06.12.2024 von SWYRL/Maximilian Haase
Wenn Frauen unfreiwillig in Pornos zu sehen sind: Deepfakes im Netz demütigen die Opfer meist so sehr, dass sie die Tat nicht anzeigen. Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes wehrt sich: Als Betroffene offenbart sie sich in einer ZDF-Doku - und beginnt eine "Jagd nach den Tätern".
Es ist ein Internetphänomen, das seit einigen Jahren für Aufsehen sorgt und die Macht der Technologie brutal vor Augen führt: Frauen sind unfreiwillig in pornografischen Videos und Bildern zu sehen - und werden so vor aller Augen gedemütigt. Mithilfe von Apps und KI entstehen Deepfakes, bei denen das reale Gesicht einer Person auf die Körper von Erotikdarstellerinnen montiert ist. Die Täter bleiben meist unbekannt, die oft prominenten Opfer gehen aufgrund von Angst und Scham nur selten an die Öffentlichkeit. Nicht so Collien Ulmen-Fernandes: Die betroffene Schauspielerin hat für eine zweiteilige ZDF-Reportage über ihre persönlichen Erlebnisse gesprochen und sich gemeinsam mit der Investigativjournalistin Marie Bröckling auf die Suche nach den Schuldigen begeben.
Ulmen-Fernandes gehört zu jenen bekannten Persönlichkeiten, von denen zahlreiche Deepfakes im Netz zu finden sind. Während die meisten jedoch dazu schweigen und auf eine Anzeige verzichten, will sich die 43-Jährige zur Wehr setzen: "Es fühlt sich an, als hätte einem jemand unfreiwillig die Kleider vom Leib gerissen", berichtet die Moderatorin im Interview von ihren eigenen Erfahrungen. Das könne natürlich "massiv rufschädigend sein". Sie erklärt: "Es passiert nicht selten, dass Frauen mit gefälschtem Nacktmaterial erpresst werden". Im Film "Deepfake-Pornos - Die Jagd nach den Tätern" beleuchtet sie ihren eigenen Fall, redet mit weiteren Betroffenen und bringt die ebenfalls zu Opfern gewordenen Moderatorinnen Mareile Höppner und Lola Weippert dazu, Anzeige zu erstatten.
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Häufig keine Konsequenzen
Wahr ist allerdings auch: Wagen Betroffene den Gang zur Polizei, folgt daraus häufig keine Konsequenz. Weil sich die Täter in den anonymen Weiten des Internets bewegen, können sie meist nur schwer ermittelt werden. "Leider weist das deutsche Gesetz diesbezüglich massive Schutzlücken auf. Opfer werden derzeit nicht ausreichend geschützt!", klagt Ulmen-Fernandes an. Doch anstatt die Deepfake-Pornos als Phänomen zu akzeptieren, gegen das man nicht viel unternehmen kann, gehen die Filmemacherinnen und Autorinnen in die Offensive: Marie Bröckling begibt sich auf die Suche nach denjenigen, die derlei Videos und Bilder produzieren und veröffentlichen, erforscht deren Motive und finanziellen Anreize - und schafft es sogar, einen "Deepfaker" zu kontaktieren.
DIe Doku stellt unbequeme Fragen: Welche Handhabe besitzen Polizei und Gerichte? Wie können Frauen vor Deepfake-Pornos geschützt werden? Welche Rolle spielt die voranschreitende Entwicklung von Künstlicher Intelligenz? Und schließlich: Wie wollen wir gesellschaftlich der sexualisierten Gewalt im Digitalen begegnen?
Den zweiten Teil der Doku zeigt das Zweite in der Nacht ab 1 Uhr unter dem Titel "Die Spur: Deepfake-Pornos - Das Geschäft mit dem Missbrauch". Bereits ab Samstag, 7. Dezember, können beide Episoden in der ZDFmediathek gestreamt werden.