19.01.2025 von SWYRL/Hans Czerny
Ring frei zur vierten Runde für das charmante (Albtraum-) Paar Anna (Katerina Jacob) und ihren Untermieter, Herrn Kurtz (Ernst Stötzner). Diesmal steht die Hochzeit von Annas Tochter an. Mit einem "Halbgott in weiß", dessen Vater von starkem Standesdünkel gezeichnet ist.
Der Titel ist mal wieder Programm am Freitagabend im Ersten. In "Anna und ihr Untermieter: Plötzlich Schwiegermutter" versucht "Herr Kurtz" (Ernst Stötzner) unterschwellig Anna (Katerina Jacob) noch immer Heiratsabsichten nahezubringen, indem er die übliche gemeinsame Steuererklärung erläutert ("Die meisten heiraten doch nur deswegen"), als Annas Tochter Karin (Katharina Schlothauer) mit der Meldung ins Haus geschneit kommt, sie sei über beide Ohren verliebt und heirate bald. Dass Anna, die Ehefeindin aus Erfahrung, das verhindern will, versteht sich von selbst - erst recht, wenn sie bedenkt, dass der Zukünftige Arzt ist und zudem Sohn eines, wie sich herausstellt, höchst schnöseligen Klinikdirektors. Der Halbgott in Weiß wird fortan torpediert, der Gott des Gemetzels lauert schon um die Ecke.
"Horst und Regine bitten zum Familientreffen!" - Die Meldung lässt Böses erahnen, gemeint sind der Direktor und seine Frau, Karins künftige Schwiegereltern. Wie sehr werden die Klassengegensätze - hier die frühere Parfümverkäuferin, dort ein Klinikdirektor, der vor sozialem Stolz schier zu platzen droht - aufeinanderprallen? Steht ein verbales Gemetzel an - wer blamiert hier wen? Oder wird man versöhnlich, steht vielleicht gar eine Doppelhochzeit an? - Immerhin wollen ja Anna und ihr Untermieter tief drinnen eigentlich auch ... Oder etwa nicht?
In Prachtbesetzung wird unter der Regie von Dagmar Seume (Drehbuch, wie immer: Martin Rauhaus) im vierten Film der beliebten Reihe ein so unterhaltsames wie ansehnliches Familienscharmützel aus dieser Konstellation. Doch die Bombe im schicken Stadtschloss der Oberklassigen platzt schon bald, fällt doch dem Hausherrn nichts Besseres ein, als sich und sein Ambiente samt Traumpark ("Kleines Versailles") zu loben und auch gleich nach Annas beruflicher Vergangenheit zu fragen. Wahrlich ein schwerer Job für den Darsteller des Kotzbrockens, Herbert Knaup, den er aber mit aller Nähe zur hanebüchenen Groteske bestens meistert. Wunderbar graumäusig und in sich gekehrt dagegen Anke Sevenich als seine bessere Ehehälfte, seit 37 Jahren dienend an seiner Seite.
Der Clinch der ungleichen Paare hat dank geschliffener Dialoge lange Zeit hohe Unterhaltungsqualität. Dass es dann zum Wink mit dem Zaunpfahl kommt und zur längst fälligen Emanzipation geblasen wird, dürfte der feministischen Ausrichtung des ARD-Freitagabends im Ersten geschuldet sein. Anna schwingt noch eine Rede und alle zeigen klare Kante gegen den selbsgerechten Haustyrann. Die Hochzeit zwischen den sozialen Schichten, sie funktioniert auch ohne ihn.