28.03.2025 von SWYRL/Susanne Bald
Im zwölften Film der Reihe, die sich stark an skandinavischen Vorbildern orientiert, bekommen es die Ermittler um Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote) mit einem Serientäter zu tun, der Frauen entführt. Der Mord an einer von ihnen war womöglich nur eine Affekthandlung. Was also hat der Täter vor?
Die Tote im Rapsfeld. Klingt wie der Name eines Gemäldes, ist aber das Ausgangsszenario von "Ostfriesenfluch", dem zwölften Film der Krimireihe nach den Romanen von Klaus-Peter Wolf. Wie im letzten Fall scheinen es Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen (Picco von Groote), ihr Mann und Kollege Frank Weller (Christian Erdmann) sowie Kommissar Rupert (Barnaby Metschurat) auch diesmal mit einem Serientäter zu tun zu haben. Zu sehen ist "Ostfriesenfluch" am Samstag zur Primetime im ZDF sowie eine Woche vorab in der Mediathek.
Es ist ein inflationär gebrauchtes Bild im Krimi-Genre: Eine auf besondere Weise drapierte Frauenleiche, mal in ein hübsches Kleid gehüllt, mal umrahmt von Blumen. In "Ostfriesenfluch" ist es ein knallgelb strahlendes Rapsfeld, in dem die Anwältin Angela Röttgen ermordet aufgefunden wird. Auf dem Parkplatz ganz in der Nähe liegt eine männliche Leiche.
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Hat es der Täter auf verheiratete Frauen abgesehen?
Möchtegern-Supercop Rupert (Barnaby Metschurat) - für das bisschen "comic relief" in der düsteren Reihe zuständig - hat natürlich sofort eine Theorie: Die Tote hatte ein Verhältnis mit dem Toten, der Täter ist folglich der gehörnte Ehemann der Dame. Theorie zwei - Raubüberfall - wird schnell widerlegt, Theorie drei - Sexualmord - ebenfalls. Ann ist sich sicher: Der Täter kannte sein Opfer. Er hat die Leiche gesäubert, die Hände übereinandergelegt, das Kleid zurechtgezupft und ihr Lippenstift aufgelegt. Vielleicht hat er die Tat hinterher sogar bereut?
Angela Röttgens Ehemann Peter (Christian Beermann) bezichtigt den Kanzleipartner (Leopold Hornung) seiner Frau. Der streitet den Mord ab. Allerdings findet sich ein Päckchen mit Angelas Kleidung bei ihm, das er vernichten wollte. Kurz darauf beschuldigt Röttgen einen weiteren Geliebten seiner Frau: den Hochzeitsfotograf Linus Wagner (Joshua Hupfauer). Noch ein Geliebter? Die Ermittler halten Röttgen langsam für paranoid. Als sie Linus ausfindig gemacht haben, belastet der junge Mann wiederum Peter Röttgen: Er habe seine Frau wochenlang eingesperrt!
Doch Angela Röttgen scheint nicht das einzige Opfer zu sein. Plötzlich werden weitere Frauen von ihren Männern als vermisst gemeldet. Gibt es etwas, das sie gemeinsam haben und für ihren Entführer interessant machen könnte? Dann verschwindet auch noch der kleine Sohn einer der entführten Frauen ...
Familiendrama trifft Krimi: eine bewährte Mischung
Ann Klassen versucht einmal mehr, sich dem Fall psychologisch zu nähern, indem sie sich in die Rolle der Ermordeten versetzt. Sie ist sich sicher, dass der Täter Angela Röttgen nicht töten wollte, sondern von dem Mann am Parkplatz gestört wurde und im Affekt handelte. Aber wobei genau wurde er gestört? Wieder einmal lässt Ann einen Fall scheinbar zu nah an sich heran. Frank macht sich zunehmend Sorgen um seine Frau, die sich schon seit einer Weile seltsam bedrückt und abweisend verhält.
Mit "Ostfriesenfluch" folgt die Reihe weiter der Tradition skandinavischer Krimidramen und verwebt geschickt polizeiliche Ermittlungen und menschliche Tragödien. Der Hintergrund und die Auflösung des Falls erinnert an gleich mehrere Handlungsstränge einer der besten Skandi-Noir-Serien überhaupt - "Die Brücke" -, ohne sie jedoch zu kopieren. Drehbuchautorin Dörte Franke und Regisseur Stephan Lacant haben gute Arbeit geleistet.
Willy Dettmeyer liefert die passenden Bilder zu dem düsteren Fall, und auch das eingespielte Ermittlerteam weiß einmal mehr zu überzeugen. Von einem von ihnen heißt es nun allerdings Abschied nehmen. Zumindest von seinem Darsteller: Christian Erdmann verlässt die Reihe mit dem zwölften Film, seine Figur des Kommissars Frank Weller übernimmt ab sofort Tom Radisch. Sein erster Fall heißt "Ostfriesenhölle", der Ausstrahlungstermin ist am Freitag, 18. April, bei ARTE.