Uncivilized

"Alltagsrassismus ist ein Teil meines Lebens": ZDF-Serie packt heißes Eisen an

22.11.2024 von SWYRL/Matthias Deuring

Mit "Uncivilized" verschafft Regisseur und Autor Bilal Bahadır postmigrantischer Realität eine Bühne. Fünf Menschen spüren unmittelbar die Auswirkungen eines Diskurses, der sie sonst übergeht. Die insgesamt sechs Folgen gibt es ab Freitag, 23. November, in der ZDFmediathek und später auch linear zu sehen.

"#Uncivilized" - So lautete 2022 ein viraler Hashtag in Reaktion auf die durch manche getroffene Klassifikation ukrainischer Geflüchteter als "zivilisiert". Unter diesem Hashtag solidarisierten sich tausende mit den im Umkehrschluss "unzivilisierten" Geflüchteten aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern. Für Regisseur und Autor Bilal Bahadır war das Anlass und Inspiration, die Leben derer zu zeigen, die für die Öffentlichkeit sonst einfach "die Anderen" sind. Das ZDF zeigt die sechs Episoden im Dreier-Blcok an den Montagen, 2., und 9. Dezember, ab 23.50 Uhr. In der Mediathek steht die Serie schon ab Freitag, 22. November, bereit.

Die einzelnen Folgen sind dabei in sich geschlossene Einblicke in den Alltag je einer Person, in den die öffentliche Debatte eindringt und zu ungewollten Wendungen führt. Tragische Ereignisse, wie die Morde in Hanau, 9/11 oder die sogenannte "Stuttgarter Krawallnacht", werfen ihre langen Schatten auf vollkommen unbeteiligte junge Menschen mit Migrationsgeschichte. Deutschtürke Bahadır lässt dabei die Erfahrungen der Darsteller einfließen, aber auch eigene: "Alltagsrassismus ist ein Teil meines Lebens, den ich nicht ausblenden kann."

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Regisseur Bilal Bahadır will "auf Klischees verzichten"

Mit "Uncivilized" geht es dem Schöpfer der Serie aber vordergründig nicht um politische Parteinhame, sondern schlicht ums Geschichten erzählen. Bahadır will die "Vielschichtigkeit und Ambivalenz in den Geschichten bewahren" und "auf Klischees verzichten". Das Ergebnis sind zutiefst menschliche Figuren, die sich nicht in das Schwarz-Weiß-Schema der öffentlichen Debatten einordnen lassen, und deshalb umso lebendiger wirken.

So ist die angehende Lehrerin Sahra (Seyneb Saleh) damit konfrontiert, dass ihr Schüler Ahmad (Rasmi Mohammed Nasrallah) sich nicht an der Schweigeminute nach dem 11. September 2001 beteiligen will. Die Konsequenzen des Vorfalls bekommt aber nicht nur der widerwillige Abiturient zu spüren, sondern auch die junge Muslima Sahra.

Kunststudent Kenan (Aram Arami) kann dagegen wenig anfangen mit so manchen an seiner Hochschule ausgestellten Bildern. Nach dem Anschlag auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo hängen neben seinen Werken, die das Leben in seiner "Hood" zeigen, auch Mohammed-Karrikaturen. Die Künstler wollen das als satirisches Protoststatement verstanden wissen, doch bei Kenan uns seinen Freunden stößt das auf wenig Verständnis.

"Uncivilized" wechselt vom Drama zur Doku und nimmt die Migrationsdebatte auseinander

In Episode sechs weitet sich der Blick von "Uncivilized" aber nochmals und wird dokumentarisch. Nicht die Figuren stehen hier im Mittelpunkt, sondern der öffentliche Diskurs, der deren Geschichten beeinflusst. Die Serie blickt hinter die gängigen Debatten. Hier wird nachgezeichnet und kritisch hinterfragt, wie bestimmte Ereignisse wie der Ukraine Krieg und 9/11 in das kollektive Bewusstsein gelangen, so dass sie zu Ausgrenzung und gesellschaftlichem Konflikt führen.

Die sechsteilige Serie "Uncivilized" ist eine Produktion des ZDF aus der Redaktion "Das kleine Fernsehspiel". Das ZDF zeigt je drei Episoden in Folge am 2. und 9. Dezember ab 23.50 Uhr. Bereits ab 23. November sind alle sechs Folgen in der ZDF-Mediathek verfügbar.

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