Das Boot - Staffel 3

Atlantikschlacht und Agententhriller: So spektakulär kehrt "Das Boot" zurück

08.05.2022 von SWYRL/Maximilian Haase

"Das Boot" taucht wieder auf - und erfindet sich abermals neu: Die dritte Staffel der international erfolgreichen Serie liefert neben Seeschlachten im Südatlantik auch zweifelnde Nazis, Agenten, Verschwörungen und so manche Überraschung.

Als "Das Boot" vor vier Jahren als Serienadaption in See stach, war die Skepsis groß: Wie konnte man Wolfgang Petersens Filmklassiker von 1981 überhaupt gerecht werden? Gar nicht - und das war gut so: Statt eines Remakes schuf die Sky-Produktion, durchaus anspielungsreich, eine neue Geschichte. Die bewegte sich in der ersten Staffel zwar noch in konventionellen Bahnen, widmete sich aber von Beginn an nicht ausschließlich einer deutschen U-Boot-Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Spätestens mit der zweiten Staffel zeichnete der budgetstarke Drama-Thriller-Hybrid ein länderübergreifendes Panorama einer Welt im Krieg. Dies wurde honoriert, mit Fernsehpreisen und globalem Erfolg - Sky verkaufte die Serie in über 100 Länder. Dass der Anspruch weiterhin ein internationaler ist, macht nun auch die dritte Staffel des Exportschlagers deutlich: Vor kosmopolitischer Kulisse und multilingual erzählt, versetzen zehn neue Episoden (ab 14. Mai bei Sky) das Publikum in südatlantische Seeschlachten, an die norddeutsche Heimatfront und ins von Geheimdiensten bevölkerte Portugal.

Im Zentrum der auch auf den Romanen von Lothar-Günther Buchheim basierenden Serie steht eine gänzlich neue U-Boot-Besatzung, die das Publikum von der brutalen Ausbildung an begleitet. Man leidet förmlich mit den oft Minderjährigen mit, die als letztes Marineaufgebot dienen sollten - in der Serie stellvertretend verkörpert von den beiden kleinkriminellen Straßenjungen Pauli Müller (Alessandro Schuster) und Harry Weidner (Aniol Kirberg), denen man eine letzte Chance verspricht, wenn sie sich freiwillig melden. "Es ist eine Handvoll junger krass talentierter Schauspieler und Schauspielerinnen geworden, auf die wir in zehn Jahren genauso blicken werden, wie auf die Kernbesatzung von Petersens 'Das Boot", lobt Regisseur Hans Steinbichler, der die Episoden mit seinem Kollegen Dennis Gansel inszenierte.

Kapitän Robert Ehrenberg, den Franz Dinda grandios lethargisch verkörpert, begibt sich mit seiner jungen, unerfahrenen Crew auf brisante Fahrt in den Südatlantik. Dort gilt es, dem britischen Royal Navy Commander Jack Swinburne (fantastisch seebärig und zugleich rachelustig: Ray Stevenson) zu entkommen, der es sich nach dem Tod seines Sohnes zur Aufgabe gemacht hat, mit seinem Schlachtschiff deutsche U-Boote zu jagen. Aus den einstigen Jägern, als welche die "Boot"-Besatzungen immer galten, werden plötzlich Gejagte. Ein erzählerischer Kniff, der das Publikum mitten in die Atlantikschlacht führt - und zudem erstmals die Perspektive der Alliierten und deren Familien einnehmen lässt. Wie sich inmitten der lebensgefährlichen Mission Freund- und Feindschaften an Bord entwickeln, wie sich die Brutalität des Krieges in angsterfüllte Gesichter schreibt, wie sich die blutjungen Männer Trost und Mut machen - all das zeigt Staffel 3 in fast schon klassischer "Boot"-Manier in eindrücklichen Bildern.

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Von Kiel bis Portugal

Und doch schlagen auch die aufwendig inszenierten neuen Folgen wieder ganz andere Töne an: Hatte die Vorgängerstaffel neue Handlungsstränge im mondänen New York angesiedelt und sowohl die "Endlösung" als auch die Arbeit der Résistance sowie die Rettung einer jüdischen Familie vor der Deportation thematisiert, beschreitet Staffel 3 abermals neues Terrain abseits der hohen See. Die Zuschauerinnen und Zuschauer bekommen vor Augen, wie es an der sogenannten "Heimatfront" zuging; wie das sich wandelnde Kriegsgeschehen bei vielen Deutschen langsam Zweifel am immer lauter propagierten "Endsieg" säte. Die Handlung in Kiel zeigt nicht nur die Ausbildung der Rekruten, sondern auch alliierte Bombardements, zukunftlose Liebesgeschichten, die Propagandaarbeit deutscher Frauen und die Versuche der dem Untergang geweihten Eliten, mit Durchhalteparolen das Unabwendbare noch zu verhindern.

Beeindruckend - und hier spielt "Das Boot" wieder seine Weltgewandtheit aus, die durchaus mit internationalen Streamingproduktionen mithalten kann - wirkt auch die Story, die das Drehbuch dem altbekannten Gestapo-Ermittler Hagen Forster angedeihen lässt. Den verschlägt es, herausragend gespielt von Tom Wlaschiha, ins neutrale Portugal, wo die Geheimdienste der verfeindeten Nationen ihre Agenten aufeinandertreffen lassen. Unter südlich-goldenem Licht wird gefeiert und spioniert; Forster gerät auf die Spur einer weitreichenden Verschwörung um gestohlenes Kriegsgold.

Wlaschiha, der sich international mit "Game of Thrones" und aktuell im Netflix-Hit "Stranger Things" längst einen Namen gemacht hat, empfiehlt sich dank ambivalenter Charakterzeichnung abermals als deutscher Stardarsteller mit Hollywood-Potenzial. Dabei trifft seine Figur, die anfangs noch Hannah Arendts "Banalität des Bösen" zu personifizieren schien, auf den alten Bekannten und von traumatischen Erlebnissen gezeichneten Klaus Hoffmann, den Rick Okon in Staffel 2 als zweifelnden U-Boot-Kapitän porträtierte.

Zweifelnde Nazis

Doch auch Forster, geprägt von den Erfahrungen an der Ostfront, stellt seine ideologisch verzerrte Moral und seine daraus resultierenden Entscheidungen weiter infrage. "Wir stellen die Schlüsselfrage, wie unsere Figuren damit umgehen, dass die Propaganda der Nazis und die angeblichen Kriegsziele sich nach und nach als Lügen zu erweisen beginnen und Kriegsverbrechen am Feind und dem deutschen Volk überdecken sollen", erklärt das britisch-irische Headautoren-Duo Tony Saint und Colin Teevan, das den neuen Episoden noch mehr internationales Flair verleihen konnte und die Ausmaße des Krieges, der nun einmal ein weltweiter war, dank zahlreicher Figuren und Handlungsstränge wenigstens erahnen lässt.

Da ist es fast nebensächlich, dass manchem Figurenschicksal die historisch detaillierte Korrektheit geopfert wurde oder dass die Kulissen bisweilen in ihrer Feingliedrigkeit schon wieder artifiziell erscheinen. Wichtiger ist: Auch in Staffel 3 kann "Das Boot" unterhalten und zugleich vielschichtig an (nicht nur sprichwörtlicher) Tiefe gewinnen. Zumal mit einer erschreckenden Aktualität: "Der Roman und der Film sind wie alle großen Anti-Kriegs-Geschichten eine stete Mahnung daran, wie sehr wir uns bemühen sollten, friedliche und humanitäre Lösungen zu verfolgen. Man sieht an den aktuellen Entwicklungen, dass diese Botschaften nie alt werden", kommentiert Regisseur Dennis Gansel die Tatsache, dass die neuen Folgen zu einem Zeitpunkt erscheinen, da in Europa wieder ein Krieg geführt wird.

Für die Fans der Serie gibt es derweil gute Nachrichten: Die Dreharbeiten zur vierten Staffel von "Das Boot" beginnen im Juni. Sechs Episoden sind geplant, Regie soll Dennis Gansel führen.

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