10.12.2024 von SWYRL/Hans Czerny
Alle schimpfen auf Weihnachten, aber jeder feiert es. Das kann zur Pflichtübung werden, wie beim kulturell gemischten Ehepaar Leonie und Kian samt Kindern. Aber alles wird gut, spätestens, als das Christkind in Form eines gut verpackten Wonneproppens vor der Türe liegt.
Weihnachten kann zur Pflichtübung, wenn nicht gar zum Stresstest werden - Letzteres meistens sowieso. Bei der Erfurter Multikulti-Familie Rigi ist das so, und zwar aus gutem Grund. Der Haussegen hängt in dem etwas anderen Weihnachtsfilm namens "Die schönste Bescherung" längst schief. Leonie und Kian (Anna Unterberger, Reza Brojerdi) wollen sich nach Weihnachten trennen. Doch zuvor soll mit den Kindern noch einmal eine "schöne Bescherung" geheuchelt werden.
Dass dann doch alles anders kommt, liegt nicht so sehr an Kians Eltern, die plötzlich vor der Türe stehen und sich als allzeit bereite Haushaltshilfen andienen, als vielmehr an einem Baby, das kurz vor Weihnachten vor der Türe liegt. So was wird gerne genommen, wenn es um Bethlehem im neuen Outfit geht. Wie gut ist es doch, dass so ein Baby nicht viel reden, sondern allenfalls krähen kann. Erstens, weil sich die Rigis nun auf die Suche nach dem Vater des Kindes begeben müssen - und zweitens, weil ansonsten doch sehr viel erklärt und geplaudert wird.
Die erfahrene Autorin Sophia Krapoth und Regisseurin Karin Heberlein ("Sami, Joe und ich", Schweizer "Tatort") spielen ein bekanntes Strickmuster durch in ihrem etwas anderen Weihnachtsfilm. Erst das Chaos, und danach kommt der Weihnachtsfrieden. Dabei riskieren sie den Spagat zwischen einer romantischen Weihnachtskomödie, wie von ARD-Degeto und der erhofft anhänglichen Zuschauerschaft beim "Freitag im Ersten" verlangt, und einer gewissen Modernität, die in ihrem Bemühen um Realitätsbezug oft etwas hölzern wirkt.
Stimmt schon, von Weihnachtsschmu ist der Film weitgehend befreit, aber warum muss er dann ausgerechnet auf dem "Erfurter Weihnachtsmarkt" spielen, wie die Leuchtschrift am Originalschauplatz in großen Lettern signalisiert? Mutter Leonie verkauft dort selbstgebasteltes Kunsthandwerk, ihr neuer Freund hilft ihr dabei, während sich ihr Mann Kian als Sozialarbeiter in einer Jugendlichen-WG verdrückt. Die Spannungen zwischen den (Ex-)Partnern werden dabei leider auch für die Zuschauer sllzu sehr unter dem Tisch gehalten.
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Immer diese Schwiegereltern
Mit lauter Superlativen führt eingangs Söhnchen Elyas (Elliott Woodruff) in die Geschichte ein. Die "beste Stadt der Welt", der "schönste Weihnachtsmarkt", im Dom die "größte Glocke überhaupt". Aber auch das: "Nach Weihnachten zieht Papa aus." Dass das nicht eintreten soll, dafür hat er heimlich längst gesorgt: Dass Kians Eltern (Jutta Speidel, Ramin Yazdani) nach einem Brand in der eigenen Wohnung vor der Türe stehen, geht in Wahrheit auf einen Ehe-Rettungsversuch von Elyas zurück.
Mit altklugen Vorschlägen (Oma rät zur "Paartherapie"), recht trampeligen Einmischungen und mancherlei Slapstick um Schlafcouch und Herdpfanne sorgen die Alten für den gebotenen Wirbel, während Papa Kian in Verdacht gerät, der Vater des Babys zu sein, das irgendwann vor der Türe liegt. Doch - nun muss leider gespoilert werden - alles wendet sich zuletzt zum Guten.
Zudem sind ausgerechnet die letzten Szenen, in denen die 16-jährige Mutter des Findlings (Alice Posser) in ihrer Mietskaserne aufgetrieben wird, die am ehesten wahr wirkenden Szenen des Films. - Wer Ehrlichkeit ohne falschen Glamour will, müsste sich in Maßen übrigens auch der Gegenwart stellen. Die Zubereitung eines persischen Weihnachtsmenüs mit Namen Khoreschte-E-Fesenjan, das im Film vom deutsch-iranischen Großvater als Weihnachtsessen zubereitet wird, reicht da nicht.