22.11.2024 von SWYRL/Luisa Paulin
Die Gewinner des Storyteller-Nachwuchswettberwerbs von RTL+ legen mit "Angemessen Angry" ein beeindruckendes Debütwerk vor. Die Dramedy handelt von der Traumabewältigung nach einer Vergewaltigung - mit einem übernatürlichen Twist.
Am Anfang der Dramedy "Angemessen Angry" steht eine Triggerwarnung für sexualisierte Gewalt. Das Zimmermädchen Amelie, gespielt vom "Die Discounter"-Star Marie Bloching, wird bei der Arbeit vergewaltigt. Das aus der Gewalttat hervorgehende Trauma äußert sich bei ihr aber auf eine sehr eigene Weise - sie entwickelt Superkräfte. Die neugewonnene Power setzt sie als Frauenrächerin "Hysteria" gegen übergriffige Männer ein. Doch ist das wirklich Traumabewältigung oder nicht doch eher eine sehr eigenwillige Form der Verdrängung? All das wird auf die Spitze getrieben, als Amelie wieder auf ihren Vergewaltiger trifft. Die Serie startet am Montag, 25. November, auf RTL+, frei zugänglich für alle. Der 25. November ist der "Orange Day", der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
Die Beschreibung als Dramedy (ein Mix aus Drama und Comedy) trifft hier absolut zu. Das Hauptthema, das hier verhandelt wird, ist zwar taff und vor allem für viele Frauen und Mädchen bittere Realität, die Serie findet jedoch eine gute Balance zwischen der Schwere des Themas und einer humorvollen Leichtigkeit. Man kann mit den Hauptcharakteren auch einfach mal Spaß haben.
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Starkes TV-Debüt für das Nachwuchsteam
Das Projekt ist im Zuge des Storyteller-Nachwuchswettbewerbs von RTL+ entstanden, bei dem sich Regisseurin Elsa van Damke und Drehbuchautorin Jana Forkel gegen eine große Konkurrenz durchsetzen konnten. Ein Herzensprojekt: "Als Überlebende sexualisierter Gewalt wollte ich ein Format von Betroffenen für Betroffene schaffen!", sagt van Damke.
Das ist dem Duo hier definitiv gelungen, "Angemessen Angry" lässt einen die Hauptcharaktere sofort ins Herz schließen, und man sympathisiert schnell mit Amelies komplexer Gefühlswelt. Marie Bloching gelingt eine wunderbar nuancierte Performance zwischen der knallharten Superheldinnenpersona "Hysteria" und der selbstbewussten, nahbaren, wie auch verletzlichen Amelie - die junge Frau, abseits ihres Rächerinnendaseins.
Trauma als Superkraft?
Man merkt, dass hier mit viel Empathie und Feingefühl an Drehbuch und Umsetzung gearbeitet worden ist, um einen möglichst realistischen (abgesehen von den Superkräften) und nuancierten Umgang mit Trauma zu vermitteln.
Amelies Superkräfte sind eine wunderbare Allegorie für die Wut, die von sexualisierter Gewalt ausgelöst wird. Viele Opfer haben sich bestimmt nicht nur einmal gewünscht, in der Lage zu sein, ihre Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Miniserie macht aber ebenso klar, dass diese Wut allein nicht die Lösung sein kann. Denn auch wenn viele gerne wie "Hysteria" nach außen austeilen würden, so ist es genauso wichtig, nach einer traumatisierenden und selbstentfremdenten Erfahrung innerlich zu heilen und zu sich zurückzufinden.