11.11.2023 von SWYRL
Ein besonders dunkles Kapitel der DDR-Geschichte beleuchtet eine neue Dokumentation der Reihe "ARD History": In so genannten "Tripperburgen" wurden Frauen gegen ihren Willen gynäkologisch untersucht. Was sich hinter diesen Einrichtungen genau verbarg und wie es den Betroffenen heute geht, zeigt der Film.
Jugendwerkhöfe, Wochenkrippen sowie Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) - das sind Einrichtungen aus DDR-Zeiten, die den meisten bekannt sein dürften. Schwieriger wird es bei dem Begriff "Venerologische Station" - was ist eine im Volksmund sogenannte "Tripperburg"? Der Begriff geriet im Laufe der Jahre in Vergessenheit oder wurde totgeschwiegen. Doch er steht für ein dunkles Kapitel in der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik. Zwischen 1961 und 1989 wurden tausende Frauen und Mädchen ab zwölf Jahren in speziellen Kliniken eingesperrt, misshandelt und gynäkologisch zwangsuntersucht. Und das, obwohl die meisten Frauen doch völlig gesund waren. Aus ihnen sollten hinter verschlossenen Türen "sozialistische Persönlichkeiten" werden.
Die MDR-Dokumentation "Trauma 'Tripperburg' - Gewalt gegen Frauen in der DDR" taucht ein in eine von Gewalt geprägte Vergangenheit. Der Film aus der Reihe "ARD History" steht ab Samstag, 11. November, in der ARD Mediathek zur Verfügung. Einen Monat später, am Montag, 11. Dezember, ist er im Ersten um 23.35 Uhr zu sehen.
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Ein Blick hinter die Kulissen der DDR
Die Dokumentation wirft einen Blick hinter die Kulissen eines Staates, der nach außen Emanzipation und Geschlechtergleichheit zu fördern vorgab, in Wirklichkeit aber sexualisierte Gewalt als Disziplinierungsmaßnahme für seine Zwecke einsetzte. "Trauma 'Tripperburg' - Gewalt gegen Frauen in der DDR" zeigt, welche Folgen das Erlebte für die Betroffenen hatte. In diesem Zusammenhang kommen Zeitzeuginnen zu Wort, die lange geschwiegen hatten - aus Angst vor Scham und Stigmatisierung.
Denn in der Nachkriegszeit fiel der Mantel des Schweigens über diese Kliniken, in denen täglich Frauen gegen ihren Willen medizinisch gequält wurden. Die letzte "Tripperburg" wurde 1989 geschlossen. Erst mit den 2010er-Jahren wurden die Vorkommnisse offiziell genauer beleuchtet, angestoßen von der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Sachsen-Anhalt. Marie Elisa Scheidt greift in ihrem Film das sensible Thema auf - mit der Historikerin Steffi Brüning und der Bürgerrechtlerin Heidi Bohley an ihrer Seite. Gemeinsam decken die Frauen "die Hintergründe eines bis heute tabuisierten Verbrechens auf", wie der Sender vorab erklärt.
Der MDR kündigte an, das bisher vergleichsweise vernachlässigte Thema vertiefend aufzugreifen und journalistisch zu begleiten.