Bares für Rares
Im Auftrag einer Freundin wollte das Ehepaar Karin und Rainer in Horst Lichters Trödelshow "Bares für Rares" ein Ölgemälde verkaufen, das eine bergige Landschaft zeigt. Experte Colmar Schulte-Goltz war von dem Werk des US-amerikanischen Künstlers Clifford Holmead Phillips (1889-1975), der seinen Namen zu "Holmead" verkürzte, angetan.
© ZDFBares für Rares
"Mich fasziniert die Darstellung", bekundete er und lobte unter anderem die "Blickführung, die wirklich ein Zentrum, das gar nicht genau etwas Bestimmtes zeigt, trotzdem betont". Dazu kommt die eigenwillig expressive Spachteltechnik, die das 1959 entstandene Werk zu etwas ganz Besonderem mache: "Sehr, sehr spannend!"
© ZDFBares für Rares
Holmead sei ein Mensch gewesen, "der gemalt hat, weil er's musste", führte der Experte aus. Der in Pennsylvania als Kind reicher Möbelfabrikanten geborene Künstler unternahm als junger Mann die erste von vielen Reisen nach Europa, wo er mit der Kunst in Berührung kam und beschloss, selbst Maler zu werden. 1938 siedelte er nach Brüssel um.
© ZDFBares für Rares
Schon zuvor, ab 1927, habe er in renommierten Galerien in Paris und New York ausgestellt, erklärte Schulte-Goltz. Das Gemälde sei gut erhalten und müsse nur gereinigt werden. Durfte das Verkäufer-Ehepaar also darauf hoffen, den Wunschpreis der Freundin zu bekommen? "Unter 1000 Euro dürfen wir's nicht verkaufen", lautete die Ansage.
© ZDFBares für Rares
Die seien drin, glaubte der Experte und schätzte den Wert auf 1500 bis 2000 Euro. Im Händlerraum enthüllte Elisabeth "Lisa" Nüdling dann das Bild, fand aber wenig Gefallen daran: "Da war aber ein kleines Sturmtief unterwegs", überlegte sie laut, woraufhin ihr Kollege Walther "Waldi" Lehnertz einwarf: "Dat nennt man dat schwarze Loch."
© ZDFBares für Rares
"Sie haben uns eine aktuelle, zeitgenössische Kunst mitgebracht", bemühte sich Daniel Meyer um mehr Sachlichkeit, woraufhin Nüdling gleich vermutete, er spiele auf den Klimawandel an, der sei ja schließlich brandaktuell. Ob der Holmead tatsächlich 1959 schon daran gedacht hatte, sei dahingestellt, doch komplett abewegig war der Gedanke nicht.
© ZDFBares für Rares
Denn tatsächlich war er ein großer Technikskeptiker und Naturfreund, der das von der Eltern zum 21. Geburtstag geschenkte Auto nach einem Unfall wieder verkauft hatte, um vom Erlös lieber per Schiff nach Europa zu reisen. Waldi hatte weiter andere Assoziationen im Kopf "Dat is' Sturm der Liebe", sinnierte er.
© ZDFBares für Rares
Würde dieser "Sturm" im Raum eine Liebhaberin oder einen Liebhaber finden? "Och, joa", habe er sich anfangs erst gedacht, gestand Meyer, doch: "Je länger man drauf guckt, umso interessanter wird es." 1.000 Euro bot er für das Werk. Kollegin Sarah Schreiber gefiel die Ausdrucksstärke des Bildes: "Man spürt den Wind!" Ihr Gebot: 1.200 Euro.
© ZDFBares für Rares
Nachdem auch Esther Ollick kurz Interesse zeigte, war es am Ende doch Daniel Meyer, der für 1400 Euro den Zuschlag erhielt. Er habe selbst mal Malerei an der Kunstakademie studiert, erklärte er kurz darauf seinen Kolleginnen und Kollegen. Daher wisse er, dass Holmead in der zeitgenössischen Kunst eine wichtige Rolle gespielt hat.
© ZDFBares für Rares
Im Anschluss hatte der pensionierte Maschinenbauingenieur Michael einen Stern im Angebot. Beziehungsweise eine Stern-Brosche. Die hatten seine Großeltern, die einen landwirtschaftlichen Handel betrieben hatte, einst als Zahlungsmittel für Waren akzeptiert, als jemand nicht mit Bargeld bezahlen konnte. Wie viel sie dafür wohl abgegeben hatten?
© ZDFBares für Rares
Das blieb ein Geheimnis. Auf jeden Fall schienen sie einen guten Fang gemacht zu haben. Als echtes Highlight der Brosche empfand Expertin Wendela Horz den Stein in der Mitte der beiden übereinander liegenden Sterne. Der bringe rund 1,9 Karat auf die Waage: "Das ist für eine Diamantrose ein sehr stattliches Gewicht."
© ZDFBares für Rares
Dazu kamen weitere 2 Karat in kleinen Steinen. Auf 4000 Euro schätzte sie den Wert des Schmuckstücks - viermal so viel, wie sich Michael erhofft hatte! Das bekam er am Ende dann zwar doch nicht, dafür aber immerhin 3000 Euro von Sarah Schreiber. "Ich glaube, der passt auch wahnsinnig schön zur Sarah", sagte Nüdling über den Stern und ihre Kollegin.
© ZDFBares für Rares
Deutlich weniger würde das nächste Objekt einbringen, das war klar. Etwas Besonderes war das Gesellschaftsspiel "Mit Hindenburg und Zeppelin nach Amerika" aber durchaus, wie Experte Sven Deutschmanek bestätigte. Es stammte aus dem Nachlass der Nachbarn von Diana und ihrem Sohn Florian, die sich rund 200 Euro dafür wünschten.
© ZDFBares für Rares
An ganz so viel glaubte der Experte nicht, auch wenn er den Zustand des Spieles von 1936 für "sensationell" hielt und lobte, dass es noch vollständig war. Für das Brettspiel, bei dem es darum geht, mit Zeppelinfiguren aus Zinn möglichst schnell "über den Atlantik" zu düsen, hielt er einen Preis zwischen 150 und 180 Euro für angemessen.
© ZDFBares für Rares
Klappte leider nicht ganz: Für 110 Euro ging der "Schatz" an Esther Ollick, die dabei an einen Bekannten dachte, der gerade einen Ballon-Führerschein machte. "Wir haben zwar mehr erwartet, aber wir können mit dem Spiel leider nichts anfangen und hoffen, dass es so in bessere Hände kommt", resümmierte Verkäufer Florian.
© ZDFBares für Rares
Schweren Herzens wollte danach Karin die Bronzebüste "Saida" veräußern, die lange in ihrem Schlafzimmer gestanden hatte. In Begleitung ihrer Enkelin Franziska lauschte sie aufmerksam den Ausführungen des Experten Colmar Schulte-Goltz. Das Kunstwerk entworfen hatte der französische Bildhauer Emmanuel Villanis (1858-1915) - vermutlich um 1900 herum.
© ZDFBares für Rares
Trotz der Beliebtheit des Künstlers hielt Schulte-Goltz den Wunschpreis von 1700 bis 2000 Euro für unrealistisch, da Villanis-Werke "sehr häufig auf dem Markt angeboten" werden. Seine Expertise belief sich auf 800 Euro, doch Karin wollte dennoch ihr Glück versuchen. Manchmal geschehen bei "Bares für Rares" ja kleine Wunder ...
© ZDFBares für Rares
In diesem Fall leider nicht. Waldi wollte eigentlich maximal 500 Euro ausgeben, erhöhte aus Sympathie auf 600, doch auch das reichte Karin nicht: "700, sonst nehmen wir sie wieder mit." Na, wer hätte es gedacht: "Komm, Engelchen, ich mach dat mit dir. Du gehst mir nicht ohne Kohle nach Hause", zeigte sich Waldi einverstanden.
© ZDFBares für Rares
Als Letztes wollte wieder ein Schmuckstück unter den Hammer - ein Armreif aus 585er-Gold mit blauem Glasstein aus den 1870er-Jahren, den Hans Jürgens Frau einst von ihrer Großmutter zum 21. Geburtstag geschenkt bekommen hatte. "Ein interessantes Stück", lobte Expertin Wendela Horz und vermutete aufgrund der Punze eine russische Herkunft.
© ZDFBares für Rares
Der Armreif sei zwar offenbar viel getragen worden und trage davon Spuren, dennoch sei er noch "gut tragfähig" und weit mehr wert als die vom Verkäufer erhofften 300 Euro. Schon der Materialwert liege bei 850 Euro, ihre Expertise setzte Horz bei 1100 bis 1200 Euro an. "Sehr überrascht" betrat Hans Jürgen den Händlerraum.
© ZDFBares für Rares
Dort kam seine kleine Kostbarkeit gut an. Etwa bei Sarah Schreiber: "Das ist ganz, ganz hübsch gemacht!" Waldi ging es lieber praktisch an: "Wo liegen wir beim Goldwert?" Die genannten 850 Euro waren dann auch sein Einstiegsgebot. Am Ende aber nahm Daniel Meyer das gute Stück für 1300 Euro nach Hause, und Hans Jürgen war happy.
© ZDF