Nations-League-Halbfinale

Julian Nagelsmann: Für "Popo" prämiert, aber ohne Nations-League-Titel

05.06.2025 von SWYRL/Martina Borgschulze

Im Nations-League-Halbfinale verliert die DFB-Elf gegen Portugal - erstmals seit 25 Jahren. Die guten Nachrichten: Die deutschen Fans mussten keine Verlängerung ertragen. Chris Kramer kann wieder sprechen. Und Julian Nagelsmann hat dank seines Hinterteils immerhin mal einen Preis gewonnen.

Es hängt ein Tief über München. Der Himmel schwarz, die Aussichten trüb - als würde der Wettergott bereits ahnen, dass dieser Abend für die deutsche Nationalmannschaft und Länderspiel-Jubilar Joshua Kimmich düster endet. Die ZDF-Viererkette indes ist bester Laune, schließlich tritt die DFB-Elf ja gegen Portugal an, Lieblingsgegner, Sie wissen schon.

Total euphorisiert und vermutlich in Gewissheit des nächsten Siegs der Nagelsmänner beginnt das ZDF mit seiner Live-Übertragung schon um 19.25 Uhr. Also 95 Minuten vor dem geplanten Anpfiff (der wetterbedingt obendrein um zehn Minuten verschoben wird). Damit dauerte die Vorberichterstattung länger als das gesamte Spiel. Und war, aus der Rückschau betrachtet, auch deutlich schöner anzusehen.

Abonniere unseren Newsletter und wir versprechen, deine Mailadresse nur dafür zu verwenden.

Abonniere doch jetzt unseren Newsletter
Mit Anklicken des Anmeldebuttons willige ich ein, dass mir die teleschau GmbH den von mir ausgewählten Newsletter per E-Mail zusenden darf. Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und kann den Newsletter jederzeit kostenlos abbestellen.

Nur die Wetterprognose stimmt

Anders als der Bundestrainer kann Jochen Breyer seine Stammbesetzung auf den Platz schicken: Chris Kramer, zuletzt angeschlagen, ist wieder bei Stimme. "Was hast du gemacht?", fragt Breyer. "Ganz viel Tee getrunken und 24 Stunden nicht geredet." Das kann vor allem Mertesacker kaum glauben. Kramer, etwas beleidigt: "Ich habe einfach geschwiegen, um mich heute mit dir zu unterhalten." Mertesacker dazu: "Ich freu mich." Das klingt nun auch nicht sehr glaubhaft.

Weil sich derweil der Himmel über München zuzieht, fragt Breyer mal kurz in der ZDF-Wetterredaktion nach den Aussichten. Meteorologin Katja Horneffer sagt schwere Gewitter zwischen 20 Uhr und 20.30 Uhr voraus. Sie ist an diesem Abend übrigens die einzige Expertin, die mit ihrer Prognose richtig liegt.

Viel Liebe für Hummels

Was die Zuschauer noch von ihr lernen: Gewitter sind rotierend. Also so wie die Nationalelf. Da muss Julian Nagelsmann nämlich seine gesamte Abwehr umbauen. Die passende Lösung erscheint da am Spielfeldrand in Gestalt von Mats Hummels. Nicht auf einem weißen Pferd, aber doch immerhin im weißen Shirt. Der frisch gebackene Fußballrentner will sich aber gar nicht selbst einwechseln, sondern nur ein bisschen Werbung für eine Doku über - klar! - sich selbst machen. In der Jürgen Klopp ihn mit Beckenbauer vergleicht. Hummels, mit der ihm ureigenen Lässigkeit und tiefen Bescheidenheit: "Vor zehn Jahren hätte ich gesagt, es ist andersrum." Den Witz kapiert Breyer nicht.

Weil der Moderator nun gleich drei Weltmeister von 2014 versammelt hat (inklusive Weltmeistertrainer Jogi Löw, der auf der Tribüne sitzt und im Interview mit Amelie Stiefvatter mal kurz ein Job-Gesuch aufgeben darf), muss er natürlich wieder auf den Ereignissen beim letzten deutschen Titelgewinn herumreiten. Was Hummels denn von seinen Teamkollegen bekommen habe für sein wichtiges Tor gegen Frankreich, will er wissen. "Ganz viel Liebe", antwortet Kramer - und er und Per werden tatsächlich ein bisschen rot.

Noel hat jetzt Angst vor Italien

Wenig Liebe haben die Experten dagegen für Cristiano Ronaldo übrig. CR7 ist für die Startelf gemeldet - obwohl er doch im Februar 40 geworden ist! Vor allem Chris Kramer findet, die Zeit des Superstars sei endgültig vorbei. Auf die Gefahr hin, sich zu wiederholen: Die Wetterprognose war die einzig richtige an diesem Abend.

Kurz zu Beginn der zweiten Hälfte, also der zweiten Hälfte der Vorberichterstattung, gibt es dann noch ein Interview mit jenem Balljungen, der die legendäre Torvorlage für Jamal Musiala im Spiel gegen Italien geliefert hatte. Noel Urbaniak hat seither die Schattenseiten des Ruhms kennengelernt: "Ich weiß nicht, ob ich jemals Urlaub machen kann in Italien." Nun, er könnte inkognito reisen. Zum Beispiel, indem er sich bis dahin einen Bart wachsen lässt. So, wie es der Bundestrainer offenbar gerade versucht. Als Julian Nagelsmann zu Breyer, Fritzy Kromp, Mertesacker und Kramer stößt, verwirrt er die Zuschauer jedenfalls gehörig mit einem Flaum auf der Oberlippe, der an Filme aus den 70-ern erinnert. Und zwar nicht an die guten.

Nagelsmanns tollster Preis

Inzwischen haben tatsächlich Regen und Hagel eingesetzt - ziemlich genau in dem Moment, als die Greenkeeper aufgehört haben, den Rasen in der Allianz-Arena zu wässern. Weshalb die "Waschlappen", wie Jochen Breyer sie nennt, überdacht weiterreden. Immer noch sind gut 45 Minuten totzuschlagen. Zeit genug, um über Titel zu sprechen. Vor allem über den Nations-League-Titel für Deutschland, der irgendwie für alle Anwesenden nur noch Formsache ist. Vor dem Bildschirm will man rufen: "Nicht die Haut verhökern, bevor man den Bären erlegt hat!" Irgendwie hat man da schon ein ganz ungutes Gefühl im Magen.

Jochen Breyer will schließlich wissen, was das Tollste gewesen sei, was Nagelsmann in seinem Leben gewonnen hat. Und bevor der antworten kann: "Meisterschaft mit München. Supercup! Trainerpreis! Such dir was aus!", schiebt der Moderator schnell hinterher: "Muss kein Titel sein, kann auch ein Malwettbewerb in der Schule gewesen sein." Da überlegt Nagelsmann gar nicht lange: "Ich hab tatsächlich mal einen Wettbewerb für einen Deutsch-Aufsatz gewonnen. Da mussten wir über ein Körperteil von uns schreiben, und ich habe über meinen Popo geschrieben, der nach dem Sport sich nicht so gut fühlt." So ein Kopfkino hatten wir zuletzt nach seiner Pyjama-Beichte bei der EM.

Ausgerechnet CR7!

Jochen Breyer würde jetzt gerne weitere intime Details hören, aber bevor Chris Kramer eskalieren kann, laufen die Mannschaften ein. Ab da wird der Abend unerfreulich, wenigstens für alle, die es mit der DFB-Elf halten. Ausgerechnet der geschmähte CR7 schießt Portugal zum 2:1-Sieg. "Das muss ich euch aufs Brot schmieren", frohlockt Breyer, und Kramer entschuldigt sich auch gleich wortreich.

Eine wichtige Frage bleibt am Ende allerdings unbeantwortet. Hat Joshua Kimmich nun sein vom Bundestrainer angekündigtes Geschenk zum 100. Länderspiel bekommen oder nicht? "Wenn's nicht gut ausgeht", hatte Nagelsmann gemutmaßt, "dann will er es nicht." Vielleicht kann man's ja am Sonntag nachreichen: Nach dem kleinen Finale dieses Wettbewerbs, den nach diesem Abend wieder keiner so richtig gut findet.

Das könnte dir auch gefallen


Trending auf SWYRL