Ein Schritt zum Abgrund (1-4) - Sa. 01.04. - ARD: 20.15 Uhr

So hat man Ehekrise noch nie gesehen

23.03.2023 von SWYRL/Eric Leimann

Die ARD-Miniserie "Ein Schritt zum Abgrund" ist nach Vorbild des BBC-Straßenfegers "Doctor Foster" entstanden, reißt aber auch aber als deutsche Ehe-Thriller-Adaption mit. Petra Schmidt-Schaller und Florian Stetter sind schlichtweg grandios, die psychologische Spannung ist zum Nägelkauen.

Der Ehebetrug gehört zum Grundinventar sowohl beim Krimi als auch im Beziehungsdrama. Trotzdem hat man eine der ältesten Geschichten der Welt wohl noch nie so gesehen wie in der grandiosen ARD-Miniserie "Ein Schritt zum Abgrund". Das Erste zeigt am Samstagabend, 1. April, 20.15 Uhr, alle vier 45 Minuten langen Folgen am Stück. In der ARD Mediathek sind sie bereits ab dem 24. März abrufbar.

Erzählt wird die Geschichte des Ehepaares Jana (Petra-Schmidt-Schaller) und Christian Hansen (Florian Stetter). Im pittoresken Husum führen sie eine kleinstädtische Muster-Existenz mit der etwa elfjährigen Tochter Lotta (Tilda Wunderlich). Medizinerin Jana hat eine Hausarzt-Praxis, Christian möchte als Projektentwickler ein altes Hotel zu neuem Glanz verhelfen und verbringt ebenso viel Zeit auf der Baustelle wie Jana bei ihren Patienten. Trotzdem haben die beiden immer noch leidenschaftlichen Sex. Die Beziehung der Eheleute scheint intakt, man begegnet sich - anscheinend - mit Offenheit und Zuneigung. Doch als Jana ein langes blondes Haar auf Christians Schal findet, beginnt in ihrem Kopfkino eine Horrorfilm-Nacht in vier Teilen.

Sie beginnt, ihrem Mann hinterherzuspionieren, spannt andere Menschen in diesen Prozess ein und pendelt fortan zwischen den Rollen taffe Hausärztin und liebende Mutter, Spionin mit fragwürdigen Methoden und verletzte Frau, die will, dass in ihrer Beziehung und Liebe zu Christian alles in Ordnung ist und ihr altes Leben einfach bewahrt werden könnte. Das Spannende am grandiosen Psycho-Plot, der nach der BBC-Straßenfeger-Serie "Doctor Foster" entstand, ist seine Unvorhersehbarkeit. Ist Jana paranoid? Tut sie das, was sie da gerade tut, tatsächlich? Und was ist mit dem netten Christian - wirkt der nicht wie ein liebender Mustergatte und aufmerksamer Ehemann, der alle Vorwürfe zu entkräften scheint?

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Schauspielpreise für Petra Schmidt-Schaller?

Jana beginnt, in ihrem Umfeld nachzuforschen, was andere über ihren Verdacht denken. Freunde wie Praxis-Partnerin Pari (Neda Rahmanian) oder ein ihnen nahestehendes Ehepaar (Tessa Middelstaedt, Johann von Bülow) äußern unterschiedliche Theorien, wie es um Janas und Christians Beziehung steht.

So verunsichert wie Jana verfolgen auch Zuschauende diesen irren Trip vor beschaulich schöner Nordsee-Kulisse, vor der auch einer der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so beliebten Landkrimis spielen könnte. Mit dem Unterschied, dass "Ein Schritt zum Abgrund" nur die aufgeräumten Bilder mit derlei Formaten gemein hat, denn unter der Oberfläche offenbaren sich irritierende Abgründe, die man keinesfalls erwarten würde. Das Schöne an der Adaption des Brit-Stoffes, von dem bereits zwei Staffeln existieren, die man bei diversen Streamingdiensten - derzeit nur gegen Leihgebühr - mit dem deutschen Ansatz vergleichen kann: Man weiß nie, wohin der Plot als Nächstes trägt, wer hier wirklich "verrückt" ist oder den Pfad jeglicher Beziehungslogik verlässt.

Tatsächlich bleibt die Spannung bis in die letzten wendungsreichen Minuten des Ausnahme-Psychothtillers (Buch: Britta Stöckle, Regie: Alexander Dierbach) erhalten. Dass zuvor der ein oder andere Twist der Geschichte bei Lichte betrachtet ein wenig überzogen scheint, wird durch das fantastische und facettenreiche Spiel von Hauptdarstellerin Petra Schmidt-Schaller und auch Florian Stetter locker wettgemacht. Schmidt-Schaller ist ohnehin eine der derzeit besten deutschen Schauspielerinnen ihrer Generation. Jeden Film oder jede Serie, in der sie spielt, hebt die 42-Jährige durch ihr Mitwirken noch mal auf ein anderes Level. Schmidt-Schallers Darstellung in "Ein Schritt zum Abgrund" dürfte, wenn Kritikerinnen und Kritiker genau hinschauen, für den ein oder anderen Fernsehpreis sorgen.

Löblich ist auch, dass das Erste sein - durchaus verstörendes - Psychokrimi-Juwel zur Primetime am Samstagabend sendet. Hier dürften die 180 Minuten Psychotrip vor "vertrauter" Nordseekulisse für den ein oder anderen verstörten Krimi-Einerlei-Fan sorgen. Gut so!

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