Die besten Livealben aller Zeiten
Depeche Mode veröffentlichen am Freitag, 6. Dezember, das neue Live-Album "Memento Mori: Mexico City", von der Tour zu ihrem aktuellen Album "Memento Mori". Es handelt sich nicht um das erste Live-Zeugnis der Herren um Frontmann Dave Gahan (Bild). Welches ihrer Livealben es in unsere Galerie der besten Livealben aller Zeiten geschafft hat, verraten wir im Folgenden.
© 2024 Getty Images/Andreas RentzDeep Purple - Made in Japan
Während ihrer ersten Japan-Tour im August 1972 nahmen Deep Purple eines der legendärsten Livealben des Hard Rock auf. Dem Ruf der Band als fantastischer Live-Act wurde die Platte mehr als gerecht. Veröffentlicht, als "Smoke on the Water" die Charts beherrschte, wurde auch "Made in Japan" zum Bestseller. Ein Meilenstein seines Genres, nur echt mit der treibenden Hammond-Orgel von Jon Lord, Ritchie Blackmores Gitarrenmagie und den schrillen Schreien von Sänger Ian Gillan.
© Purple Records / Universal MusicRamones - It's Alive
Im Sommer 1976 tourten die Ramones, ihr Debütalbum im Gepäck, zum ersten Mal in Großbritannien. Überall, wo sie spielten, heißt es, entstanden in der Folge neue Punkbands. "It's Alive" hält den Moment der glorreichen Rückkehr der falschen Brüder fest. Zwei weitere Alben später beschlossen sie das Punk-Jahr 1977 mit einer Silvester-Performance in London, um die Früchte ihrer Saat zu ernten. 28 High-Speed-Rock'n'Roll-Kracher, fast ohne Pause gespielt. Die perfekte Punk-Platte.
© Sire / Warner MusicIron Maiden - Live After Death
Als Iron Maiden 1985 ihre Shows in der Long Beach Arena in Los Angeles aufzeichneten, befanden sich die Anführer der zweiten britischen Heavy-Metal-Welle auf ihrem Zenit. Ihr monumentales "Powerslave"-Album im Rücken, ließen sie die opulente Bühnenshow für einen Konzertfilm einfangen, die Audioaufnahmen wurden in ein Live-Doppelalbum gegossen. Unter dem Titel "Live After Death" wurden Film und Album zu Kernzeugnissen des 80er-Metals. Das "Classic Rock"-Magazin nannte "Live After Death" das "letzte große Livealbum der Vinyl-Ära".
© EMI / Universal MusicDepeche Mode - 101
Wie Iron Maiden auch sind Depeche Mode eine britische Band, der es gelang, den US-Markt zu knacken. Weitere Gemeinsamkeit: Auch Dave Gahan, Martin Gore und Co. kamen auf die Idee, diesen Fakt auf einem in Kalifornien aufgenommenen Livealbum plus Konzertfilm festzuhalten. Das Ergebnis, "101", zeigt die Band in Höchstform. 1989 erschienen, war es die letzte Veröffentlichung der Band, bevor sie mit dem Album "Violator" (1990) anfingen, stärkere Blues-Elemente in ihre einst so kalten Sound aufzunehmen.
© Mute Records / BMGBob Dylan - The Bootleg Series Vol. 4: The Royal Albert Hall Concert
"Judas!" In einem seiner wenigen jüngeren Interviews gab Bob Dylan zu, dass er sich immer noch an jenem Zwischenruf eines puristischen Folkfans in der Royal Albert Hall im Jahr 1966 stört. Nach einem Akustik-Set holte Dylan seine Begleitband auf die Bühne, um seine Songs um Blues-Rock und Rock'n'Roll-Elemente zu erweitern - zum Missfallen vieler alter Anhänger. Dylans Reaktion findet sich auch auf der 1998 im Rahmen seiner "Bootleg Series" veröffentlichten Liveaufnahme wieder. "Du bist ein Lügner", rief er zurück und wandte sich an seine Band: "Spielt es verdammt nochmal laut!"
© Columbia Records / Sony MusicNIna Simone - Nina Simone in Concert
Nina Simone ging als eine wagemutigsten Künstlerinnen aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein. Beweisstück A: "Nina Simone in Concert", das Livealbum, das die Sängerin und Pianistin im Frühjahr 1964 in der New Yorker Carnegie Hall aufnahm. Vor einem größtenteils weißen, aus der Mittelschicht entstammenden Publikum spielte sie eines der politischsten Sets ihrer Karriere. Highlight: "Mississippi Goddamn", eine Tirade gegen Rassismus, die Simone als Reaktion auf Lynchungen von Afro-Amerikanern in den Südstaaten der USA schrieb.
© Universal MusicJohn Coltrane - Coltrane Live at Birdland
Auch Jazz-Ikone John Coltrane reagierte auf die rassistischen Morde in den Südstaaten der USA mit einem als Reaktion kombinierten Stück auf einem legendären Livealbum. Anfang 1964 veröffentlicht, findet sich dort der Song "Alabama" als Tribut an die bei einem Bombenanschlag in Birmingham im US-Staat Alabama ermordeten vier afro-amerikanischen Kinder. Aufgenommen wurde das Album im legendären Jazzclub Birdland, benannt nach Jazz-Pionier Charlie Parker, der dort regelmäßig aufzutreten pflegte.
© Impulse! Records / Universal MusicJohnny Cash - At Folsom Prison
Als Johnny Cash 1968 in der berüchtigen Strafvollzugsanstalt Folsom auftrat, galt er eigentlich als Has-Been. Sein Rock'n'Roll atmender, motorischer Country war nach den jüngsten wegweisenden Alben von Bob Dylan und den Beatles passé, ein Comeback traute ihm nicht einmal die eigenen Plattenfirma zu. Der ungewöhnliche Aufnahmeort gab "At Folsom Prison" den Anruch des Verbotenen, Cash wurde seinem Image als Country-Outlaw gerecht - und war plötzlich wieder cool.
© Columbia / Sony MusicDavid Bowie - Ziggy Stardust: The Motion Picture Soundtrack
Nicht zu verwechseln mit dem Studioalbum "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars": "Ziggy Stardust: The Motion Picture Soundtrack" heißt so, weil es erst einige Jahre nach dem "Ziggy Stardust"-Konzertfilm veröffentlicht wurde, auf dem das legendäre Konzert im Londoner Hammersmith Odeon festgehalten wurde, an dessen Ende Bowie sein Alter-Ego Ziggy sterben ließ. Bowies Begleitband um Ausnahmegitarrist Mick Ronson ging für ihren letzten Auftritt nochmal in die Vollen und verleihen den Glamrock-Hits ihres Chefs Hard-Rock- bis Punk-Anleihen.
© RCA / Sony MusicDie Toten Hosen - Im Auftrag des Herrn
"Im Auftrag des Herrn" ist ein weiteres Livealbum, das einfach zum richtigen Zeitpunkt aufgenommen wurde. 1996 feierten Die Toten Hosen mit dem Album "Opium fürs Volk" einen qualitativen wie kommerziellen Triumph, der als krönender Moment ihrer Karriere gelten darf. Natürlich kommen auch die Klassiker aus den 14 Jahren Bandgeschichte davor nicht zu kurz kommen. Mit ihren Coverversionen zogen Campino und Co. ihren Hut vor ihren Helden Iggy Pop und den Ramones, in deren Vorprogramm sie zuvor aufgetreten waren.
© JKPTori Amos - Live at Montreux 1991/1992
Livealben mit dem Titel "Live at Montreux" gibt es zuhauf. So prestigeträchtig ist das Montreux-Festival in der Schweiz, dass die bloße Ehre, dort aufzutreten, oft Grung genug ist, dort auch eine Live-Platte aufzunehmen. Tori Amos' "Montreux"-Veröffentlichung hat einen besonderen Twist: Die Doppel-CD beinhaltet ihre beiden ersten Auftritte im Rahmen des Festivals. Das erste, aufgenommen 1991, entstand, als die Pianistin noch als Geheimtipp halt. 1992 kehrte sie zurück - nachdem die Veröffentlichung ihres Debütalbums "Little Earthquakes" sie zum Star gemacht hatte.
© Eagle Records / Universal MusicTownes Van Zandt - Live at the Old Quarter, Houston, Texas
Als Studiokünstler hatte Townes Van Zandt das Pech, ständig an Produzenten zu geraten, die glaubten, seinen schonungslosen Country-Folk mit unpassend üppigen Band- und Streicher-Arrangements kommerziell tauglicher zu machen. Geklappt hat das nie. Kein Wunder: Am besten wirken die Songs des Ausnahmesongwriters, wenn man ihre Worte und Melodien ganz ohne Ablenkung wirken lässt. Genau das kriegt man auf "Live at the Old Quarter", aufgenommen in Van Zandts Lieblingsclub in Houston, Texas: eine Songwriting-Legende mit blutendem Herzen und einer Gitarre auf einem Stuhl. Manchmal reicht das.
© Rhino / Warner MusicMotörhead - No Sleep 'til Hammersmith
Und der Preis für den am passendsten gewählten Titel eines Livealbums geht an: Motörhead! Die Hard-Rock-Institution um den Bass spielenden Frontmann Lemmy Kilmister war nach eigenem Bekunden "lauter als die Hölle", wie viele leidtragende Nachbarn ihrer leidenschaftlichen Fans sicherlich bekunden konnten. "No Sleep 'til Hammersmith" wurde zum Bestseller. Zu hören ist hier auch eine besten Livealben aus dem Hard-Rock- und Metal-Bereich, direkt nach Veröffentlichung ihres Meisterwerks "Ace of Spades" (1980).
© Bronze Records / BMGMadness - Madstock!
Was passiert, wenn 60.000 Menschen gleichzeitig zu einem Ska- und New-Wave-Hitfeuerwerk tanzen? Der Katastrophenschutz misst ein Erdbeben! Genau das passierte, als Madness im Londoner Finsbury Park 1992 unter dem Titel "Madstock!" ein großes Comeback-Konzert spielten. Weil das Publikum kaum zu bändigen war, musste die Band während ihres Sets mehrere kurze Pausen einbauen, um die tanzwütige Meute abzukühlen.
© Universal MusicPortishead - Roseland NYC Live
Das Gegensätzliche zusammendenken: Das war von Anfang an das Motto von Portishead, die kalte elektronische Sounds mit Hip-Hop-Beats und dem emotionalen Gesang von Frontfrau Beth Gibbons kombinierten. "Roseland NYC Live" legt noch einen oben drauf: Hier performen die Trip-Hop-Pioniere Songs ihrer ersten beiden Alben "Dummy" und "Portishead" mit Unterstützung eines Orchesters. Gigantisch und doch klaustrophob und nahegehend.
© Go! Beat / Universal MusicOasis - Knebworth 1996
Als Oasis 1996 zwei große Shows im Knebworth House spielten, waren sie vielleicht die größte Rockband der Welt. Der zeitlose Charakter der von Noel Gallagher verfassten Songs, gesungen mit Attitüde und Hingabe von seinem Bruder Liam, kommt wohl nirgends sonst so schön zur Geltung wie auf dieser Liveaufnahme. Vor einer gigantischen Kulisse von jeweils 125.000 Menschen über zwei Nächte aufgenommen, werden die Songs ihrer ersten beiden Alben hier zu Stadion-Hymnen.
© Big BrotherMC5 - Kick Out the Jams
"Kick Out the Jams" ist die etwas andere Liveplatte. Das liegt zum einen daran, dass die Songs, die darauf enthalten waren, bei Veröffentlichung der LP auf keinem anderen Album zu haben waren. Damit handelt es sich um das Debütalbum der Garage-Rocker aus Michigan. Die zweite Besonderheit: So radikal klang zum Zeitpunkt der Aufnahme im Oktober 1968 keine andere Band - und das gilt sowohl für den Sound als auch für die politischen Texte. Nicht umsonst gilt "Kick Out the Jams" heute als Klassiker, der dem Punkrock den Weg geebnet hat.
© Elektra Records / Warner MusicNIrvana - Live at Reading
Am 30. August 1992 spielten die Grunge-Könige Nirvana ihr letztes Konzert in Großbritannien vor dem Tod von Sänger und Gitarrist Kurt Cobain. Der Auftritt bekam schon bald Legendenstatus, was nicht zuletzt daran lag, dass illegale Livemitschnitte davon unter den Fans kursierten. 2009 folgte die offizielle Veröffentlichung. Ein Stück Rockgeschichte, das verdeutlicht, warum Nirvana so ein gigantisches Popphänomen werden konnten.
© Geffen / Interscope / Universal MusicThe Rolling Stones - Get Yer Ya-Ya's Out!
Nach dem Ausstieg - und anschließenden Tod - von Gründungsmitglied und Ursprungs-Bandchef Brian Jones sowie der Auflösung ihrer Hauptkonkurrenz in Form der Beatles mussten die Rolling Stones der Welt beweisen, dass sie ihrem Anspruch, die größte Rockband der Welt zu sein, weiterhin gerecht werden konnten. Das taten sie mit "Get Yer Ya-Ya's Out!", dem ersten Album, auf dem Neugitarrist Mick Taylor als vollwertiges Mitglied vertreten war. Die Musik ist feinster Rock'n'Roll und ein wilder Ritt durch die britische Rockgeschichte.
© Decca / Universal MusicBob Marley & The Wailers - Babylon by Bus
Größtenteils im Juni 1978 in Paris aufgenommen, ist "Babylon by Bus" das Livealbum, das den Megastar Bob Marley vielleicht am besten repräsentiert. Marleys Hits werden hier mit einer Extra-Portion an Power dargeboten. Die Tracklist kam einem Best-of gleich, Marley zeigte sich gleichzeitig kämpferisch und verletzlich. Genau die Qualitäten also, die den Jamaikaner neben seinem ungemeinen Charisma zum Weltstar gemacht hatten.
© Tuff Gong / Island / Universal Music