Die größten Pop-Missverständnisse
Mit keinem Song wird Bryan Adams so sehr in Verbindung gebracht wie mit "Summer Of '69". Umso verwunderlicher, dass das Lied bei seinem Erscheinen kein Nummer-eins-Hit war. Auch textlich sorgte der Evergreen für Verwirrung. Nicht der einzige Pop-Hit, den Sie bisher vielleicht völlig falsch verstanden haben ...
© Universal"Summer Of '69"
Im Sommer 1969 war Bryan Adams neun Jahre alt. "The best days of my life" dürfte der Kanadier damals also kaum erlebt haben. Wie Adams mehrfach erklärte, handele es sich bei der "69" aus "Summer Of '69" auch gar nicht um das Jahr - es gehe vielmehr um seine Vorlieben im Bett.
© Harry How/Getty Images for the Invictus Games Foundation"Angie"
Eine exklusiv deutsche Missinterpretation: Im Bundestagswahlkampf 2005 versuchte die CDU, ihre Kanzlerkandidatin durch den Rolling-Stones-Song "Angie" cool und lässig wirken zu lassen. Die Schwermut, die Resignation und die dunklen Wolken, die im Lied aufziehen, prallten an den jubelnden Massen ab. Angela Merkel wurde bekanntlich Bundeskanzlerin.
© 2013 Getty Images"Griechischer Wein"
Da klirren die Bierkrüge auf dem Schützenfest: "Griieeechischer Weinnn!" Dabei liegen viele nicht nur bei der Getränkewahl daneben. Auch der Text wird selten richtig wahrgenommen. "Griechischer Wein" von Udo Jürgens handelt eigentlich von Gastarbeitern, von Sehnsucht, Einsamkeit und Integrationsproblemen. Na dann prost!
© 2006 Getty Images/Juergen Schwarz"Happy Birthday"
Wem das ewige "Happy Birthday To You" zu öde ist, der greift gerne zum Ständchen von Stevie Wonder. Dabei gilt sein "Happy Birthday" (1981) nicht jedem x-beliebigen Geburtstagskind, sondern nur Martin Luther King. Wonder setzte sich seinerzeit dafür ein, dass dessen Geburtstag in den USA zum Feiertag ernannt wird. Seit 1983 ist dies der Fall.
© 2014 Getty Images/Ben A. Pruchnie"Every Breath You Take"
"Ekelhaft" sei der Song, so Frances Tomelty, Stings Exfrau und die Besungene in "Every Breath You Take" von The Police. Dabei ist es doch eines der weltweit meistgespielten Liebeslieder. Liebeslieder? Wer genau hinhört, erkennt in Sting (neues Album "Duets", 19. März) vielmehr einen Stalker: "Auf Schritt und Tritt, ich beobachte dich!" Es gehe um Orwells "1984", versuchte sich der Sänger einst herauszuwinden.
© Getty Images/Vince Bucci/Newsmakers"Lucy In The Sky With Diamonds"
"Lucy In The Sky With Diamonds" war inspiriert von "Alice im Wunderland", hieß es einmal. Oder doch von einer Zeichnung von John Lennons Sohn Julian? Kann das sein? Unter anderem erzählt der Beatles-Song von Kaleidoskop-Augen und einem Marmeladen-Himmel. Bereits Zeitzeugen waren sich sicher: Der Titel spielt auf einen LSD-Rausch an.
© John Pratt/Keystone/Getty Images"I Don't Like Mondays"
Niemand mag Montage. Deshalb halten viele "I Don't Like Mondays" von den Boomtown Rats auch für einen Song über den meistgehassten Wochentag überhaupt. Doch hinter der Piano-Ballade steckt mehr: Sänger Bob Geldof (Bild) erinnert darin an eine 16-Jährige, die 1979 einen Anschlag auf eine US-Schule verübte. Ihre reulos-zynische Erklärung damals: "Ich hasse Montage!"
© Keystone/Hulton Archive/Getty Images"Perfect Day"
Liebe kann so simpel sein, ein perfekter Tag so ereignislos. Hauptsache zu zweit. Um echte Liebe geht es in "Perfect Day" von Lou Reed aber wohl nicht: Der New Yorker war zeitweise schwerst heroinabhängig. Der bewusst träge Vortrag des Songs lässt auf die Droge als besungene Tagesbegleitung schließen.
© 2012 Carlos Alvarez/Getty Images"You Can Leave Your Hat On"
Im Prinzip hat nur einer den Song "You Can Leave Your Hat On" nicht richtig verstanden: Joe Cocker. Der Reibeisenbarde coverte den Titel von Randy Newman und machte ihn zur Striptease-Hymne schlechthin. Das Original ist dagegen weniger verführerisch und aus der Sicht eines alten Mannes geschrieben, der seine eigene Anziehungskraft etwas überschätzt.
© 2011 Getty Images/Ernesto Ruscio"Born In The U.S.A."
"Born In The U.S.A." wird oftmals mit uramerikanischem Patriotismus assoziiert. Ronald Reagan benutzte den Hit von Bruce Springsteen 1984 sogar für seinen Wahlkampf. Abseits des Inbrunst-Refrains geht es darin allerdings um einen perspektivlosen jungen Mann, auf den nach seinem Vietnam-Einsatz nur Unverständnis und Arbeitslosigkeit warten.
© 2014 Getty Images/Mark Metcalfe"No Woman, No Cry"
"Keine Alte, kein Geschrei"? Nein, es ist keine Al-Bundy'sche Weisheit, die Bob Marley einst mit der gefälligen Lagerfeuer-Hymne "No Woman, No Cry" in die Welt trug. Die richtige Übersetzung lautet vielmehr: "Nein, Frau, weine nicht". Trost und Nächstenliebe also statt Schuhverkäufer-Chauvinismus.
© Sony Pictures Home Entertainment"I Will Always Love You"
Whitney Houstons Version von "I Will Always Love You" (im Original von Dolly Parton) darf auf keiner Hochzeitsfeier fehlen. Schließlich steckt doch ein ewiger Treueschwur im Refrain, für jeden leicht verständlich. Auf einer versöhnlichen Scheidung wäre der Song allerdings besser aufgehoben, richtet die Sängerin doch tröstende Abschiedsworte an ihren Verflossenen.
© Vittorio Zunino Celotto/Getty Images"Bruttosozialprodukt"
Das Wirtschaftswunder als Resultat deutschen Fleißes - so versteht man es hierzulande gerne. Als 1978 "Bruttosozialprodukt" von Geier Sturzflug erschien, schien der Song für viele in dieselbe Kerbe zu schlagen. Dabei machten sie sich eigentlich über das deutsche Arbeitsethos lustig. Ludwig Erhard, der Vater des deutschen Wirtschaftswunders, hätte wohl eher nicht mitgetanzt.
© 2015 Keystone/Hulton Archive/Getty Images"Losing My Religion"
"Losing My Religion" von R.E.M. - ein Lied gegen Religion und die Kirche, ganz klar! Bei dem eingängigen Refrain kommt man schnell zu diesem Urteil. Bei der Titelzeile handelt es sich jedoch lediglich um eine englische Redewendung, die so viel bedeutet wie "Ich verliere die Beherrschung". Sänger Michael Stipe erzählt in dem inzwischen 30 Jahre alten Klassiker von einer obsessiven Liebe.
© 2005 Getty Images/Paul Kane"Vamos A La Playa"
"Vamos A La Playa", "Lasst uns zum Strand gehen" - so viel Spanisch schnappt man bereits nach einem Tag Lloret de Mar auf. Zu mehr reicht es meist nicht. Schade, denn so überhört man in diesem deftig-zynischen Partyhit von Righeira das Klagen über Umweltverschmutzung und Atomindustrie. Nach dem Super-GAU gibt es im Meer endlich keine stinkenden Fische mehr, heißt es da sehr überspitzt.
© 2016 Getty Images/Ken Ishii