Grandiose Mini-Serie

"Almost Fly": So kam der HipHop in die deutsche Provinz

28.04.2022 von SWYRL/Eric Leimann

1990 in einer deutschen Kleinstadt: Drei junge Außenseiter entdecken den HipHop - und mit ihm ein neues, aufregendes Leben. Die ebenso unterhaltsame wie anrührende Coming-of-Age-Serie bei Warner TV Serie (ab Donnerstag, 2. Mai) ist ein deutsches Serien-Highlight des Jahres 2022.

Der schüchterne Walter (Samuel Benito) soll mit seinem Metal-Bruder "Helli" die Tankstelle des Vaters übernehmen. Er ist Erzähler der wunderbaren sechsteiligen Serie "Almost Fly", die am Montag, 2. Mai, bei Warner TV Serie (ehemals TNT Serie) startet. Gemeinsam mit seinen Freunden, dem dunkelhäutigen Ben (Andrew Porfitz) sowie Technik-Nerd Nik (Simon Fabian), träumt er jedoch von anderen Dingen als KFZ-Lehre und ödem Provinz-Lebensmief. Dank der nahen US-Militärbasis kommen die 16-jährigen Freunde 1990 mit geheimnisvollen Rap-Shows und Typen in Kontakt, die definitiv um Lichtjahre cooler sind als alles, was man bisher kannte. Gemeinsam mit Ossi-Mädchen Denise, die als D-Nice (Paula Hartmann) Breakdance zelebriert, wollen die Außenseiter eine eigene HipHop-Band auf die Beine stellen, die es den amerikanischen Vorbildern gleichtut. Weil das Schul-Englisch kaum ausreicht, um die Texte zu verstehen, geschweige denn selbst welche zu schreiben, kommt ihnen die Idee, das Ganze auf Deutsch zu versuchen.

Doch wie bringt man einem Plattenspieler das Scratchen bei, welche Bewegungen kommen gut auf der Bühne, und wie schafft man es mit der eigenen Version jenes elektrisierenden Sounds, den man bei einer Party in der US-Kaserne gehört hat, auch endlich, bei den angebeteten Mädchen zu landen? Die ebenso witzige wie anrührende Coming-of-Age-Geschichte "Almost Fly", was man mit "fast cool" übersetzen könnte, ist eine authentische Zeitreise in die deutsche (West)-Provinz von 1990, die sich so echt anfühlt, als wäre man selbst dabei gewesen. Man reist zu den Anfängen der dortigen HipHop-Kultur und folgt einer ebenso leichtfüßig wie sensibel erzählten Geschichte übers Erwachsenwerden.

Walter, Ben, Nik und Denise leiden unter alterstypischen Problemen wie Außenseitertum, Fremdbestimmtheit und sexuellem Frust. In dieser "Zwangslage" ist ihre Freundschaft ebenso überlebenswichtig wie jene fremde und faszinierende Welt, die sie über die neue Rap-Musik und ihre Subkultur entdecken.

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Eine HipHop-Serie für Eltern und ihre Kinder

Für Zuschauende, die wie Autor, Regisseur und "Almost Fly"-Mastermind Florian Gaag das Jahr 1990 als junge Entdecker der HipHop-Kultur selbst erlebt haben, sind die etwa viereinhalb Stunden der wunderbaren Miniserie eine Reise in die eigene Jugend. Das gilt auch, wenn man nicht wie Gaag aktiver Sprayer war, worüber der in Bamberg aufgewachsene Filmemacher 2006 sein viel beachtetes Debüt "Wholetrain" mit dem jungen Elyas M'Barek drehte.

Selbst wenn man gar nichts mit HipHop am Hut hatte, findet man sich bei dieser Serie wieder - was so eine Produktion auch erst mal hinkriegen muss! Hier hat jemand genau hingeschaut und gefühlt, als es beim Erwachsenwerden um alles ging: den Schmerz, den Frust, die Suche nach Rhythmus und dem absoluten Glück. "Almost Fly" ist deshalb auch etwas für jugendliche Serienfans, die diese Gefühle auch über 30 Jahre später nachvollziehen - und sich vielleicht gemeinsam mit ihren Eltern das deutsche Serien-Kleinod anschauen können. Es startet am 2. Mai mit einer Doppelfolge, die Episoden drei bis sechs folgen im Wochenrhythmus.

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