Vogelfrei - Ein Schwarzwaldkrimi (1+2) - Mo. 06.10. - ZDF: 20.15 Uhr

Tod in der Stunde, die es nicht gibt

26.09.2025 von SWYRL/Eric Leimann

Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) lösen ihren vierten Fall im Schwarzwald. Wie gewohnt ist auch "Vogelfrei - Ein Schwarzwaldkrimi" ein Zweiteiler, den das ZDF am Stück zeigt. Es geht um mittelalterliche Foltermethoden, Ausgrenzung und die "Flexibilität" der Zeit.

Eigentlich haben wir ganz schön viel Mystery in unserem Alltagsleben. Darauf weist auch der vierte Fall von Maris Bächle (Jessica Schwarz) und Konrad Diener (Max von Thun) in seinen besten Momenten hin. So erläutert "Vogelfrei - Ein Schwarzwaldkrimi" anhand eines toten Bräutigams am Mühlrad, dass der Mann während der nächtlichen Zeitumstellung auf Sommerzeit zwischen 2 und 3 Uhr zu Tode kam. Andererseits gibt es diese Zeit gar nicht - wie jeder weiß, der mal in jener Frühjahrsnacht einen Zug besteigen wollte oder sonstigen Terminen zur ungewöhnlichen Uhrzeit nachkommen musste. Wie eigentlich immer beschäftigt sich auch der vierte Fall des von Mystery-Elementen durchsetzten ZDF-Krimis mit unterschiedlichen Zeitebenen. Diesmal geht es aber nicht nur um dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit, sondern eben auch um die Dehnbarkeit des Zeitbegriffes heute.

Definitiv wenig Zeit, seine Ehe zu genießen, hatte Jörg Schuch. Nachdem der Sohn eines einflussreichen Freudenstädter Unternehmers seiner eigenen Hochzeitsnacht abhandengekommen ist, wird der Mann tot an einem legendären Mühlrad im Wald gefunden. Dort lässt ich die mutprobende Jugend schon mal durchs Wasser drehen, hierfür sind extra Schlaufen am drehenden Holzgerät befestigt. Dummerweise wurde Bräutigam Schuch jedoch am Rad bewusstlos geschlagen. Und dann blieb auch noch zwischen zwei und drei Uhr nachts während der Zeitumstellung die Mühlmechanik stehen - als Schuchs Kopf nach unten zeigte. Zufall? Man glaubt: eher nicht.

Während Maris und Konrad mit dem gewohnt spitzzüngigen Rechtsmediziner Dr. Stefan Zabel (Robert Schupp) Jörg Schuchs Leiche untersuchen, stoßen sie mal wieder auf einen Fall aus der Vergangenheit. Er hat mit Mord, Ausgrenzung und dem fahrenden Volk der Jenischen zu tun, die auch heute noch vom sesshaften Teil der Schwarzwälder Bevölkerung teils kritisch gesehen werden.

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Die Sache mit der Zeit - ganz schön seltsam

Zu den Jenischen gehören auch Vitus Kessler (Armin Rohde) und seine Enkelin Sara Kessler (Pauline Pollmann). In den 80er-Jahren gab es schon einmal einen mysteriösen Todesfall rund um eine Eheschließung in der Region. Und schon damals gerieten die Jenischen unter Verdacht. Einer der dazu umfangreich geforscht und fotografiert hat, ist ein gerade eben verstorbener Pfarrer. Der hat - wohl bereits schwer krank - Andreas Zollner (David Zimmerschied) als Seelsorger während dessen 14-monatiger Haftstrafe betreut. Und ihn gebeten, sich nach der Entlassung mit dem Ordnen seines Nachlasses zu beschäftigen. Gesagt, getan. Andreas zieht ins alte Pfarrhaus ein, argwöhnisch begutachtet von Küsterin Astrid Wernsmann (Hildegard Schroedter), und schaut, was der Geistliche herausgefunden hat. Liegt in dessen Recherche der Schlüssel zur Aufklärung mehrerer Schwarzwälder Todesfälle?

Zurück zur Mystery im Alltag: In einer Szene diskutiert die Freudenstädter Polizei, dass die Sache mit der Zeit doch schon ganz schön seltsam sei. Nicht nur die Tatsache, dass alles, was in jener Stunde der Zeitumstellung von zwei auf drei Uhr geschieht, irgendwie nicht existent ist. Auch Tore bei Fußballspielen, die über verschiedene technische Verbreitungswege im TV mal früher, mal später fallen, wird hier zum Thema. Wie bereits in den drei Fällen zuvor - 2019, 2021 und 2024 - hat sich Autorin Anna Tebbe, hinter der sich die erfahrene Showrunnerin und Produzentin Annette Reeker ("Taunuskrimi") verbirgt, wieder eine Mystery-Box vom Feinsten zurechtgezimmert. Inklusive Dutzender Verdächtigungen, Spuren und Tathergangstheorien. Kritisch könnte man bemerken, dass in Reekers zweiter Waldkrimi-Reihe fürs ZDF immer der gleiche Stiefel durch die Tannenzäpfle des Schwarzwaldes geschleift wird.

Das Publikum ist begeistert

Im "Schwarzwaldkrimi" geht es um Mystery meets Crime - wofür es am Ende aber doch immer logische Erklärungen für allerlei schaurige Legenden und unerklärliche Ereignisse gibt. Und dann ist da noch die Sache mit der Vergangenheit, die stets mit einem oder mehreren Todesfällen der Gegenwart verknüpft sind. Wenn die Schwarzwald-Ermittler weitermachen, werden wohl bald alle Cold Cases des Schwarzwaldes aufgeklärt sein, weil ihnen - und den Zuschauern - immer jemand den Gefallen tut, mit einem aktuellen Mord auf das Alte hinzuweisen.

Selbst wenn die Mythengläubigkeit bodenständiger Schwarzwaldbewohner und Krimifans in dieser Folge mal wieder arg strapaziert wird, die leicht formelhaft gebauten Plots aus Deutschlands Südwesten (Regie: Regie: Marcus O. Rosenmüller) werden vom Publikum goutiert: Zwischen viereinhalb und siebeneinhalb Millionen Menschen schauten bislang pro Folge den dunklen Landschaftskrimis zu. Der Zweiteiler, der linear am Stück gezeigt wird, befindet sich bereits ab Samstag, 27. September, für ein Jahr in der Mediathek. Selbst am Sonntag, 29. März 2026, 2.00 Uhr morgens. Dann werden die Uhren auf 3.00 Uhr vorgestellt, um auf die Sommerzeit zu wechseln.

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