt Christophe Bonnal von der französischen Raumfahrtagentur CNES, könnten 50.000 Kunden diesen Preis bezahlen. Summa summarum wären das zehn Milliarden Dollar. Ein Leben im Orbit oder auf dem Mars mag vielleicht technisch in einigen Jahrzehnten möglich sein. Doch wollen die Menschen wirklich ihre vertraute Heimat verlassen? Und was ist mit all jenen, die sich das Ticket nicht leisten können? Am Ende klingt der Traum vom Leben im All doch eher nach Science Fiction als nach einer echten Alternative.

"Musk gegen Bezos - Wettlauf ins All" ist nur einer von drei Filmen zum Wettkampf der Giganten: Um 20.15 Uhr zeigt ZDFinfo die Doku "Musk auf Crashkurs - Teslas gefährliches Spiel", um 22.30 Uhr folgt "Weltmacht Amazon - Das Reich des Jeff Bezos".

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